1135 - Cathys Friedhof
machen.«
Ich war schon zusammen mit Suko an der Treppe. »Wir kommen doch wieder, Sarah.«
»Wann denn? Im nächsten Jahrtausend?«
»Vielleicht noch vorher«, rief, ich zurück und hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.
Ihre Wut war nur gespielt, da wußten wir. Auch die Drohung mit der Faust war nicht ernst gemeint.
Suko und ich hatten eine neue Spur. Camdon House, ein altes Herrenhaus, in dem es spukte.
Das paßte zusammen.
Auf dem Weg zum Wagen telefoniert Suko mit Sir James. Die Zeit reichte nur für kurze Erklärungen, aber der Superintendent gab uns die entsprechende Rückendeckung.
Viel hoffnungsfroher machten wir uns auf zum nächsten Ziel…
***
Tanner, der alte Eisenfresser, hatte auf uns gewartet und sah nicht eben glücklich aus, denn auf Grund des dichter gewordenen Verkehrs hatten wir uns um gut zwanzig Minuten verspätet. Das Wetter war trübe geworden. Die Wolken am Himmel sahen aus wie mit Schnee gefüllt.
Unser Freund wartete allein. Seine Mannschaft hatte er schon weggeschickt. Er trat von einem Bein auf das andere und schaute uns nicht eben freundlich entgegen, als wir auf ihn zugingen und dabei Laub mit unseren Füßen vor uns herschaufelten.
Von der Leiche war nichts mehr zu sehen. Man hatte sie bereits abtransportiert, aber wir waren überzeugt, daß sie ungefähr dort gelegen hatte, wo Tanner uns erwartete.
»Die Schnellsten seid ihr nicht.«
»Wir können nicht fliegen«, sagte Suko.
»Ja, ja, der Verkehr.« Tanner hustete in seine Hand. »So, dann wären wir ja wieder zusammen. Eigentlich hätte ich jetzt bei meiner Frau sitzen sollen. Die Zeit ist um, die Schicht vorbei. Ich bin hier so gut wie privat. Ich habe mein Goldstück angerufen«, gab er grinsend zu, »und ihr gesagt, daß ihr die Schuld daran tragt, daß ich den Kuchen nicht esse.«
»Was hat sie gesagt?« fragte ich.
»Euch akzeptiert sie. Ihr habt bei ihr einen Stein im Brett. Wie dem auch sei, hier wurde der Tote gefunden.« Er nahm eine Hand aus der Manteltasche und deutete auf das etwas ungewöhnliche Grabmal, das eher einem Altar glich.
Es bestand aus einer Platte und einer Rückenlehne. Jedenfalls bildete es so etwas wie eine Bank. Es war alt und entsprechend verwittert. Die Inschrift war nicht mehr zu lesen. Der Wind, das Wetter und auch Moos hatten die Rückplatte gezeichnet.
Es war eine sehr ruhige Umgebung. Die Stadt und der Verkehr schienen meilenweit entfernt zu sein.
Irgendwo abgetaucht in diesen grauen Dunst, der auch in London zu sehen war. Hier am Rand breitete er sich aus wie ein Meer. Allerdings beeinträchtigte er die Sicht nicht zu stark. Die Bäume hatten ihr Laub zum größten Teil verloren und ein winterliches Trauerkleid angelegt. Sie standen da als Hüter der Grabsteine, denn wir befanden uns tatsächlich auf einem alten Friedhof, auf dem allerdings niemand mehr begraben wurde. Deshalb glich er einer parkähnlichen Landschaft, bedeckt von weißgrauem Dunst.
Rechts von uns lag Camdon House. Es wurde zwar als Schloß bezeichnet, für mich war es das jedoch nicht. Es glich eher einem Herrenhaus. Wir schauten auf die Breitseite. Wir sahen das feuchte Mauerwerk, das an einigen Stellen bewachsen war, denn Efeuranken kletterten daran hoch. Wir sahen die Fenster und das Dach mit den Gauben und dem breiten First, auf dem sich einige schwarze Vögel niedergelassen hatten, als wären sie hier die wahren Herrscher.
Fenster gab es auch. Vor den Scheiben trieb der Dunst entlang wie außen hängende Gardinen. Vor dem Eingang war Kies gestreut worden. Er schimmerte heller als die übliche Umgebung.
Tanner hatte uns in Ruhe gelassen. Schließlich sprach er uns wieder an. »Wie gesagt, hier wurde der Tote gefunden. Und er sah ebenso aus wie Monkfort.«
»Verätzt?«
»Klar.«
Ich fragte weiter. »Habt ihr schon etwas über ihn herausgefunden?«
»Nur seinen Namen. Alles andere haben die Kollegen übernommen. Ich bin ja hier nur Gast.«
Suko schaute sich noch einmal das Grab an. »Glaubst du, daß diese Grabstätte etwas mit dem Mord zu tun hat?«
»Nein. Es war wohl für den Mörder ein guter Platz, um die Leiche abzulegen. Zumindest passend.«
»Wann starb er?«
»In der Nacht.«
»Zeugen?« fragte Suko.
»Nein.«
»Wer hat ihn gefunden?«
»Der Mann heißt Will Roberts. Er ist so etwas wie ein Hausmeister des Baus hier. Er trägt die Verantwortung für Camdon House.«
Da hatte mir Tanner ein Stichwort gegeben. »Ja«, sagte ich, »Camdon House. Was weißt du darüber?«
Tanner
Weitere Kostenlose Bücher