Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

Titel: 1133 - Der Mönch mit den Totenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ebenso überspringen wie Weichen. Es war ein künstlicher Wald, in dem keine Bäume wuchsen, sondern die starren Masten der Signallampen, die an dieser Stelle allerdings kein Licht abgaben. So lag auch über den abgestellten Waggons die Dunkelheit wie ein gewaltiges Netz.
    Father Ignatius hatte mir genau erklärt, wohin ich gehen mußte. Wichtig war der dritte Wagen einer Kette von über zwanzig. Dort hatte er sich seinen Platz ausgesucht.
    Darüber schüttelte ich noch immer den Kopf. Ein Mann wie er erwartete mich in einem Güterwaggon. Als ich mit Suko darüber gesprochen hatte, war er der Meinung gewesen, daß es auch eine Falle sein könnte, doch daran wollte ich nicht glauben.
    Bisher hatte ich keinen anderen Menschen auf diesem Teil des Güterbahnhofs gesehen. Ich war völlig allein in dieser Welt, die mir feindlich vorkam.
    Dann fiel mir etwas auf. Zwei Waggons vor mir und dicht an einem Einstieg konnte ich die schattenhafte Bewegung gar nicht übersehen. Etwas hatte sich außen an den Waggon gehängt, bewegte sich jetzt fahnengleich, stieß sich ab und landete mit beiden Beinen am Boden.
    Es war ein Mensch!
    Ein Mann, der im Waggon wohl seinen Schlafplatz gefunden hatte und durch meine Schritte aufmerksam geworden war. Er versperrte mir den Weg und hatte seine Kleidung der dunklen Umgebung angepaßt, denn sie war ebenfalls grau oder schwarz.
    Auf dem Kopf trug er eine Strickmütze. Er breitete die Arme aus, als ich nahe genug heran gekommen war. Ein Zeichen, daß er mich nicht weitergehen lassen wollte.
    Ich blieb auch stehen und fragte: »Und jetzt?«
    »Hast du dich verlaufen?« Beim Sprechen kondensierte der Atem vor seinen Lippen.
    »Nein, warum?«
    »Um diese Zeit gehört der Bahnhof uns.«
    »Uns?« wiederholte ich.
    »Klar, mein Kumpel ist hinter dir!«
    Ich hörte hinter dem Rücken ein Kichern, das auch von einem Psychopathen hätte stammen können.
    Nur kurz drehte ich den Kopf. Der Kerl war kleiner, aber er trug eine Eisenstange als Waffe.
    »Das ist unser Gebiet«, sagte der Typ vor mir. »Wir lassen hier keinen anderen durch. Es sei denn, er zahlt Wegezoll.«
    »Aha.«
    »Begriffen?«
    »Nein.«
    »Ach, du bist dumm?«
    »Kann sein. Nur glaube ich nicht, daß wir noch im Mittelalter leben, wo Wegezoll erhoben wurde. Tut mir echt leid für euch, aber darauf habe ich keinen Bock.«
    »Keinen Bock?«
    »Soll ich mich wiederholen?«
    Der Typ vor mir riß den rechten Arm hoch. Ein Zeichen für den Knaben hinter mir. Er konnte nicht leise gehen. Ich hörte seine Schritte auf dem Schotter und wirbelte mit einer blitzschnellen Drehung herum. Wahrscheinlich hatten die beiden es immer leicht mit ihren Opfern gehabt, und darauf verließ sich der Typ auch jetzt, der bereits die Eisenstange angehoben hatte, um zuzuschlagen.
    Ich kam ihm zuvor. Als der Arm mit der Stange nach unten sauste, ging ich ihn an. Ich war so schnell bei ihm, daß er nicht zum Schlag kam. Dafür rammte ich ihm die Hand in die rechte Achselhöhle und das Knie in den Bauch.
    Er fiel zurück und landete auf den Schienen.
    Ich nahm mir den ersten vor. Der stand noch unter leichtem Schock. Bevor er ebenfalls eine Waffe ziehen konnte, war ich bei ihm. Mit beiden Händen packte ich ihn am Revers seiner billigen Lederjacke, wuchtete ihn herum und rammte ihn gegen die Außenseite eines Waggons. Er war kein Leichtgewicht. Sein Kopf schlug nach hinten und prallte hart gegen das Hindernis. Er verdrehte die Augen, dann gaben seine Knie nach.
    Ich packte ihn und schleuderte ihn ebenfalls auf die Schiene, über die stöhnend sein Kumpan kroch.
    »Haut ab!« fuhr ich sie an. »Beim nächsten Treffen gibt es richtigen Ärger.«
    Den Streß wollten sie sich nicht antun. Gegenseitig halfen sie sich auf die Beine, und sie mußten sich auch stützen, als sie quer über die Gleise liefen, wobei sie noch einige Male hinfielen und wieder Bekanntschaft mit dem Boden machten.
    Das war erledigt. Am liebsten hätte ich sie den Kollegen übergeben, aber Ignatius war jetzt wichtiger. Irgendwann würden sie der Polizei schon in die Arme laufen.
    Der Rest war ein Kinderspiel. Der Güterwaggon, in dem Father Ignatius mich erwartete, war hell angestrichen, und an der Seite befand sich eine Schiebetür, die geschlossen war.
    Wir hatten telefonisch ein Klopfsignal vereinbart. Zweimal kurz, danach eine Pause und dann ein Pfiff.
    Daran hielt ich mich, wartete ab, hörte von innen ein Geräusch und wenig später glitt die Tür zur Seite, so daß ich freien Einstieg hatte,

Weitere Kostenlose Bücher