Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
111 - Wenn das Grauen sich erhebt

111 - Wenn das Grauen sich erhebt

Titel: 111 - Wenn das Grauen sich erhebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Höllenfürsten. Bartholomew Hall rief Sie gestern nicht zum erstenmal, Mirjana, aber Sie waren noch nicht soweit, ihn zu hören. Dazu mußte erst diese Kraft in Ihnen erwachen.«
    »Welche Kraft meinen Sie?« fragte Mirjana Marell völlig durcheinander.
    »Das, was Sie seit gestern nacht in sich spüren«, erklärte Miß Blair Sheene. »Es wird wachsen und gedeihen. Es wird Ihnen helfen, im Kampf mit dem Bösen zu überleben. Bartholomew Hall wollte den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen, deshalb rief er Sie immer wieder. Zwischen Nacht und Tag liegt das Morgengrauen, die Morgendämmerung. Alles ist still, aber man spürt bereits das Erwachen des neuen Tages, und es wird allmählich hell. Etwas in dieser Art vollzieht sich zur Zeit in Ihnen, Mirjana. In dieser Dämmerung sah Bartholomew Hall seine Chance. Sie sind sich Ihrer neuen Kraft noch nicht bewußt, empfingen aber bereits seinen Lockruf. In dieser Morgendämmerung wollte der Geistermann Sie überrumpeln. Glücklicherweise ist ihm das aber nicht gelungen. Sie konnten ihm entkommen.«
    Mirjana schluckte aufgeregt. Sie hatte damit gerechnet, daß ihr die Leiterin des Geister-Internats die Leviten lesen würde, doch das Gespräch verlief in völlig anderen Bahnen, »Darf ich Sie etwas fragen, Miß Sheene?« druckste Mirjana heraus. »Woher wissen Sie das alles? Wer hat es Ihnen erzählt?«
    »Das alles verwirrt dich ungemein, nicht wahr?« sagte die junge Frau lächelnd.
    Sie hat mich geduzt, dachte Mirjana.
    »Ja«, sagte Blair Sheene. »Ich werde dich von nun an duzen, und du sollst auch den Grund dafür erfahren, Mirjana. Ich habe deine Mutter gekannt; sehr gut gekannt.«
    »Sie waren mit Sandra Marell befreundet?« fragte das Mädchen verblüfft.
    »Mehr noch, Mirjana. Deine Mutter und ich waren… Schwestern!«
    ***
    Lance Selby zündete sich eine Zigarette an. Er war kein starker Raucher. Ein Stäbchen nach dem Essen oder in Gesellschaft, das war’s zumeist auch schon.
    Manchmal rauchte er, wenn etwas an seinen Nerven zerrte, wie das heute der Fall war.
    Tony Ballard war unterwegs hierher, und er fuhr bestimmt wie die Feuerwehr, aber er konnte dennoch zu spät kommen.
    Dann bin ich auf mich allein gestellt, sagte sich der Parapsychologe.
    Er hätte viel darum gegeben, Tuvvana freizubekommen. Er mochte die Kleine sehr. Und wenn man sah, wie sehr Cruv sie liebte, ging einem fast das Herz über.
    Eine kalte Wut stieg in Lance Selby hoch. Es sah Stockard Ross ähnlich, daß er sich ausgerechnet an dem Liebling aller vergriff, und der dämonische Hexenjäger würde Tuvvana mit Sicherheit nicht am Leben lassen!
    Lance blies den Rauch gegen das Fensterglas, Bangen Herzens wartete er auf den Pferdekarren, den ihm Stockard Ross schicken wollte.
    Als er das langsame Klappern von Hufen und das schrille Quietschen von Rädern vernahm, wußte er, daß das nervenzermürbende Warten ein Ende hatte.
    Der alte Karren schob sich in sein Blickfeld. Ein dürrer Gaul war vorgespannt und auf dem Kutschbock saß ein Mann, der dort nicht hinpaßte.
    Der Mann war zu jung und zu modern gekleidet. Ein schnittiger Porsche hätte wesentlich besser zu ihm gepaßt.
    Lance Selby nahm an, daß Stockard Ross den Willen dieses Mannes ausgeschaltet hatte. Auf diese Weise mußte ihn sich der dämonische Hexenjäger dienstbar gemacht haben.
    Der »Kutscher« wandte den Kopf, und Lance Selby trat rasch vom Fenster zurück. Er nahm noch einen Zug von der Zigarette, stieß sie anschließend in den Aschenbecher und sagte: »Ja. Ja, ich komme!«
    ***
    Mirjana traute ihren Ohren nicht. Hatte sie richtig gehört? Hatte die Internatsleiterin tatsächlich behauptet, sie und Sandra Marell wären Schwestern gewesen?
    »Mutter hat nie erwähnt, daß sie eine Schwester hat«, sagte Mirjana, »Oh, sie hatte nicht nur eine«, behauptete Blair Sheene.
    »Das… das ist fast zuviel auf einmal«, stöhnte das Mädchen und faßte sich an die Schläfen, »Ich kann das geistig nicht verarbeiten, Miß Sheene.«
    »Das ist verständlich, Mirjana. Ich wollte, ich könnte es dir in kleinen Dosen eingeben, aber das ist leider nicht möglich. Die Zeit drängt.«
    »Zuerst behaupten Sie, ich stünde ganz allein da, dann eröffnen Sie mir, Sie wären die Schwester meiner Mutter und es gäbe auch noch andere Schwestern… Plötzlich habe ich Verwandte…«
    »Es handelt sich hierbei allerdings um keine Blutsverwandtschaft, Mirjana.«
    »Also das verstehe ich nun schon gar nicht«, ächzte das verwirrte Mädchen.

Weitere Kostenlose Bücher