1123 - Brutstätte der Synchroniten
eingelegte Zellprobe in starker Vergrößerung.
Er hatte einige Versuche eingeleitet, um die Reaktionen des Zellgewebes auf harte Strahlung und verschiedene andere Reizimpulse ablesen zu können. Er wollte eine Mitose einleiten, aber anstatt daß sich die Zelle teilte, war sie abgestorben.
Dasselbe Ergebnis hatte der gleiche Versuch bei der Rhodan-Zelle ergeben. Warum reagierten die Zellen der Terraner so ganz anders? Man wußte nie, woran man bei ihnen war, sie waren unberechenbar. Aber wenigstens konnte Dam-Krasseur die Erfahrungswerte mit dem Rhodan-Synchroniten beim Klonen des anderen Terraners einsetzen.
Auf diese Weise war Dam-Krasseur unter Einsatz des Wachstumsbeschleunigers ziemlich rasch über die ersten drei Entwicklungsphasen gekommen. Nun ging es in die nächste Runde, in die Telophase.
Als Dam-Krasseur zuletzt einen Blick in den Brüter geworfen hatte, war er erschrocken.
Das halbfertige Gesicht des neuen Terra-Synchroniten hatte narbenähnliche Wucherungen gezeigt. Es sah ganz so aus, als seien die Hautzellen zu bösartigen Krebsgeschwüren entartet.
Eine Untersuchung im Labor ergab jedoch, daß es sich dabei um keine unkontrollierte Mutation handelte. Die Zellen hatten in ihren Genen die Information für eine solche Wucherung gespeichert.
Der Terraner mußte irgendwann in der Vergangenheit an einer Seuche erkrankt sein, die ihm fast das Leben gekostet hatte. Er hatte die kritische Phase überwunden, aber es waren Narben an seinem Körper zurückgeblieben. Die Infektionsträger waren in den Zellen immer noch eingelagert, aber so abgekapselt, daß sie die Zellen nicht wieder Verseuchen konnten.
Immerhin trugen die Zellen noch die Information in sich, sich aber einer gewissen Differenzierung, vornehmlich wenn sie sich zu Gesichtshautzellen entwickelten, zu Mutationen auszubilden, so daß diese narbenartigen Wucherungen im Gesicht entstanden.
Dam-Krasseur nannte den neuen Terraner-Synchroniten deshalb „Narbengesicht".
Er kehrte zum Brüter zurück und berichtete seinen beiden Assistenten von seinen neuesten Erkenntnissen. Dann legte er eine kurze Arbeitspause ein, die Verkutzon ihm gestattete.
Er nutzte die Zeit, um die Synchroniten-Kuppel aufzusuchen und sich zu einem ganz bestimmten Synchroniten-Steurer zu begeben. Er hatte einen Plan, zu dem ihn Verkutzon förmlich getrieben hatte, als er in das Familienplanungszeremoniell geplatzt war und eine Wiederholung untersagt hatte. Seitdem war Dam-Krasseurs Haß auf den Armadaschmied immer größer geworden. Bis dahin hatte er selbst nicht gewußt, daß er die Anlagen zu einem Widerstandskämpfer und Saboteur besaß.
Aber auch der Kontakt mit den Sreakern hatte dazu beigetragen.
*
Es war bald nach der Gefangennahme der Eindringlinge und gleich nach dem geplatzten Zeremoniell gewesen.
Dam-Krasseur suchte seine Kabine auf, um seine und Ama-Taroons Ahnenrelikte dort zu verwahren, zumindest das hatte ihm Verkutzon zugestanden. Auf dem Rückweg durch den Wohnsektor war er auch in den Trakt gekommen, in dem die Sreaker untergebracht waren.
Dam-Krasseur wunderte sich nicht, als ihm Vulambar begegnete. Er wußte, daß er unter dem Einfluß seines Synchroniten stand und darum keine Bewachung brauchte.
„Du könntest Dam-Krasseur sein", sagte Vulambar, der ohne sein stützendes Metallskelett gebeugt und mit schleppendem Schritt ging. Aber zu dieser Haltung trug auch der Einfluß des Synchroniten bei.
Dam-Krasseur hatte auf einmal Mitleid mit dem Soldaten. Genaugenommen war er an seinem Schicksal schuld - er und alle anderen Gen-Ingenieure, die die Synchroniten erschufen.
„Ja, ich bin es", sagte Dam-Krasseur.
„Ich trage dir nichts mehr nach", sagte Vulambar, seine Armadaflamme folgte den schwankenden Bewegungen seines Kopfes. „Was du getan hast, war nichts Ehrenrühriges. Ich weiß jetzt, daß die Armadaschmiede hochgesteckte Ziele haben. Sie könnten die Endlose Armada vor dem Untergang retten. Dafür müssen wir alle Opfer bringen."
In Dam-Krasseur krampfte sich etwas zusammen. Er fühlte sich immer elender. Am Schicksal des Sreakers, an dessen körperlichem und geistigem Verfall, konnte er erst ermessen, welches Verbrechen sie durch ihre Arbeit an aufrechten Armadisten begingen.
Ohne seinen Synchroniten wäre Volambar immer noch ein stolzer Kämpfer, der sich auch nicht gescheut hätte, gegen die Armadaschmiede Krieg zu führen. Wenn Vulambar Herr über sich selbst gewesen wäre, hätte er seinen Sturmlauf durch den Synchrodrom
Weitere Kostenlose Bücher