1130 - Zombieville
Menschen?«
»Wie?«
»Ja, es könnt doch sein, daß Menschen versucht haben, Zombies zu züchten. Wie auch immer. Das ist jetzt nicht wichtig. Die Verhältnisse in Rußland haben sich verändert. Das hat sich ja bis in den letzten Winkel herumgesprochen. Diejenigen, die für gewisse Dinge die Verantwortung trugen und Zombieville meinetwegen unter Kontrolle hatten, mußten sich zurückziehen. Ohne ihre Geschöpfe. Die sind geblieben. Jahre meinetwegen. Erst in der letzten Zeit haben sie sich darauf besonnen, was ihre eigentliche Aufgabe ist. Da haben sie Zombieville verlassen, um Terror zu verbreiten. Ich weiß, das hier kann an den Haaren herbeigeholt sein, aber ich würde schon darüber nachdenken. So jedenfalls sehe ich im Moment die Verhältnisse.«
»Sie wurden demnach deiner Meinung nach gelenkt?«
»Sicher.«
»Von irgendwelchen Typen in Moskau oder wo auch immer?«
»Ja, auch das.«
Suko zuckte die Achseln. »Begeistern kann ich mich für deine Theorie nicht.«
»Das habe ich auch nicht verlangt.«
Er schaute sich die beiden Gestalten noch einmal an und fragte mit leiser Stimme: »Wo kommen sie her? Wer hat sie dazu gemacht? Was steckt wirklich dahinter? Ich will ja gar nicht widersprechen, wenn du von Regierungsstellen sprichst. Aber das kann es nicht allein sein. Es muß etwas geben, das diese Menschen zu Zombies gemacht hat. Einen Grund. Ein Motiv. Etwas, das der Anfang gewesen ist. Man wird nicht einfach zum Zombie, wenn man mit den Fingern schnippt. Das müßten gerade wir beide wissen. Ich habe den Eindruck, daß wir beide noch tief im Schlamm wühlen müssen. Wer immer die Verantwortung damals getragen hat, es muß jemand geben, der noch hinter ihm steckte. Der diese Apparatschiks geleitet hat. Der sie kontrollierte und ihnen die Möglichkeit gab, daß es überhaupt so weit kommen konnte.«
»Ausgezeichnet, Suko, ausgezeichnet!« Karina Grischin hatte gesprochen und kam näher, wobei sie in die Hände klatschte. »Ich denke, daß du auf dem richtigen Weg bist.«
Wir drehten uns um. Karina kam wie ein Schatten aus der Dunkelheit. Sie kümmerte sich zunächst nicht um uns und schaute nach den beiden Gestalten. Karina haßte sie, denn sie sprach sie mit zwei, drei Flüchen an.
»Wem hat dein Lob gegolten?« fragte ich.
Die Russin drehte sich wieder um. »Euch beiden. Aber mehr noch Suko. Ich denke mir, daß er mit seinen Vorstellungen recht hat. Es sind nicht nur diese Gestalten, die Angst und Schrecken verbreitet haben. Es gibt etwas, das dahintersteht.«
»Hast du zugehört?« fragte ich.
»Klar. Es war still genug, und ihr habt laut gesprochen. Ich mußte einfach hinhören.«
»Dann bin ich auf deine Meinung gespannt. Du bist schließlich in diesem Land groß geworden.«
»Ich weiß nicht, ob das so spannend ist«, sagte sie. »Ihr wißt selbst, daß es in den alten Zeiten viele Geheimprojekte gab, von denen nur wenige wußten. Eingeweihte, denen man absolut vertraute, die auch ihre eigene Suppe kochten.«
»KGB«, sagte ich.
»Ja, aber nicht nur. Und wenn, dann waren nur wenige Vertraute des Geheimdienstes eingeweiht worden. Wie oft ging denn auch durch die westliche Presse, daß in diesem Land mit übersinnlichen Phänomenen experimentiert wurde? Das brauche ich euch doch nicht zu erzählen. Westliche Geheimdienste haben immer wieder versucht, an Informationen zu gelangen, was oft als Blamage endete. Ich will euch nur damit sagen, daß es diese Experimente gab. Oft waren sie nicht von einer Zentrale koordiniert worden. Es gab Gruppen, die für sich arbeiteten. Es herrschten Neid, Zwietracht und Haß zwischen ihnen. Jede Clique wollte glänzen. Ich habe das auch nicht gewußt, aber bei der Aufarbeitung alter Unterlagen ist dies herausgekommen. Ich habe auch mit Wladimir darüber gesprochen, und beide sind wir der Ansicht, daß diese Gruppen nicht alle zerschlagen sind. Es gibt sie noch auf die eine oder andere Weise. So sind die Seilschaften und Verbindungen bestehen geblieben. Zwar jetzt unter anderen Voraussetzungen, aber nicht zu unterschätzen. Viele landeten weich. Sie haben jetzt wieder die entsprechenden Posten inne und erhalten auch die Rückendeckung. Das wird bei Zombieville nicht anders gewesen sein.«
Ich schaute sie an. »Moment mal, du glaubst, daß sich die alten Seilschaften wieder gefunden haben, um das fortzuführen, wobei sie unterbrochen worden sind?«
»So ähnlich.«
»Nicht schlecht«, gab ich zu.
Suko war ebenfalls der Ansicht, sagte jedoch: »Was hat das
Weitere Kostenlose Bücher