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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Constable.«
    »Auch nicht über Katja Wolf?«, fragte er. »Warum sie mit ihrer Anwältin im Schlepptau bei Ihnen war? Wollen die Sie verklagen, oder was?«
    »Hören Sie, ich habe nichts zu sagen, und ich kann mir in meiner Position keine Konzessionen erlauben. Ich muss auf meine Zukunft und zwei junge Menschen Rücksicht nehmen.«
    »Aber nicht auf einen Ehemann?«
    Sie strich sich wieder mit einer Hand über das Haar. Es schien eine typische Geste von ihr zu sein. »Ich war nie verheiratet, Constable. Ich kümmere mich um die beiden Kinder meiner Schwester. Sie waren vier und sechs, als sie zu mir kamen. Ihr Vater wollte sie nicht haben, als meine Schwester starb - er war zu sehr damit beschäftigt, sein Single-Dasein zu genießen. Aber seit ihm langsam klar wird, dass er nicht ewig zwanzig Jahre alt sein wird, kommt er offenbar zur Vernunft. Ehrlich gesagt möchte ich ihm keinen Grund geben, mir die Kinder wegzunehmen.«
    »Gibt es denn einen Grund? Was für einer wäre das wohl?«
    Anstatt ihm zu antworten, stand Noreen McKay auf und ging an den Tresen. Dort bestellte sie und wartete, während ihr ein Gin Tonic gemacht wurde.
    Nkata beobachtete sie und versuchte, die Lücken der Unkenntnis durch aufmerksame Betrachtung ihrer Person zu schließen. Es hätte ihn interessiert, was Noreen McKay an der Tätigkeit in einer Strafanstalt fasziniert hatte - die Macht über andere. die sie einem verlieh, oder die Möglichkeit, im Trüben zu fischen.
    Mit dem Glas in der Hand kehrte sie an den Tisch zurück und sagte: »Sie haben beobachtet, dass Katja Wolff und ihre Anwältin bei mir waren. Aber das ist auch alles, was Sie gesehen haben.«
    »Ich habe auch gesehen, dass sie einfach ins Haus gegangen ist. Sie hat nicht angeklopft.«
    »Constable, sie ist Deutsche.«
    Nkata schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern, schon mal gehört zu haben, dass es bei den Deutschen nicht Sitte ist, anzuklopfen, bevor man ein fremdes Haus betritt, Miss McKay. Ich glaube, die kennen die Regeln ziemlich genau, besonders die, die besagen, dass man bei den Leuten nicht anzuklopfen braucht, bei denen man sich schon häuslich eingerichtet hat.«
    Noreen McKay hob ihr Glas. Sie trank und schwieg.
    Nkata sagte: »Was mich an der Situation interessiert, ist Folgendes: War Katja Wolff die erste im Knast, mit der Sie was hatten, oder war sie eine von vielen?«
    Noreen McKay lief rot an. »Sie wissen überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich rede von Ihrer Stellung in Holloway und der Frage, ob und wie sie sie möglicherweise über Jahre hinweg ausgenützt haben, und was die Gefängnisleitung für geeignete Maßnahmen bereit halten würde, wenn rauskommt, dass sie ganz andere Dinge getrieben haben, als nur die Türen abzusperren. Wie lang sind Sie jetzt dabei? Sie kriegen eine Pension? Haben Sie eine Beförderung in Aussicht? Wie sieht's aus?«
    Sie lächelte ohne Erheiterung, als sie sagte: »Wissen Sie, ich wollte eigentlich zur Polizei, Constable, aber ich leide an einer Lesestörung und habe die Prüfungen nicht geschafft. Da bin ich in den Vollzug gegangen, weil ich der Meinung bin, jeder Bürger sollte die Gesetze achten, und wer die Grenzen übertritt, sollte bestraft werden.«
    »Und Sie selbst haben sie übertreten. Bei Katja. Sie musste eine Strafe von zwanzig Jahren verbüßen -«
    »Sie war nicht die ganze Zeit in Holloway. Es kommt praktisch nie vor, dass jemand seine ganze Strafe hier absitzt. Aber ich bin seit vierundzwanzig Jahren hier. Ich denke, dass Ihre Vermutung - wie auch immer sie aussieht - auf ziemlich wackligen Füßen steht.«
    »Katja Wolff war hier in Untersuchungshaft. Sie war während des Prozesses hier. Und sie hat einen Teil ihrer Strafe hier verbüßt. Und als sie verlegt wurde - nach Durham, richtig? -, bekam sie die Erlaubnis, Besuche zu empfangen, und musste zu diesem Zweck eine Liste mit den Namen der Leute einreichen, die sie erwartete. Wetten, dass ich Ihren Namen - wahrscheinlich als einzigen neben dem ihrer Anwältin - auf der Liste finden würde? Und dann war sie noch mal eine Zeit lang hier in Holloway, nehme ich an. Ja, das hat sich intern bestimmt ohne allzu große Schwierigkeiten arrangieren lassen. Was für eine Stellung haben Sie, Miss McKay?«
    »Ich bin stellvertretende Gefängnisdirektorin«, antwortete sie.
    »Ich denke, das wissen Sie.«
    »Die stellvertretende Direktorin mit Geschmack an den Damen. Waren Sie immer schon homosexuell?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an.«
    Nkata

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