Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1121 - Wenn Totenmasken leben...

1121 - Wenn Totenmasken leben...

Titel: 1121 - Wenn Totenmasken leben... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nachgemacht worden waren.
    Von manchen strömte tatsächlich etwas Bedrohliches aus, das musste selbst Jane zugeben. Aber es gab auch andere Masken. Aus Ton hergestellt oder aus Gips. Totenmasken, ohne Regungen, ohne dass versucht worden wäre, ihnen Gefühle zu geben.
    Jane hielt sich relativ lange am Stand auf, und Montego war aufmerksam geworden. Er schob sich heran und schaute, da er größer war als Jane, auf sie nieder. »Jede Maske ist etwas Besonderes, und jede ist auf ihre Art und Weise einmalig«, erklärte er.
    »Das glaube ich Ihnen, Mr. Montego…« Jane hatte ihn bei dieser Antwort nicht aus den Augen gelassen, und ihr war auch sein leichtes Zusammenzucken nicht entgangen.
    »He«, flüsterte er. »Kennen wir uns?«
    »Noch nicht.«
    »Aber Sie wissen meinen Namen. Wie kommt das?«
    »Ich habe Sie gesucht, und manchmal versteckt sich hinter den Masken auch etwas anderes.«
    »Sehr gut gesprochen«, sagte er. »Was könnte sich denn hinter meinen Masken verstecken?«
    »Die Wahrheit, Mr. Montego. Genau die will ich herausfinden…«
    ***
    Jolanda Juffi hatte noch einmal zugestoßen, da sie auf Nummer Sicher gehen wollte. Jetzt war Sean tot! Er lag auf dem Boden, und sie dachte noch über die letzte Minute nach.
    Der Briefträger hatte sich nicht einmal wehren können. Er war so überrascht gewesen. Nur sein Blick hatte sich verändert, und er hatte die Frau erstaunt angeschaut. Wie jemand, der nicht fassen konnte, was mit ihm passiert war.
    Er hatte noch auf den Beinen gestanden, als ihn der zweite Stoß mit der Schere getroffen hatte. Diesmal ins Herz.
    Und jetzt lag er vor Jolandas Füßen. Aus beiden Wunden war das Blut gequollen und hatte sich in der Kleidung festgesaugt. Es war ein schlimmes Bild für einen normalen Menschen, doch die Juffi war nicht mehr mit normalen Maßstäben zu messen. Sie starrte den Toten an, wobei ihr Mund zuckte und hin und wieder ein leicht schrilles Kichern zu hören war.
    Sie hatte es getan. Sie hatte es tun müssen. Sean war eine Gefahr für sie und ihre Pläne gewesen. Er hätte nie und nimmer den Mund gehalten und im Ort alles herumposaunt. Das hatte sie auf keinen Fall akzeptieren können, und genau deshalb war diese Tat so ungemein wichtig gewesen.
    Natürlich würde man ihn vermissen. Natürlich kannte man seine Tour, aber von ihr würde niemand etwas erfahren. Wenn man sie fragte, dann war er bei ihr gewesen und wieder gefahren.
    Um das glaubhaft zu machen, musste sie das Fahrrad verschwinden lassen.
    Sie ließ den Toten liegen und ging aus dem Raum. Es war still im Haus. Kein Singen und Klagen mehr. Die Stille war dicht wie ein Vorhang, und nur die eigenen Tritt hörte sie. Nahe beim Eingang hing ein Spiegel, vor dem die Juffi, so wurde sie im Ort genannt, stehen blieb. Sie betrachtete sich und war mit ihrem Anblick zufrieden, auch wenn Neutrale es anders gesehen hätten.
    Das Mordgespenst wäre ein besserer Ausdruck gewesen. Sie war eine künstliche Figur. Sie trug ein Kleid, das für diese Umgebung völlig fremd und überzogen war. Sie schaute auf ihr Gesicht, in dem sich die Anstrengungen abzeichneten. Sie sah die tiefen, breiten Falten in der Haut, und sie sah ihren geschminkten Mund so rot wie eine offene Wunde. Die großen Augen, durch die dunkle Ummalung noch größer wirkend, und sie sah die starren Pupillen, in denen sich kein Gefühl abzeichnete. Ein böser und kalter Ausdruck und trotzdem ein leicht flackernder Blick. Sie war eigentlich Mörderin und Opfer zugleich, das wusste sie genau, aber sie würde den Weg nie verlassen. Lange genug hatte sie dazu gebraucht, und sie würde ihr Geheimnis bewahren.
    Jolanda ging zur Tür. Sie zögerte eine Weile, bevor sie die Tür aufzog.
    Es war ihr Glück, dass die kleine Pension am Rande es Ortes lag.
    Hinzu kam, dass sie von zwei Hügeln geschützt wurde und ihren Standort praktisch in einem kleinen Tal gefunden hatte.
    Es führte keine Straße her, sondern nur ein Weg, der mit Schotter bedeckt war. Ihre Gäste fanden ihn stets, und das schon seit mehreren Jahren.
    Es war still draußen. Der anbrechende Abend hatte die Umgebung ruhig gemacht. Sie hörte kein Auto und vernahm auch keine Stimme. Die Dächer der anderen Häuser zeichneten sich scharf in der klaren Luft ab, und am Himmel schwebte so gut wie keine Wolke.
    Der Wind hatte ihn blank gemacht.
    Es wollte auch niemand zu ihr. Besuch bekam sie sowieso nicht oft. Am meisten noch vom Lebensmittel und Getränkehändler, der den Nachschub brachte. Aber auch er

Weitere Kostenlose Bücher