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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatte. Aus den dürftigen Informationen, die er von ihr bekommen hatte, ließ sich kaum etwas machen. Doch man sollte nicht zu gering einschätzen, was er bereits wusste, was er aus diesem Wissen schließen konnte, und was er daraus letztlich machen konnte. Tatsache allerdings war, so ungern er sich das eingestand, dass er von ihr lediglich eine Bestätigung brauchte und eine Zeitangabe. Alles andere, all das Wie und Warum, das hätte er zwar gern erfahren, aber es bestand keine dienstliche Notwendigkeit, es zu wissen.
    »Der tödliche Autounfall mit Fahrerflucht in Hampstead«, sagte er, »geschah neulich Abend so zwischen zehn und elf. Harriet Lewis behauptet, sie könnten Katja Wolff für diese Zeit ein Alibi geben, würden es aber nicht tun. Aus diesem Grund vermute ich, dass zwischen Ihnen und Katja Wolff was läuft, was Sie schlecht aussehen lässt, wenn es rauskommt.«
    »Ich habe es schon einmal gesagt: Darüber spreche ich nicht.«
    »Das hab ich begriffen, Miss McKay. Wie war's dann, wenn Sie über das reden, worüber Sie zu reden bereit sind? Wie war's mit nüchternen Fakten ohne Schnörkel?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nur ja oder nein.«
    Noreen McKay schaute zum Tresen hinüber, wo ihre Kollegen Bier tranken. Die Tür wurde geöffnet, und es traten noch drei Gefängnisangestellte ein, alles Frauen in Uniformen wie Noreen McKay eine trug. Zwei von ihnen grüßten sie und schienen zu überlegen, ob sie an ihren Tisch kommen und sich mit ihrem Begleiter bekannt machen lassen sollten. Noreen McKay wandte sich brüsk von ihnen ab und sagte leise: »Das ist unmöglich. Ich hätte nicht ... Wir müssen gehen.«
    »Das würde sich aber nicht besonders gut machen, wenn Sie jetzt davonlaufen«, murmelte Nkata. »Schon gar nicht, wenn ich gleichzeitig aufspringe und Ihnen hinterherbrülle. Nur ein paar klare Antworten, ja oder nein, Miss McKay, und ich bin weg. Ich verschwinde wie Spülwasser, und Sie können denen über mich erzählen, was Sie wollen. Dass ich der Schulpsychologe bin und Sie wegen Ihres Neffen sprechen wollte. Oder ein Talentsucher von Manchester United, der sich für den Jungen interessiert. Ist mir völlig egal. Nur ja oder nein, und für Sie bleibt alles beim Alten, wie auch immer das ausschaut.«
    »Sie haben keine Ahnung.«
    »Eben. Das hab ich ja gesagt. Wie auch immer es ausschaut.«
    Sie starrte ihn einen Moment lang schweigend an. Dann sagte sie: »Also gut. Fragen Sie.«
    »War sie vor drei Tagen abends bei Ihnen?«
    »Ja.«
    »Zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht?«
    »Ja -«
    »Um welche Zeit ist sie gegangen?«
    »Wir hatten ja oder nein vereinbart.«
    »Richtig. Ist sie vor Mitternacht gegangen?«
    »Nein.« »Ist sie vor zweiundzwanzig Uhr gekommen?«
    »Ja.«
    »Kam sie allein?«
    »Ja.«
    »Weiß Mrs. Edwards, wo sie war?«
    Noreen McKay blickte bei dieser Frage an ihm vorbei, aber sie schien es nicht zu tun, weil sie die Absicht hatte, zu lügen. »Nein«, antwortete sie.
    »Und gestern Abend?«
    »Was meinen Sie?«
    »War Katja Wolff gestern Abend bei Ihnen? Sagen wir, nachdem ihre Anwältin gegangen war?«
    Noreen McKay sah ihn wieder an. »Ja.«
    »Ist sie geblieben? War sie gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig und Mitternacht noch da?«
    »Ja. Sie ist - es dürfte ungefähr halb zwei gewesen sein, als sie ging.«
    »Kennen Sie Mrs. Edwards?«
    Wieder wanderte ihr Blick von ihm weg. Er beobachtete, wie ein Muskel an ihrem Hals sich anspannte. Sie sagte: »Ja. Ja, ich kenne Yasmin Edwards. Sie hat den größten Teil ihrer Strafe in Holloway verbüßt.«
    »Sie wissen, dass sie und Katja ...«
    »Ja.«
    »Was drängen Sie sich dann zwischen die beiden?«, fragte er abrupt, und die Vereinbarung mit ihr wurde von einem plötzlichen Bedürfnis, zuzuschlagen, verdrängt, einem persönlichen Bedürfnis, das er sich kaum eingestehen konnte und überhaupt nicht verstand. »Sie haben wohl einen Plan, Sie und Katja? Benutzen Sie beide Mrs. Edwards und ihren Jungen für Ihre eigenen Zwecke?«
    Sie sah ihn an, ohne etwas zu sagen.
    »Das sind Menschen, Miss McKay«, fuhr er fort. »Menscher die ein eigenes Leben und Gefühle haben. Wenn Sie und Katj Wolff die Absicht haben, Yasmin Edwards etwas anzuhängen, sie in irgendwas reinzuziehen, sie schlecht zu machen, in Gefahr zu bringen -«
    Mit einer heftigen Bewegung beugte sich Noreen McKay über den Tisch und zischte: »Sehen Sie denn nicht, dass genau das Gegenteil der Fall ist? Ich stehe schlecht da. Ich bin in Gefahr. Und warum?

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