1128 - Erbe des Fluchs
an!«
Ja, es war seine Stimme. Seine wunderbare Stimme, die bei ihr einen Schauer hinterließ.
So öffnete sie die Augen – und erschrak!
Im ersten Moment hatte sie ihn nicht erkannt. Sie glaubte an einen Spuk aus der Hölle, der sich verkleidet hatte, denn der Vampir trug eine rote Kutte, über die das Licht der Flammen geisterte.
Die Kapuze hatte der Blutsauger über seinen Kopf gestreift, doch nicht über das Gesicht. Da hinein schaute sie jetzt und war beruhigt, als sie sah, daß kein Fremder vor ihr stand.
Auch in die Augen des Untoten hatte sich das Feuer hineingedrückt. Wie eine zuckende Flüssigkeit bewegte es sich in den Pupillen und strich über die Stirn und den Rand der Kapuze hinweg.
Er lächelte sie wieder an. Diesmal hielt er seine Lippen geschlossen. Er deutete ein Nicken an, bevor er sprach. »Jetzt bist du hier, wohin ich dich haben wollte.«
Suzanne legte ihre Arme auf die hölzernen Sessellehnen.
»Wohin hast du mich geschafft?«
»In mein Reich!« erklärte er lächelnd.
Suzanne schüttelte den Kopf. »In… in … diese verfallene Ruine? Wie kann das angehen?«
»Ich habe hier gelebt. Ich lebe hier immer noch…«
»Hast du auch einen Namen?«
»Ich heiße Jacques Montfour.«
Suzanne ließ sich zurücksinken. »Es tut mir leid, aber ich habe den Namen noch nie gehört.«
»Es ist auch lange her, daß man ihn zitternd ausgesprochen hat, meine Liebe. Man dachte, ich wäre tot, aber ich sage dir, daß ich nie weg gewesen bin. Ich war auch nicht tot, ich habe nur meinen Zustand verändern können und es geschafft, all die Jahre in einer anderen Form zu überleben. Das ist mein Schicksal gewesen. Jetzt bin ich wieder da. Mein Reich gibt es noch, und ich weiß, daß die Saat, die ich gesät habe, nicht verlorengegangen ist. Sie liegt hier, und sie wird erwachen. Der alte Fluch kann nicht gelöscht werden. Ich werde wieder herrschen. Ich werde der König sein und dich an meiner Seite als Königin, Braut und auch als Geliebte haben. Du wirst die erste Braut sein, und ich werde dich den anderen Bräuten vorstellen.«
Es dauerte seine Zeit, bis Suzanne das Gesagte verkraftet hatte. Sie ließ es sich noch einmal durch den Kopf gehen, sah den bohrenden Blick auf sich gerichtet und fragte mit leiser Stimme:
»Die anderen Bräute, die du gehabt hast?«
»Ja, die von früher.«
»Wer waren sie?«
»Schöne Frauen wie du. Manche von hohem Stand, andere wieder aus den niederen Schichten.« Er breitete die Arme aus. »Sie alle habe ich geliebt, und sie alle liebten mich.«
Suzanne nickte automatisch. »Waren sie denn… waren sie …«
»Ja, sie gehörten zu mir.«
»Vampire?«
»Richtig.«
»Und was geschah mit ihnen?«
Montfour legte seinen Kopf zurück und begann zu lachen. »Ich werde dir sagen, was mit ihnen passierte. Da mich die Templer und ein verfluchter Hector de Valois jagten, mußte ich sie in Sicherheit bringen. Ich habe sie alle vergraben und tat dies mit dem Versprechen, sie wieder zu holen. Heute Nacht werde ich dieses Versprechen einhalten, und dann werden sie die Zeuginnen unserer Bluthochzeit sein…«
***
Es war still geworden. Montfour wollte seine Worte wirken lassen.
Suzanne fühlte sich wie betäubt und im Bann einer fremden Kraft.
Mit sicherem Instinkt wußte sie, daß der Untote nicht gelogen hatte.
Er war der König, der Herrscher. Er hatte die Kontrolle über alles, und er war auch in der Lage, die Toten oder die nicht Toten aus den Gräbern zu holen. All seine Gespielinnen, die ihm in die Arme gelaufen waren und von ihm den Biß bekommen hatten.
»Es waren nur Frauen?« flüsterte Suzanne.
»Ja, denn sie liebte ich am meisten. Ihr Blut ist etwas Besonderes. Es ist so süß, so schmackhaft, und ich habe mich daran laben können. So werde ich mich auch an deinem Blut laben. Ich rieche es bereits. Es tost durch deine Adern. Es läuft, es ist warm. Es wird mir die Kraft geben, die ich brauche.«
»Du hast Blut getrunken?«
»Ja. Von deinem Mann. Ich mußte es haben, um stark zu werden, denn ich habe zu lange dürsten müssen.«
Sie verstand es. Ja, sie verstand diesen Wahnsinn und wunderte sich über sich selbst. Es war logisch nicht zu begreifen, allerdings war ihr die normale Logik seit der vergangenen Nacht verlorengegangen. Ihr eigentliches Leben schien schon Jahre zurückzuliegen.
Es berührte sie nicht, was mit ihrem Mann geschehen war. Dieser Montfour hatte die volle Kontrolle über sie bekommen.
»Wann werde ich deine Braut werden?«
Er
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