11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens
hinterlassen. Sie…«
Plana zuckte die Achseln.
»Die Dorante ist auch eine Spionin. Wenn ich dich liquidiert habe, kommt sie dran!«
Lennet wollte sich nicht ohne einen Rettungsversuch abschießen lassen. Er ließ sich über Bord fallen.
Die Maschinenpistole bellte los. Kopfüber stürzte Lennet ins Wasser. Er hatte die Oberfläche noch nicht erreicht, als eine Explosion ihn zur Seite drückte. Als er wieder auftauchte, sah er, daß das Boot nur noch ein Feuerball war. Die Kugeln Planas hatten den Treibstofftank getroffen.
Plana selbst stand am Ufer, ließ die Maschinenpistole herabhängen und hielt sich die rechte Hand. Lennet schwamm ans Ufer.
»He, Leutnant«, schrie er boshaft, »haben Sie ein Wehwehchen?«
In diesem Augenblick tauchte eine dritte Person zwischen den Büschen auf. Es war Liane. Sie hatte einen großen Stein in der Hand.
»Jerome?« rief sie. »Lebst du noch?« Plana wandte sich zu ihr um und verzog das Gesicht. »Da brauche ich dich ja gar nicht zu suchen«, brüllte er. Er nahm die Waffe in die linke Hand und legte auf das Mädchen an.
Lennet sprang. Mit dem Fuß erwischte er ihn an der Hüfte, dann schlug er ihn mit einem gezielten Handkantenschlag nieder. Plana brach zusammen. Eine Flasche Wermut, oder vielmehr eine leere Wermutflasche fiel aus seiner Tasche und rollte ins Wasser.
»Jerome, du hast mir das Leben gerettet«, rief Liane und fiel Lennet um den Hals. »Wenn ich richtig begriffen habe, war das eine Retourkutsche«, antwortete Lennet. »Du hast doch die rechte Hand Planas kampfunfähig gemacht.«
»Ja. Ich bin dir nachgegangen, um zu sehen, was hier gesprochen wird. Als ich sah, daß er dich aufs Boot springen ließ und töten wollte, dachte ich, daß er ja nur seine Pflicht tut, wenn du wirklich ein Verräter bist.«
»Aber als er davon gesprochen hat, daß er dich auch umbringen will…«
»Natürlich. Du lügst vielleicht, wenn du behauptest, für einen Geheimdienst zu arbeiten, aber von mir weiß ich sicher, daß ich keine Spionin bin! Ich weiß vielmehr genau, daß ich im Gegenteil für den Schutz dieser Erfindung arbeite, und zwar im Auftrag von General Cordovan.«
»Cordovan? Wer ist das?«
»Ein französischer Offizier. Groß, schön, braungebrannt, athletisch, blaue Augen…«
»Wie er aussieht, kümmert mich einen Dreck. Woher kennst du ihn?«
»Er ist vor einigen Monaten nach Obubu gekommen und suchte jemanden, um den Hafen zu überwachen für den Fall, daß sich dort verdächtige Gestalten zeigten. Wir lernten uns kennen. Ich habe ihm gesagt, daß ich für mein Land alles tun würde. So hat er mich aufgenommen. Ich bin Agent 713«. erklärte Liane, und sie schien sehr stolz auf sich zu sein.
Lennet kniete neben dem bewußtlosen Leutnant. Der arme Kerl würde sicher einige Stunden brauchen, ehe er das Bewußtsein wiedererlangte. Außerdem war die Hand gebrochen. Aber es war nichts, was nicht wieder heilen würde.
»Weiter!« sagte Lennet zu dem jungen Mädchen, ohne es anzusehen. »Du hast mich verdächtigt, nicht wahr? So verdächtigt, daß du dich an Bord versteckt und eine Axt mitgebracht hast, um den Kompaß zu verwirren! Und dann hast du zweimal versucht, mich mit dem Blasrohr zu töten?«
»Ich habe niemals versucht, dich zu töten«, entgegnete Liane voller Abscheu. »Wenn ich es versucht hätte, dann hätte es auch geklappt! Ich bin gar nicht so ungeschickt, nicht einmal mit einem Stein. Und wenn ich ein Blasrohr gehabt hätte… Nein, ich habe lediglich General Cordovan über einen Briefkasten Bericht erstattet, daß du angeblich nach Honolulu willst und daß ich heimlich mitfahren würde. Mehr weiß ich nicht.«
Lennet stand auf. Ihm drehte sich der Kopf. Jetzt glaubte er zu wissen, wer der Verräter war. Alles fügte sich zusammen. Keine Minute zu früh. Er ahnte die Wahrheit!
»Und jetzt, Liane?« fragte er. »Hast du deine Ansicht geändert? Hast du jetzt Vertrauen zu mir?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich weiß nur, daß du mir das Leben gerettet hast, daß Plana mich töten wollte und daß er sich dabei auch auf General Cordovan berief. Ich weiß nicht, wie das zusammenpaßt…«
Lennet ging auf das junge Mädchen zu und nahm ihre beiden Hände. »Liane«, sagte er ernst, »wir haben uns viel geärgert und uns gegenseitig verdächtigt, aber jetzt ist der Augenblick gekommen, zusammenzuarbeiten. Ich gebe dir mein Wort, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Ich verlange von dir für einige Stunden blinden Gehorsam, und
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