Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1121 - Wenn Totenmasken leben...

1121 - Wenn Totenmasken leben...

Titel: 1121 - Wenn Totenmasken leben... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sagen, wer ich bin. Ich bin nicht nur die kleine Pensionswirtin seit ungefähr zwanzig Jahren, nein, ich bin mehr, denn ich hatte ein Vorleben, und genau das kommt mir jetzt zugute.«
    »Wer warst du?«
    »Jolanda, das Medium.«
    Conrad zuckte mit den Schultern. »Es tut mir Leid, aber hätte ich dich kennen müssen?«
    »Nein, nicht in der Zeit. Ich war in Prag, im Osten, und ich arbeitete in einem Zirkus, in Varietés. Mal vor kleinem und mal vor großem Publikum. Ich habe den Leuten einen Kontakt mit ihren Verstorbenen hergestellt…«
    »Es sind Tricks.«
    »Ach.« Ihre Augen glänzten plötzlich. »Bist du sicher, dass es nur Tricks sind?«
    Conrad Montego gab keine Antwort. Er war unsicher geworden.
    Die Wärme der Flammen innerhalb des Kellers spürte er plötzlich wie eine heiße Schicht über seinen Körper gleiten. Immer deutlicher wurde ihm bewusst, dass es ein Fehler gewesen war, zu dieser Frau zu ziehen, doch zurück konnte er auch nicht.
    »Warum sagst du nichts?«
    »Du hast nie etwas über deine Vergangenheit gesagt.«
    »Das stimmt, und ich habe es bewusst getan. Sehr bewusst sogar.«
    Sie grinste ihn scharf an. »Ich war damals noch etwas dumm, dass ich mich vor den Karren eines anderen habe spannen lassen. Aber du kannst mir glauben. Ich habe tatsächlich Kontakt zu den Toten gehabt, und zwar zu denen, um die sich der Teufel gekümmert hat. Ja, er ist es gewesen, und ich war seine Dienerin. Der Teufel und die Hexe. Klingt wie aus dem Märchenbuch, aber es ist eine Tatsache. Ich habe ihn geliebt. Ich war ihm hörig. Ich habe ihm gedient, und er hat mir die außergewöhnliche Begabung mit auf den Weg gegeben. Er riet mir, mein eigenes Leben zu führen, und deshalb bin ich in den Westen gegangen und habe eine kleine Pension eröffnet. Ich war die Spinne, die ihr Netz bereits gesponnen hatte. Jeder Gast verfing sich darin, und ich schaffte es, die Leute zu überreden, sich Totenmasken machen zu lassen. Du hast mir dabei geholfen. Wenn du dich umschaust, kannst du dein Werk betrachten. Jede Maske ist etwas Besonderes. Keine ist wie die andere, doch eines haben sie gemeinsam. Sie sind nicht das, was man von ihnen sieht. Sie existieren und leben auf ihre Weise. Ich habe es ihnen eingehaucht. Die Kraft des Teufels hat mich stark gemacht. Sie alle sind meine Kinder, und so habe ich noch Kontakt zu den Gästen, während sich der Teufel über die Seelen freuen kann.«
    Conrad Montego sagte nichts. Er saß starr auf seinem Stuhl, aber er hielt den Toten nicht mehr so fest wie zuvor. Die Leiche des Briefträgers verlor den Halt und rutschte von seinen Knien. Er fasste auch nicht mehr nach, und so fiel sie mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden.
    »Jetzt weißt du alles.«
    »Ja, stimmt.«
    Jolanda schaute ihn lächelnd an. »Eine Frage noch. Was willst du jetzt tun?«
    Conrad wollte durch sein Gesicht streichen, entdeckte jedoch das Blut an seinen Handflächen und nahm davon Abstand. »Ich weiß es wirklich nicht. Es kommt alles so überraschend für mich. Ich müsste darüber erst nachdenken.«
    »Tu das, mein Lieber. Aber denke nur nicht das Verkehrte. Noch bist du bei mir. Ich mag keine Verräter.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Gut, ich verlasse mich auf dich. Aber ich möchte auch, dass du deine Pflicht erfüllst.« Sie schaute ihn scharf an, als suchte sie nach einer Lüge in seinen Augen.
    »Was willst du?«
    »Eine neue Totenmaske.«
    Conrad Montego hatte verstanden. Er deutete auf die Leiche. »Von ihm, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Gut, ich werde es tun.«
    »Sofort kannst du damit beginnen. Ich komme später zu dir und schaue mir deine Arbeit an.« Sie lächelte und strich ihm über das graue Haar. »Die Nacht ist noch lang, Conrad, sehr lang. Besonders für uns beide.« In ihren Augen stand, was sie damit meinte, doch Conrad wollte daran nicht denken. Er gab ihr nicht einmal mehr eine Antwort und schaute ihr nach, als sie den Raum verließ…
    ***
    Conrad Montego saß allein im Schein der Kerzen und mit der Leiche zu seinen Füßen. An den Wänden hingen die Masken, über die der zuckende Schein der Kerzen glitt, und er hatte den Eindruck, von ihnen belauert zu werden.
    Es gab keine toten Augen mehr. Es waren leere Höhlen, aber in ihnen hatte sich trotzdem etwas angesammelt. Er wusste es nicht zu sagen, aber er hatte in der letzten halben Stunde neues Wissen erhalten, mit dem er erst einmal fertig werden musste.
    Jolanda hatte sich ihm gegenüber geöffnet. Über ihre Vergangenheit hatte er nicht

Weitere Kostenlose Bücher