110 wirksame Behandlungsmoeglichkeiten bei Krebs
ertragen werden müssen. Außerdem wirkt sich jede Chemotherapie nachteilig auf das Immunsystem aus, das im Gegenteil eigentlich gestärkt werden müsste, um die körpereigene Krebsabwehr zu gewährleisten. Es kann auch vorkommen, dass Krebszellen resistent gegen ein Mittel werden. Es wäre wünschenswert, wenn sich zuverlässig vorhersagen ließe, ob eine Chemotherapie den Tumor, den sie vernichten soll, auch tatsächlich vernichten kann. Für Antibiotika ist ein solches Verfahren schon längst üblich.
Es gibt Testverfahren, die prinzipiell bei allen soliden Tumoren anwendbar sind (z. B. Eierstock, Brust, Lunge, Darm). Unter dem Oberbegriff Sensibilitätstestung wird sowohl Sensitivitäts- als auch Resistenztestung gefasst. Mit diesen Tests kann ermittelt werden, welche der zur Wahl stehenden Zytostatika die beste Wirkung versprechen bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wirken werden.
Mithilfe derartiger Tests ist nach Ansicht der Wissenschaftler eine »maßgeschneiderte Chemotherapie« möglich.
Testungen sind prinzipiell immer möglich, wenn man an frisches Tumorgewebe zur Testung gelangen kann und eine Chemotherapie nach Meinung der Medizin notwendig ist. Aufgrund der Studienlage ist eine Testung jedoch insbesondere in folgenden Fällen sinnvoll: 1. wenn es keinen Standard für die entsprechende Erkrankung gibt, 2. wenn es gleichwertige Therapiemöglichkeiten gibt und 3. wenn aufgrund des Gesundheitszustandes eine Standardtherapie nur eingeschränkt möglich wäre. Daher ist die Testung vor allem dann angebracht, wenn eine Chemotherapie nicht anschlägt oder wenn sie später im Falle eines Rezidivs wiederholt werden muss. In diesen Fällen haben sich oftmals Zellen gebildet, die auf bestimmte Zytostatika nicht mehr ansprechen, d. h. resistent gegen die Chemotherapie sind. Die Vorhersagewerte sind für die Wirksamkeit (= Sensitivität) bzw. für die Unwirksamkeit (= Resistenz) recht unterschiedlich.
Tumor-Chemo-Sensitivitätstest. Bei dem Tumor-Chemo-Sensitivitätstest mit dem Namen ATP-TCA-Test (ATP-Tumor-Chemosensitivity-Assay-Test) wird das durch eine Biopsie gewonnene oder bei der Operation anfallende Tumorgewebe im Labor einer speziellen Lösung ausgesetzt, bis die Krebszellen vereinzelt vorliegen. Diese werden auf Testplatten verteilt und mit einem der zu prüfenden Zytostatika versetzt. Dann wird der ATP-Gehalt in den Zellen gemessen. ATP ist der wesentlicheEnergielieferant der Zelle. Schnell wachsende Zellen enthalten viel, ruhende Zellen dagegen weniger ATP. Bei letaler Zellschädigung, beispielsweise durch die Wirkung eines Chemotherapeutikums, fällt der ATP-Gehalt in Sekundenbruchteilen auf Null ab. Ein Zytostatikum ist umso wirkungsvoller, je weiter der ATP-Gehalt in den Krebszellen absinkt. Insbesondere bei Brust- und Eierstockkrebs zeigt der Test gute Ergebnisse. Dennoch ist die Zuverlässigkeit nicht unumstritten, und die Kosten von über 1000 Euro werden von den Kassen nicht getragen.
WICHTIG
Eine dänische Studie hat gezeigt, dass ein früher Beginn der Chemotherapie innerhalb der ersten drei Wochen nach der Operation keinen Überlebensvorteil für Patientinnen mit Brustkrebs bedeutet. Daher lassen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung oder Testuntersuchungen.
Der Chemotherapie-Resistenz-Test mit dem Namen CTR®-Test ist eine Laboruntersuchung, die ebenso lebendes Tumorgewebe benötigt. Ein wesentlicher Unterschied zum Sensitivitätstest ist, dass der CTR®-Test speziell auf die Vorhersage von Unwirksamkeiten optimiert wurde. Dadurch ist der Test in der Lage, mit sehr hoher Genauigkeit (>95 %) ein unwirksames Medikament zu identifizieren. Durch Kenntnis der Zytostatika, die dieser Test als resistent einstuft, kann eine von vornherein unwirksame, aber nebenwirkungsreiche Therapie vermieden werden. Zahlreiche Studien mit über 9000 Patienten unterstreichen den Nutzen dieses Tests, so dass dieser in Deutschland seit 2007 eine vorläufige Kostenerstattung als neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode (NUB) aufweisen kann. Der CTR®-Test wird in Kliniken, die einen Antrag auf Kostenerstattung gestellt haben, von den Kassen bezahlt. Der CTR®-Test kann anhand aller solider Tumoren und auch mit malignen Flüssigkeiten (Aszites, pleuraler Erguss) durchgeführt werden.
Informationen:
Chemosensitivität: Lance-Laborgesellschaft mbH, Bonn, → www.lance.de
Chemoresistenz: TherapySelect GmbH & Co. KG, Heidelberg, → www.therapyselect.de
Infoblatt: Wirksamkeitstest für Chemotherapie. GfBK,
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