1130 - Zombieville
nicht hineinkommen zu können. Sie sahen wie abgeschlossen aus und sind es bestimmt auch gewesen. Besonders der grüne Betonbau. Da habe ich eine breite Eisentür gesehen. Schon ein Tor. Wie gesagt, ich war letztendlich froh, davongekommen zu sein.« Sie räusperte sich. »Diese Stadt birgt nicht nur außen ein Geheimnis, sondern auch innen.«
»Wie ich dich kenne, hast du dir darüber Gedanken gemacht.«
»Ja, Suko, das habe ich. Aber ich bin leider zu keinem Resultat gekommen. Um mich herum liegt ein dicker Nebel. Ich kann ihn nicht durchdringen. Die Wahrheit ist bestimmt sehr greifbar, aber auch verdammt unwahrscheinlich.«
»Es hilft alles nichts«, sagte der Inspektor. »Wir müssen hin. Hier verlieren wir nur Zeit. Zombieville ist wichtig. Nur da können wir das Geheimnis lüften.«
»Das hört sich an, als wolltest du sofort losfahren«, sagte ich.
»Am liebsten schon.«
»Was ist mit Wladimir?«
Suko hob nur die Schultern, aber Karina sprach aus, was sie dachte. »Um ihn mache ich mir auch Sorgen. Wir hätten ihn nicht allein fahren lassen sollen. Aber er wollte es ja nicht anders…«
»Es gab zwei verletzte Männer«, wies ich sie leicht zurecht.
»Ja, die gab es.«
Mir gefiel ihr Tonfall nicht. »Und weiter?«
»Nichts weiter. Die Leute waren Soldaten oder so etwas wie Soldaten. Sie sind ausgesucht worden. Sie wußten, worauf sie sich einließen. Spezialisten, die einen guten Sold bekamen, Sterben inklusive. Das ist es, was mich stört. Nichts gegen Wladimirs menschliche Reaktion, ich jedoch finde, daß er in diesem Fall etwas übertrieben und voreilig gehandelt hat.«
»He«, sprach ich sie an. »Was sind denn das für Töne! Die kenne ich von dir nicht.«
»Ich habe nur laut nachgedacht, John.«
»Aber du hast dich auch mit dem Problem beschäftigt.«
»In der Tat.«
Suko hatte ebenfalls überlegt. »Meinst du, daß er nicht nur wegfuhr, um die verletzten Leute in ärztliche Behandlung zu bringen?«
»Das weiß ich eben nicht. Ich kann es mir zwar vorstellen. Andererseits denke ich, daß es unter Umständen noch einen zweiten Grund gegeben hat.«
»Welchen?«
»Keine Ahnung.«
»Moment mal.« Suko war nicht zu bremsen. »Könnte es bedeuten, daß Wladimir ein falsches Spiel treibt?«
Karina Grischin sagte nichts. Ihr Schweigen war Antwort genug. Für mich, um mich einzumischen.
»He, das glaube ich nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Verdammt, ich kenne ihn schon jahrelang. Wir haben so manchen Kampf bestritten, aber ich glaube nicht, daß Wladimir ein falsches Spiel treibt und seine Freunde ans Messer liefern will.«
Karina schaute ins Leere. Sie wirkte plötzlich ausgebrannt und enttäuscht. »Ich weiß es ja auch nicht, doch niemand kann in den Kopf eines anderen hineinschauen. Was wir hier erleben, das liegt in der Vergangenheit begründet. Wir gehen davon aus, daß es seine Wurzel noch in der ehemaligen UdSSR hat. Ich weiß nicht, was damals alles vorgefallen ist. Wladimir hat ja für den KGB gearbeitet.«
»Ja!« rief ich dazwischen, »aber er war anders.«
»Da bist du dir sicher?«
»Ich gehe davon aus.«
»Irren ist menschlich«, sagte Karina nur.
Sie wollte sich abwenden, aber ich zerrte sie an der Schulter zurück. »Moment, so lasse ich dich nicht davonkommen. Bitte, erkläre uns hier klipp und klar, welchen Verdacht du gegen Wladimir hast. Wenn du keine Beweise hast, dann halte bitte den Mund.«
»Ich habe keine.«
»Genau.«
Sie schaute mich noch einmal an, machte dann kehrt und lief auf das erleuchtete Zelt zu.
Suko schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal, das hat uns gerade noch gefehlt. Mißtrauen zwischen uns zu säen. Ich weiß nicht, was ich davon denken soll.«
»Verlaß dich auf dein Gefühl.«
»Das kann ich nicht. Ich muß dir recht geben, aber auch Karina. Was sie sagte, ist nicht so unwahrscheinlich. Keiner von uns weiß, was hier im Hintergrund läuft. Wir sind zwar nicht auf blauen Dunst hin nach Rußland gefahren, doch viel wissen wir nicht. Man hat uns ins kalte Wasser geworfen.«
»Du also auch, Suko?«
»Was heißt das?«
»Du traust Wladimir nicht und glaubst Karina mehr.«
»Es wäre zuviel gesagt. Ich sehe nur beide Seiten, John. Da kommt mir in den Sinn, daß sie recht haben könnte. Das ist wie eine Waage. Man weiß nicht, in welche Richtung sie ausschlägt. Jedenfalls denke ich auch, daß Wladimir zunächst aus humanitären Gründen gehandelt hat. Alles andere ist Spekulation.«
»Ja.«
Meine Antwort klang fest, aber
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