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110 - Herrin der Seelen

110 - Herrin der Seelen

Titel: 110 - Herrin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Raum, der wie eine einfache Gesindekammer eingerichtet war, mit einem Bett, einem Schrank und einem Stuhl. Ein Mann lag in dem Bett, ein struppiger, zottelbärtiger alter Landstreicher mit einer roten Knollennase. Er hatte verschmitzte kleine Äuglein. Burian Wagner beachtete ihn jedoch nicht weiter. Er hatte keine Ahnung, daß er den Dämonenkiller Dorian Hunter in einer Maske vor sich hatte.
    Auf einem Eckschränkchen, einem Wandbord und in und auf einem kleinen Schränkchen sah Burian Runen, Runenstäbe, Runenbündel, Runen aus Holz und Metall, Runen des altgermanischen Futhark-A1phabets, angelsächsische, gemeingermanische, skandinavische und dänische Runen, auch die stark vereinfachten Hälsinger Runen aus Schweden, die zuletzt entwickelten, die praktisch nur noch Runenkürzel waren. Burian wußte nicht viel über Runen, aber doch einiges. Ihm wurde kalt, obwohl in dem Haus ein gemäßigtes Klima herrschte.
    Auf einem hochlehnigen, thronartigen Stuhl mit verzierter und vergoldeter Rückenlehne saß eine Frau, die er zunächst gar nicht erkannte. Runen lagen vor ihr auf dem Tischchen, über das eine rote Decke gebreitet war. Eine Kristallkugel stand da vor ihr. Ein Drudenfuß, handtellergroß, mit kleinen Runen lag daneben. Die Frau hatte rotes, zu einer Lockenfrisur aufgetürmtes Haar und trug ein schwarzes Kleid.
    Die Frau war Tamara Kublajin. Aber wie hatte sie sich verändert? An ihre Beine schmiegte sich schnurrend die schwarze Katze. Als sie Burian Wagner sah, machte sie einen Buckel.
    Früher war Tamara Kublajin eine herbe Schönheit gewesen; so hatte Burian Wagner sie jedenfalls in Erinnerung. Jetzt war ihr Gesichtsausdruck herrisch, starr und kalt, und ihr Blick war stechend. Ein hochmütiges Lächeln umspielte ihren Mund. „Nun, Burian Wagner, erkennst du mich noch?" „Ich erkenne dich, du verdammte Hexe", stieß Burian Wagner hervor.
    Seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft. Er vergaß seine Schmerzen. Erst jetzt bemerkte er, daß das Gesicht Tamara Kublajins anders war als alle Gesichter, die er kannte. Es verbarg sich etwas dahinter. Es wirkte nicht eigentlich alt, mehr wie das einer Frau zwischen fünfunddreißig und fünfzig Jahren. Trotzdem hatte Burian den Eindruck etwas Uraltes zu sehen, wenn er dieses Gesicht betrachtete. So stellte er sich das Gesicht einer nordischen Totengöttin vor. Burian Wagner schüttelte seine Benommenheit ab und ging auf die rothaarige Frau zu. Er wollte sie packen, sie fragen, wie es damals gewesen war, als die Schauspielerin ums Leben kam und er vor Gericht mußte. Er wollte sie zwingen, ihm zu antworten. Was er dann mit ihr machen würde, wußte er noch nicht. Das hing vom Grad seiner Wut ab und von dem, was sie tat. Burian Wagner war kein kaltblütiger Mörder. Aber im Affekt war er imstande, Tamara Kublajin den Hals umzudrehen.
    „Hexe", sagte er, „dein Katzenköter hilft dir nichts."
    „Vielleicht doch", antwortete Tamara Kublajin hochmütig lächelnd. Die schwarze Katze sprang auf ihren Schoß. Ihre grünen Augen funkelten Burian Wagner an, und er blieb abrupt stehen.
    Tamara Kublajin streckte ihm ihren mit Runen versehenen Drudenfuß entgegen. Ihre Augen loderten, und das hochmütige Lächeln vertiefte sich noch.
    „Ich werde dich zu meinem Sklaven machen, Burian Wagner, du Narr", sagte die Runenhexe. „Du sollst im Steinbruch schuften wie die anderen. Du ahnst nicht, welche Macht ich gewonnen habe, seit der Geist Futharks in mich einging und ich dann später die Verbündete des großen Luguri wurde. Armseliger!"
    Burian Wagner sah gebannt in die Augen der Katze. Diese Katze hatte Tamara Kublajin früher nicht gehabt. Er wußte nicht, wie ihm geschah. Es war ihm, als schlugen Blitze in sein Gehirn ein; er war nicht mehr der gleiche. Eine willenlose, harmlose Kreatur stand vor der Hexe. Die Hexenkatze hatte Burian Wagners Psyche aufgespalten.
    Tamara Kublajin, die Hexe Futhark, schob die Runen am Drudenfuß hin und her und murmelte Beschwörungen. Eine blutrote Aura erschien hinter der Hexe, und viele verzerrte Fratzen wurden schemenhaft darin sichtbar.
    Es war ein unheimliches, furchtbares Bild. Burian Wagner wankte und stöhnte. Er preßte die Hände gegen den schmerzenden Kopf. Immer noch schaute ihn die Katze mit ihren grünen, funkelnden Augen an.
    „Es sind Seelenbilder, Burian, die du da siehst", sagte die Runenhexe höhnisch. „Erkennst du auch die Abbildung deines es in der blutroten Aura?"
    „Bitte!" stöhnte Burian Wagner.

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