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1108 - Leichengasse 13

1108 - Leichengasse 13

Titel: 1108 - Leichengasse 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wünscht sich den berühmten Schutzengel, und ich wußte auch, daß es Engel gab, die sich in verschiedenen Formen und Gestalten zeigten. Manchmal mit Flügeln, dann wieder ohne. So einfach wollte ich hier nicht zustimmen.
    Wenn es so einfach war, warum hielt er sich dann versteckt und hatte nicht eingegriffen?
    »Du kannst mir nicht glauben?«
    »Ich zweifle, Fay.«
    »Soll ich ihn rufen?«
    »Bringt es etwas?«
    »Ja, er soll den Weg wieder frei machen. Er hat mir versprochen, den alten Götzen zu vernichten, und ich möchte dabei sein, wenn es dir recht ist, John.«
    Meinen Vorsatz hatte ich bereits vergessen. So schnell würde ich die Leichengasse jetzt nicht mehr verlassen. Bisher war alles nur Theorie, doch das konnte sich schnell ändern.
    »Er müßte sich eigentlich zeigen«, sagte ich.
    »Der alte Götze weiß, daß er ein Feind ist.«
    »Woher?«
    »Chris Iron hat es mir gesagt. Sie kennen sich schon aus den uralten Zeiten.«
    »Da waren sie auch Feinde?«
    »Sicher«, erklärte Fay beinahe fröhlich. »Die Engel standen immer auf der Seite des Guten. Chris hat nur jetzt seine Schwierigkeiten gehabt, weil er sich erst zurechtfinden mußte. Aber er hat den Götzen nicht vergessen.«
    »Warum hat er sich an dich gewandt?« fragte ich.
    »Schau mich an. Du kennst meinen Körper. Du hast die Bemalungen gesehen.« Sie lächelte und schüttelte dabei langsam den Kopf. »Sie stammen nicht von mir, John. Ich habe sie mir nicht zugefügt. Oder nicht aus freiem Willen.«
    »Dann war es der Götze.«
    »Er hat mich geleitet. Ich konnte nicht anders, denn er nahm von mir Besitz. Und so mußte ich mich bemalen, denn ich bin für ihn das Tor gewesen. Durch mich konnte er die Zeiten überbrücken. Ich habe ihn praktisch geweckt und hergeholt. Das ist alles, was ich dir sagen kann. Nein, noch eins. Sein alter Feind hat den Götzen nicht aus den Augen gelassen, und er ist erschienen, um den Schrecken zu beenden. Es ist eine alte Rache, ein Kampf.«
    »Leider kam dein Beschützer zu spät«, sagte ich. »Wäre er früher gekommen, dann wären meine Kollegen noch am Leben und auch einige andere Menschen, die hier spurlos verschwunden und nicht wieder aufgetaucht sind.«
    »Chris ist nicht unfehlbar.«
    Ich nahm es hin und erkundigte mich, ob wir weitergehen sollten.
    »Nein, John, das hier ist meine Heimat. Das Haus Nummer dreizehn. Leichengasse dreizehn, wie man sagt. Hier an dieser Stelle wird sich das Schicksal erfüllen.«
    Ich war auch weiterhin skeptisch, doch diese Zweifel wurden mir genommen.
    Chris Iron kehrte zurück!
    Ich staunte ihn an, als er aus der Tür des Hauses mit der Nummer 13 trat. Völlig locker und losgelöst, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    »Habe ich es dir nicht gesagt, John?«
    Ja, das hatte sie. Fay bekam trotzdem keine Antwort von mir, weil sich mein Augenmerk einzig und allein auf diese Gestalt konzentrierte, die alt war und mir trotzdem neu vorkam, da sie sich verändert zeigte. Sie war dunkler geworden und zugleich heller. Die Haare standen noch immer in die Höhe, doch seine Hautfarbe hatte sich verändert. Sie schimmerte heller und glänzte auch, wie frisch geputztes Metall. Die Gestalt trug auch keine Kleidung mehr und war nackt. Aber das Wesen war weder Mann noch Frau, sondern geschlechtslos.
    Allmählich kam auch ich zu der Überzeugung, so etwas wie einen Engel vor mir zu sehen, obwohl keine Flügel auf seinem Rücken wuchsen. Sie waren auch unterschiedlich, da hatte ich meine Erfahrungen sammeln können.
    Weder Fay noch ich redeten. Auch die Leichengasse lag in absoluter Stille; selbst Chris war nicht zu hören. Er mußte uns gesehen haben, doch er würdigte uns mit keinem Blick, weil er die Gasse weiter hochgehen wollte.
    Ich stellte mich ihm in den Weg.
    Er blieb tatsächlich stehen.
    Aus einer sehr nahen Distanz schauten wir uns in die Augen. Ich stellte fest, daß sich seine ebenfalls verändert hatten. Sie besaßen nicht mehr den normalen menschlichen Blick, sondern schimmerten so metallisch wie das Outfit.
    »Wer bist du?« fragte ich ihn.
    »Sie hat es dir erzählt!«
    Seine Stimme war die gleiche geblieben, auch wenn ich ein Vibrieren darin gehört hatte.
    »Ein Rächer?«
    »Auch.«
    »Ein Engel?«
    »Ich bin ein Beschützer, John Sinclair. Ich bin einer, der nicht will, daß die alten Zeiten zurückkehren. Aus diesem Grunde bin ich hergekommen. Daß dieser Platz verseucht und verflucht ist, wissen die Menschen nicht mehr, denn die alten Geschichten sind im Sumpf der

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