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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leidet?" brüllte Tolot so laut, als wollte er mit der Macht seiner Stimme die Wände zum Einsturz bringen. Die Menschen rissen die Hände vor die Ohren.
    „Schaltet diese verdammte Bildübertragung ab!"
    Die Schirme wurden dunkel, aber das brachte Forrler keine Erleichterung. Was er gesehen hatte, lebte weiter. Die Bilder waren wie unlöschbare Flammen. Sie brannten in seiner Seele.
    Dort unten, auf Silkron, war eine blühende Zivilisation zugrunde gegangen. Stählerne Ruinen und zerfallene, von Pflanzen überwucherte Bauwerke kündeten davon. Seit Jahrtausenden nagte der Zahn der Zeit an dem, was Forrlers Ahnen geschaffen hatten. Überall - in den verlassenen Städten, Werften und Raumhäfen, in Kraftwerken, Fabriken und einstmals kultivierten Erholungsgebieten - forderte die Natur ihr Recht, eroberte jeden Landstrich zurück, von dem sie einmal verdrängt worden war.
    Die schlimmste Erschütterung für Forrler aber bedeutete der Anblick derer, die wie er dem Volk der Silkrinen angehörten. Viele waren damals, als der Planet evakuiert wurde, zurückgeblieben, weil sie das Leben unter Chtapofis' ständigem Mentaldruck noch erstrebenswerter fanden als das Gefängnis im Innern der künstlichen Hohlwelt. Aber was hatte Chtapofis aus ihnen werden lassen! Sie hausten wie die Tiere in Höhlen oder primitiven Strohhäusern. Ihr ganzes Verhalten deutete darauf hin, daß sie jegliche Intelligenz verloren hatten. Unter dem mentalen Druck waren sie zurückgefallen in Primitivität und Barbarei.
    Forrler verkraftete es nicht, zumindest würde er lange dazu brauchen. Das war sie also, jene andere Welt, die Heimat der Silkrinen. Dorthin sollten die Altweisen ihr Volk führen, wenn die Zeit reif war - auf einen verkommenen, unzivilisierten Planeten, in eine lebensunwürdige Wildnis!
    „Nein ...", stammelte er, während er versuchte, sich wieder einigermaßen zu fassen. „Auf diesen entweihten Boden wird kein Silkrin jemals seinen Fuß setzen."
    „Beruhige dich", redete Icho Tolot auf ihn ein. „Nach dem, was du uns erzählt hast, konntest du nichts anderes erwarten. Bedenke, wie viele Jahrtausende seit der Evakuierung vergangen sind."
    „Silkron war unsere Heimat", sagte Forrler tonlos. „Sie wird es nie wieder sein. Chtapofis hat sie uns genommen."
    „Seth-Apophis ...", wiederholte der Haluter nachdenklich. „Irgendwann wird die Macht der Superintelligenz erlöschen. Mit der Technik, die euch in der Hohlwelt zur Verfügung steht, läßt sich auch Silkron wieder urbanisieren. Ihr müßt nur lernen, das Erbe eurer Väter zu verstehen und zu beherrschen."
    „Chtapofis ist nicht mehr", behauptete Forrler. „Ich spüre nichts von dem Geist, der die andere Welt durchdringen soll. Aber was hilft es uns. Silkron wird uns immer fremd bleiben. Es gibt kein Zurück."
    „Daß du den Geist nicht wahrnimmst, muß nicht bedeuten, daß er verschwunden ist", sagte Tolot. „Du täuschst dich damit selbst. Vielleicht haben sich eure Gehirne in der langen Zeit so verändert, daß ihr keine Mentalschwingungen mehr empfangen könnt."
    „Und der Sonnenkorridor?" widersprach Forrler. „Chtapofis zerstörte ihn einst. Jetzt aber bleibt er stabil. Auch das kann nur bedeuten, daß der Geist vergangen ist."
    „Nein, mein Freund, nein. Seth-Apophis hat vermutlich Wichtigeres zu tun, oder ihre Aufmerksamkeit ist abgelenkt. Sie kann nicht die ganze Galaxis gleichermaßen sorgfältig kontrollieren. Glaub mir, die Superintelligenz existiert noch - irgendwo in dieser Welt, in M82. Das ist so sicher, wie ich hier vor dir stehe!"
    Forrler schwieg. Seine Gedanken flossen träge, in unkontrollierten, wirren Bahnen. Er saß starr, kapselte sich ab in seinem inneren Schmerz. Die Vorgänge in der Zentrale der PRÄSIDENT liefen an ihm vorbei wie in einem fernen, unheimlichen Traum.
    Erst als die ausgeschleusten Raumjäger zurückkehrten und die Beobachtungsergebnisse ausgewertet wurden, fand der Silkrin in die Wirklichkeit und zu sich selbst zurück. Plötzlich begriff er, daß die Menschen mindestens ebenso viel Grund hatten, über ihr Schicksal zu klagen oder daran zu verzweifeln. Aber sie taten es nicht. Sie ertrugen es und versuchten, das Beste daraus zu machen und Lösungen zu finden.
    Und das schien um so schwerer und mühsamer, erforderte um so mehr Mut und ungebrochene Tatkraft, als die Menschen, isoliert von ihren Artgenossen, in eine fremde, unbekannte Galaxis verschlagen worden waren, die endlos weit von ihrer eigentlichen Heimat entfernt lag.

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