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1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich aus anderen Situationen begleiteten. Es waren eher dumpfe Gefühle, die durch meinen Kopf glitten. Watte hatte sich dort ausgebreitet und sorgte dafür, daß sich meine Gedanken nicht so entfalten konnten, wie ich es gern gehabt hätte.
    Ich lag auf dem Boden, und es war auch nicht nur dunkel um mich herum. Allerdings auch nicht hell. Nur ein schwacher Lichtschein erwischte mich, der der ansonsten dunklen Umgebung mehr ein graues Flair verschaffte.
    Unter mir spürte ich das Holz harter Bohlen. Ich nahm auch Gerüche wahr, die zu einer Küche paßten. Es roch nach Essen, nach Kaffee und vielleicht nach Gin.
    So locker wie normal kam ich nicht auf die Füße. In der Nähe stand ein Stuhl. Auf dessen Sitzfläche stützte ich mich ab und blieb auf recht wackligen Beinen stehen.
    Wie gesagt, es war nicht dunkel. Das wenige Licht strahlte von einer Lampe ab, die auf einer Fensterbank stand. Ich erinnerte mich, sie gesehen zu haben, und auch der Stuhl kam mir bekannt vor.
    Darauf hatte ich gesessen.
    Er stand neben einem Tisch. Auf der Platte fielen mir die Flasche Gin und die beiden Gläser auf.
    Seltsam…
    Ich kannte alles. Auch das Regal, die Eckbank ebenfalls. Ein mir bekanntes Zimmer, in dem ich mich schon einmal aufgehalten hatte. Es war gleich und trotzdem anders. Mir fiel der Unterschied auf. Es lag am Licht, das zwar noch brannte, doch nicht mehr von der Deckenleuchte abgestrahlt wurde.
    Neben dem Tisch blieb ich stehen und hatte meine Hand auf die Platte gelegt. Von oben herab schaute ich auf die Sitzfläche des zweiten Stuhls, krauste die Stirn, weil ich gedanklich etwas mit ihm in einen Zusammenhang brachte.
    Der Stuhl war leer, aber er war nicht immer leer gewesen. Auf ihm hatte jemand gesessen und Gin getrunken. Eine junge Frau mit schwarzen Lockenhaaren, sehr aufreizend gekleidet. Sie hatte mich auch in diese Küche hineingebeten. Sie hatte Gin getrunken, dann war sie ins Schlafzimmer gegangen.
    Ja, so war es gewesen.
    Die Tür sah ich.
    Sie war nicht geschlossen. Mein Blick fiel in den Raum, aber er verlor sich in den dort lauernden Schatten, die eigentlich alles überdeckten.
    In diesem Zimmer hatte sich die junge Frau ausgezogen. Das war mir auch noch klar. Sie hatte sich dann auf das Bett gelegt, wahrscheinlich, um mich zu verführen.
    Dazu war es nichtgekommen. Es hatte nicht nur an mir gelegen, sondern auch an den Umständen, die plötzlich ganz andere gewesen waren. Vom Lichtkreis an der Decke hatten sich Schatten gelöst und waren beinahe überfallartig auf mich zugestürmt. Zuvor hatten sie die junge Frau erwischt.
    Nein, nicht nur das allein. Die Schatten hatten sich auch auf ihrer Haut als Bemalungen abgezeichnet. Es waren keine Tätowierungen gewesen, sondern normale Hautmalereien, wie sie seit kurzem modern waren. Die Sängerin Madonna hatte praktisch damit angefangen und den entsprechenden Trend gesetzt.
    Fay Waldon hatte die junge Frau geheißen. Jetzt war mir auch ihr Name wieder eingefallen. Sie war von den schattenhaften Bemalungen regelrecht terrorisiert worden, und sie hatte mich sogar angreifen wollen. Mein Kreuz hatte es geschafft, diesen Angriff abzuwehren. Danach war sehr schnell die Dunkelheit gekommen.
    Und jetzt fand ich mich in der Küche wieder.
    Was war mittlerweile im Schlafzimmer geschehen? Ich glaubte mich daran erinnern zu können, daß Fay Waldon von einer Zeit gesprochen hatte, die um war.
    Welche Zeit?
    Mich brachte dies auf den Gedanken, einen Blick auf die Uhr zu werfen. Ich stellte fest, daß die erste Morgenstunde vorbei war. Also die Geisterstunde, wie es im Volksmund heißt.
    Wie ging es weiter? Von allein bestimmt nicht. Ich selbst mußte etwas tun und gehorchte dem Drang, zur Schlafzimmertür zu gehen. Ich brauchte sie nicht einmal aufzustoßen, sie bot Platz genug zum Eintreten.
    Diesmal brannte kein Licht. Die Decke war dunkel. Und die Schatten, die sich dort abzeichneten, waren auch nicht zerrissen, sondern lagen als kompakte Masse auf ihr.
    An der rechten Wand fand ich einen Lichtschalter. Das leise Klicken war kaum verklungen, als die Lampe unter der Decke ihr Licht verstreute. Nicht das Licht, das ich in Erinnerung hatte. Es war nicht düster, sondern normal hell, wenn auch nicht strahlend.
    Im Bett sah ich eine nackte Frau, die auf der Seite lag und schlief. Ich brauchte nicht zweimal hinzuschauen, um zu wissen, daß es Fay Waldon war. So hatte ich sie kennengelernt, wenn auch nicht ausgezogen. Ihre Kleidung lag ebenfalls auf dem Bett, auf dessen

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