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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wächst.“
    „Es soll ein Zeichen für Wohkadeh sein. Die Sioux haben es an dem Lindenstamm in der Weise angebracht, daß es nach dem Tal zeigt. Diese Richtung haben sie also eingeschlagen, und ich denke, daß wir noch auf mehrere solcher Wegweiser treffen werden. Also vorwärts!“
    Winnetou war bereits schweigend vorangeritten, nachdem er nur einen kurzen Blick auf die Linde geworfen hatte. Das war so seine Art und Weise; er pflegte zu handeln, ohne viel zu sagen.
    Als der Zug eine kurze Strecke zurückgelegt hatte, fand sich eine Stelle, welche sich außerordentlich gut zum Lagern eignete. Hier wurde angehalten. Es gab Wasser, Schatten und vortreffliches Futtergras für die Pferde.
    Die Reiter stiegen ab und erlaubten den Tieren zu grasen. Die Schoschonen waren sehr gut mit in der Sonne getrocknetem Fleisch versehen, und die Weißen hatten noch von dem Proviant, welchen sie aus der Wohnung des Bärentöters mitgenommen hatten. Es wurde gegessen, und dann streckten sich die Männer in das Gras oder Moos, sich einem kurzen Schlummer hinzugeben, oder sie saßen in Gruppen zusammen, um sich zu unterhalten.
    Der unruhigste von allen war Bob, der Neger. Da er sich wund geritten hatte, schmerzten ihn die verletzten Stellen.
    „Masser Bob sein krank, sehr krank“, sagte er. „Masser Bob nicht haben mehr seine Haut an den Beinen. Ganze Haut sein fort, sein futsch, und nun kleben Hose an Beinen und tun so weh Masser Bob. Wer sein schuld daran? Die Sioux. Wenn Masser Bob sie finden, dann werden er sie totschlagen, bis sie nicht mehr sein können lebendig! Masser Bob nicht können reiten, nicht sitzen, nicht stehen, nicht liegen. Es sein, als haben Masser Bob Feuer an seinen Beinen.“
    „Es gibt ein Mittel“, sagte Martin Baumann, welcher neben ihm saß. „Such dir Colt'sfoot und leg die Blätter desselben auf die Wunden.“
    „Wo aber wachsen Colts'foot?“
    „Besonders an Waldrändern. Vielleicht ist gerade hier welcher zu finden.“
    „Aber Masser Bob nicht kennen diese Pflanze. Wie können er sie da finden?“
    „Komm! Ich will mit suchen.“
    Die beiden wollten sich entfernen. Old Shatterhand hatte ihre Worte gehört und warnte:
    „Nehmt eure Gewehre mit. Wir befinden uns hier nicht auf einem Marktplatz des Ostens. Man kann nie wissen, was der nächste Augenblick bringt.“
    Martin griff still zum Gewehr, und auch der Neger schulterte seine Muskete.
    „Yes!“ sagte er. „Masser Bob mitnehmen auch seine Rifle. Wenn kommt Siou oder wildes Tier, er sogleich erschießen alles, um zu beschützen sein jung Massa Martin. Come on!“
    Die beiden schritten langsam am Talrand hin, um nach der erwähnten Pflanze zu suchen; aber es war kein Huflattich zu sehen. So entfernten sie sich weiter und weiter von dem Lagerplatz. Es war so still und sonnig im Tal. Schmetterlinge gaukelten um die Blumen. Käfer summten und brummten von Ort zu Ort; das Wasser plätscherte so friedlich, und die Wipfel der Bäume badeten sich im Sonnenschein. Wer hätte da an eine Gefahr denken mögen!
    Da blieb Martin, welcher voranschritt, halten und deutete auf ein Linie, welche sich in kurzer Entfernung schnurgerade von dem kleinen Bach durch das Gras nach der Talwand zog, wo sie unter den Bäumen verschwand.
    Sie gingen hinzu und nahmen die Fährte in Augenschein. Das Gras war vom Wasser bis hinüber zu den Bäumen mehrere Fuß breit nicht nur nieder-, sondern so ausgetreten, daß der nackte Boden zum Vorschein gekommen war. Martin und Bob standen also vor einem wirklichen Pfad.
    „Das sein kein Tier“, meinte der Neger. „Hier sein laufen ein Mann mit Stiefeln immer hin und her. Massa Martin werden recht geben Masser Bob.“
    Der Jüngling aber schüttelte den Kopf. Er untersuchte den Pfad genau und antwortete:
    „Die Sache ist jedenfalls befremdend. Man kann keine Huf- oder Krallenspur erkennen. Der Boden ist so festgetreten, daß man nicht einmal bestimmen kann, zu welcher Zeit diese Fährte zum letztenmal betreten worden ist. Ich möchte wetten, daß nur ein Huftier einen solchen Gang auszutreten vermag.“
    „O schön, sehr schön!“ sagte der Neger erfreut. „Vielleicht es sein ein Opossum. Das sein Masser Bob sehr willkommen.“
    Das Opossum ist die virginische Beutelratte, welche bis einen halben Meter lang werden kann. Sie besitzt zwar ein zartes, weißes und fettes Fleisch, hat aber einen so eigentümlichen, widrigen Geruch, daß sie von Weißen niemals gegessen wird. Der Neger aber verschmäht sie nicht, und es gibt sogar

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