1132 - Hexenfalle Bamberg
haben.«
»Aber etwas steht fest«, sagte ich.
»Und was?«
»Daß wir beide unter Beobachtung stehen. Ich denke mir, daß Loretta in irgendeinem Versteck hockt und ihren Boten ausschickt, der sie dann informiert. Er ist unterwegs. Er macht ihr die Meldungen, und es könnt auch bei den ersten drei Morden so gewesen sein. Du weißt zwar nicht viel«, fuhr ich fort, »aber mich würde interessieren, wie die drei Frauen in die Hexenfalle hineingeraten sind. Sie haben sich bestimmt nicht gewehrt. Loretta muß die Frauen gelockt haben, so daß sie keinen Verdacht schöpften.«
»Das war wohl der Trick, über den sie leider nicht geredet hat. Man kann nichts machen.«
»Stimmt. Aber sie wird nicht aufhören.«
»Deshalb ist die nächste Nacht so wichtig. Abgesehen von ihrer Befreiungsaktion hat sie ihre Opfer stets in der Nacht gesucht und gefunden. Diesmal könnte es auch so sein.«
»Wen siehst du denn als Opfer an?« fragte ich.
»Ich schließe mich mit ein.«
Ich wiegte den Kopf. »Dann hätten er oder sie schon jetzt zuschlagen können.«
Uwe Hinz winkte ab. »Was soll's? Ich will mir keine Gedanken darüber machen.« Er blickte auf die Uhr. »In gut zwei Stunden wird es dunkel, John, bis dahin sollten wir fit sein.«
»Und was bedeutet das?«
»Daß wir zu mir nach Hause fahren, dort etwas essen und trinken, um dann unseren Rundgang zu machen. Ich habe die Kollegen ebenfalls in Kenntnis gesetzt. Wir sind nicht allein in der Nacht unterwegs. Auch andere werden ihre Augen offenhalten. Das ist so abgemacht. Bist du einverstanden, oder möchtest du erst in dein Hotel?«
»Ich möchte nur mein Gepäck abstellen und sagen, daß ich eingetroffen bin. Ist ja nur ein Katzensprung.«
»Gut, dann fahren wir hin.«
Nach einem letzten Rundblick verließen wir die Wohnung. Wir hatten nichts gefunden, was uns hätte weiterhelfen können. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich daran dachte, daß hier eine sechsfache Mörderin gewohnt hatte.
Einen siebten Mord sollte sie nicht begehen. Das schwor ich mir…
***
Ulrike Feind wohnte ebenfalls unter dem Dach, und Monika Hinz war die enge Treppe hochgestiegen. Nach der Uni war sie noch zu einer Pizzeria gefahren. Sie hatte dort eine Pizza gekauft, zweimal Salat und auch zwei Flaschen Rotwein. Die Ware steckte in einer großen Tüte, die Monika ebenfalls hochschleppte. Ihre eigenen Unterlagen hielt sie in einem Rucksack verborgen.
Hausbewohner kamen ihr entgegen und grüßten freundlich. Monika war hier bekannt, und man kannte auch ihre Eltern. Unter dem Dach gab es nur eine Wohnung. Die hatte Ulrike gemietet. Ihre Eltern unterstützten sie durch einen monatlichen Scheck. Sie lebten außerhalb von Bamberg in einem kleinen Ort nahe des Franken-Schnellwegs.
Es gab eine Klingel, auf deren schwarzen Knopf Monika drückte. Das summende Geräusch hörte auch sie, aber Ulrike öffnete noch nicht. Sie war vorsichtig und fragte: »Wer ist da?«
»Der, nein, die Weihnachtsfrau. Wer sonst?«
»Ach du, Monika.« Sie mußte den Schlüssel zweimal drehen, dann war die Tür offen.
»Alles okay?«
Ulrike nickte nur, trat zur Seite und machte so den Platz frei. Der Vermieter hatte das Dachgeschoß hier ausbauen lassen und auch für ein größeres Fenster gesorgt, das in der Form eines Dreiecks eingesetzt worden war und sich auch öffnen ließ. Das Fenster bot einen superguten Blick über die anderen Dächer der Häuser hinweg, die hier oben eine kleine Welt für sich bildeten und oft nur durch die schmalen Einschnitte der Gassen getrennt waren.
Ein Zimmer und ein kleines Bad, das reichte Ulrike aus, die ihre helle und auch etwas bunte Einrichtung in einem schwedischen Möbelhaus gekauft hatte.
Monika Hinz stellte die Tüte auf den Tisch, ließ den Rucksack vom Rücken gleiten und zog auch die Jacke aus. »Warum hast du denn kein Licht gemacht? Hier ist es ziemlich düster.«
»Weiß ich auch nicht.«
»Bring dich nur nicht selbst in eine Zwangslage.«
»Keine Sorge.«
Monika hängte den Rucksack zusammen mit der Jacke an den Haken und ging wieder zum Fenster.
Rechts von ihr stand Ulrikes Bett. Es war aufgeschlagen, aber nicht gemacht.
»Hast du geschlafen?«
»Etwas.«
»Und?«
»Na ja…«
»Komm, sag schon.«
»Ich habe keine Alpträume erlebt.«
»Ehrlich nicht?«
»Ich schwöre.«
Monika drehte sich um und blickte ihre Freundin an. Was sie sah, gefiel ihr nicht.
Ulrike Feind war das genaue Gegenteil von Monika Hinz. Dunkle Haare, nicht lockig,
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