1110 - Killer-Katzen
erkundigte.
»Ja, Mr. Sinclair, die haben wir. Zwar keinen Luxus, aber es laßt sich darin leben, wenn Sie möchten.«
»Wahrscheinlich.«
»Mach es doch schon fest!« drängte Fay.
Sie brauchte nicht viel zu reden. Wenn ich in ihre Augen schaute, sah ich darin das Versprechen, das nur Frauen auf ihre unnachahmliche Art geben können.
»Okay, Mrs. Brown, wir werden bleiben.«
»Das ist nett. Und das Essen werde ich auch gleich servieren.«
Fay rieb ihre Hände. »Irgend jemand hat mal zu mir gesagt, man soll das Leben nehmen wie es kommt, und man soll dabei die schönen Stunden doppelt genießen.«
»So ist es.«
»Dann schalte auch dein Handy ab.« Ich mußte laut lachen. »Du denkst auch an alles.«
»Klar.«
Die Wirtin brachte das Essen. Ich atmete tief ein, als ich die große Schüssel sah, die fast bis zum Rand mit dem herrlichen duftenden Gulasch gefüllt war. Er schimmerte in einem satten, braunen Ton, und auf der Oberfläche schwammen die roten, kleingeschnittenen Paprikaschoten.
Das Wasser lief uns beiden im Mund zusammen. Wir bekamen zwei Teller hingestellt, auch Bestecke, und die Schale mit den Nudeln paßte ebenfalls noch auf den Tisch. Das leere Glas wurde gegen ein frisch gefülltes ausgetauscht, und Mrs. Brown sagte mit einer ehrlich klingenden Stimme: »Dann darf ich Ihnen einen sehr guten Appetit wünschen. Ich hoffe, es schmeckt Ihnen.«
»Darauf gehe ich jede Wette ein.«
Die Wirtin zog sich zurück, und ich überließ Fay Waldon den Vortritt. Sie schüttelte den Kopf, als sie nach der Schöpfkelle griff. »Himmel, wer, soll das nur alles essen!«
»Du und ich.«
»Ha, du hast Nerven.«
Nudeln und Gulasch. Ein einfaches Gericht, aber in dieser Zubereitung ein Mahl, wie es ein Fünfsternekoch nicht besser hinbekommen konnte. Wenn überhaupt.
Die Nudeln waren al dente, und der Gulasch besaß genau die Scharfe, wie ich sie mir wünschte.
Hier war mit nichts aus der Dose gewürzt worden, alles war reine Natur.
Unsere Unterhaltung war verstummt. Wir aßen, und auch Gisela Brown hielt sich zurück. Um uns herum spielte die Melodie der Natur. Das Singen der Vögel, sogar das Plätschern des Bachs hörten wir. Das war eine Untermalung, in der die Seele eines Menschen abheben konnte und die Sorgen des Alltags in Vergessenheit gerieten. Möglicherweise erlebte ich diese Momente der Ruhe besonders intensiv, weil mein Leben verdammt aufregend war.
Auch Fay gefiel es. Sie lächelte immer wieder, wahrend sie aß und sich sogar Nachschlag nahm.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Aber es schmeckt einfach zu gut.«
»Da braucht dir doch nichts leid zu tun. Auch ich werde mir noch eine zweite Portion nehmen.«
»Das ist gut.«
Wir würden die Schüssel trotzdem nicht leer bekommen, das stand fest. Zwischendurch schaute Gisela Brown vorbei, um sich zu erkundigen, ob alles recht war, und das konnten wir ihr nur lächelnd bestätigten.
Auch Fay bestellte sich noch ein zweites Bier. Wir waren und blieben die einzigen Gaste. Nur zwei Fahrzeuge waren über die normale Straße entlanggefahren, und über den Schleichweg zum Ort hin war auch niemand gekommen.
Mrs. Brown erschien wieder und blieb lächelnd zwischen uns stehen. »Ich habe auch noch einen selbstgemachten Nachtisch. Rote Grütze. Ein Rezept aus meiner Heimat.«
»Sie kommen aus Norddeutschland?« fragte ich.
»Ja, aus Hamburg.«
»Toll. Eine wunderschöne Stadt.«
»Da haben Sie recht.« Sie beugte sich vor. »Mein Mann kann es nicht so recht verstehen, aber zweimal im Jahr muß ich dort wieder hin und Hamburger Luft atmen.«
»Das kann ich verstehen.«
»Und was ist mit der roten Grütze?«
Wir hatten unsere Teller noch nicht leer. Ich schaute über den Tisch hinweg auf Fay Waldon.
»Nein, John, beim besten Willen nicht.« Sie schüttelte den Kopf und strich über ihren Bauch. Auf der Stirn und auf den Wangen schimmerten kleine Schweißperlen. Essen ist eben manchmal eine anstrengende Sache.
»Ich passe auch«, sagte ich.
»Gut, meine Lieben. Wenn Sie bleiben, können wir heute abend ja noch einmal darüber reden.«
»Das ist eine gute Idee, Mrs. Brown.«
Als sie wieder im Haus verschwunden war, sagte Fay: »Wenn ich hier eine Woche lebe, dann habe ich bald das Übergewicht. Himmel, ist das ein Essen!«
Wir schafften es beim besten Willen nicht, die Schüssel zu leeren. Ein wenig Nachschlag nahm ich mir noch und spülte mit einem kräftigen Schluck Bier nach.
Als ich das Glas absetzte, hörte ich das gleiche Geräusch wie
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