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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zwei Fächern mit Auszeichnung abschließen (mit zweiundzwanzig geschafft); allein durch Indien reisen (mit dreiundzwanzig); den Amazonas erforschen (sechsundzwanzig); mit dem Kajak den Nil hinunterfahren (siebenundzwanzig); einen maßgeblichen Aufsatz über Proust schreiben (noch in Arbeit); die Romane F. Scott Fitzgeralds für das Fernsehen bearbeiten (ebenfalls noch in Arbeit) ... Nicht einmal war sie auf dem ehrgeizigen Weg zur Erreichung ihrer sportlichen und intellektuellen Ziele auch nur gestolpert.
    Im persönlichen Bereich sah es etwas anders aus. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, vor ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag verheiratet zu sein und Kinder zu haben, hatte aber feststellen müssen, dass die Verwirklichung dieses Plans, die nur unter Mitarbeit eines entsprechend enthusiastischen Partners bewerkstelligt werden konnte, schwieriger war als gedacht. Eigentlich hatte sie es in der konventionellen Reihenfolge gewollt: erst die Heirat, dann die Kinder. Natürlich war es »in«, einfach zusammenzuleben und Kinder in die Welt zu setzen. Die Promis aus dem Schaugeschäft und dem Sport machten es täglich vor und wurden dafür, dass sie sich fortpflanzten wie die Karnickel, von der Regenbogenpresse auch noch in den Himmel gehoben, als wäre das ein besonderes Talent. Aber Jill gehörte nicht zu denen, die jeden Trend mitmachten, schon gar nicht, wenn es um ihre Projektliste ging. Man erreichte seine Ziele nicht, indem man Abkürzungen nahm, die nichts als flüchtige Modeerscheinungen waren.
    Durch die missglückte Beziehung mit Jonathon hatte ihre Zuversicht, ihre Ehepläne umsetzen zu können, eine Zeit lang schwer gelitten. Aber dann war Richard in ihr Leben getreten, und sie hatte sehr schnell erkannt, dass der Erfolg, der sich ihr bisher entzogen hatte, endlich in Reichweite war. In der Welt ihrer Großeltern - sogar ihrer Eltern - wäre es ein Wahnsinn gewesen, der nur ins Verderben führen konnte, vor Abgabe eines förmlichen Versprechens mit einem Mann intim zu werden. Selbst heute noch gab es wahrscheinlich jede Menge »gute Freundinnen«, die ihr in Anbetracht ihres Endziels geraten hätten, auf den Ring, die Kirchenglocken und das Konfetti zu warten, bevor sie mit dem Mann, den sie gern heiraten wollte, ins Bett ging, oder zumindest »vorsichtig« zu sein, wie es genannt wurde, bis die Unterschrift auf dem Standesamt geleistet war. Doch Richards ernstes Werben war für sie nach Jonathons schnödem Verrat besonders schmeichelhaft und wichtig gewesen. Sein Begehren hatte ihr Begehren geweckt, und diese Erkenntnis machte sie glücklich. Denn nach dem Fiasko mit Jonathon hatte sie schon daran zu zweifeln begonnen, dass sie je wieder fähig wäre, dieses hitzige Verlangen nach einem Mann zu empfinden.
    Dieses Verlangen war, wie Jill herausfand, untrennbar verbunden mit dem Wunsch nach einer Schwangerschaft. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass sie sich bewusst zu werden begann, wie wenig Zeit ihr noch blieb, aber jedes Mal, wenn Richard und sie in diesen ersten Monaten miteinander im Bett gewesen waren, wollte sie ihn noch tiefer in sich aufnehmen, als könnte dieser Akt totaler Hingabe garantieren, dass aus ihrer Vereinigung ein Kind entstehen würde.
    Sie hatte also gewissermaßen das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt, aber was spielte das schon für eine Rolle? Sie waren glücklich miteinander, und sie wusste, dass Richard sie liebte.
    Trotzdem regten sich manchmal Zweifel, ein Erbe, das Jonathon mit seinen leeren Versprechungen und Lügen ihr hinterlassen hatte. Zwar hielt sie sich, wenn diese Zweifel auftauchten, jedes Mal vor, dass die beiden Männer nichts gemeinsam hatten, aber es gab Momente, wo ein Schatten auf Richards Gesicht oder ein Schweigen in einem Gespräch mit ihm flatternde Unruhe bei ihr auslöste.
    Selbst wenn Richard und ich nicht heiraten, pflegte sie sich in den schlimmsten Momenten zu sagen, kann Catherine und mir nichts passieren. Ich habe schließlich einen Beruf, auf den ich zurückgreifen kann! Und die Zeiten, als ledige Mütter wie Aussätzige behandelt wurden, sind längst vorbei.
    Aber darum ging es in Wirklichkeit gar nicht. Es ging um die Erreichung ihres Ziels, um Heirat und Familie, wobei die Familie für sie durch Vater, Mutter und Kind definiert war.
    Und mit diesem Ziel vor sich, sagte sie jetzt schmeichelnd zu Richard: »Ach, Schatz, ich weiß, du wärst sofort einverstanden, wenn du es sehen könntest.« Sie waren in Richards Wagen auf dem Weg von Shepherd's

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