1135 - Cathys Friedhof
ziemlich vornehm. Die Gäste kamen nur in Begleitung ihrer Damen - oder was man so Damen nennt.« Er grinste.
»Und einer der Gäste war der Tote?« fragte Suko.
Will Roberts nickte.
»Wissen Sie mehr über ihn?«
»Nein, nichts.«
»Aber Sie können sich an seine Begleiterin erinnern?«
Will Roberts lachte. Dann griente er. »Was heißt erinnern?« fragte er. »Es waren verdammt viele gut aussehende Frauen da. Da wünscht man sich, einige Jahre jünger zu sein. Wenn ich mich recht erinnere, war die Begleiterin des Mannes blond. Mehr kann ich auch nicht sagen. Ich war ja nicht direkt dabei. Ich bin mehr der Mann hinter den Kulissen, und achte darauf, daß alles heil bleibt.«
Ich stellte eine direkte Frage. »Spukt es in Camdon House?«
Roberts starrte mich an. Kurz nur. Dann gab er mir eine direkte Antwort. »Ja, es spukt.«
»Das wissen Sie?«
Jetzt war seine Antwort nicht mehr so direkt. »Irgendwie schon. Es ist auch darüber geschrieben worden.«
»Aber Sie selbst haben den Spuk noch nie gesehen?«
Die Frage brachte ihn in Verlegenheit. Er schaute zu Boden und scharrte mit dem rechten Fuß hin und her. »Das kann ich nicht so genau sagen. Ich meine, sie gesehen zu haben. Sie irrte durch die Gänge. Man kann sie auch spüren.«
»Wie das?«
»Es wird plötzlich kalt. Als würde man Ihnen kalten Nebel gegen das Gesicht drücken.«
»Und das ist Ihnen passiert?«
»Ja. Einmal. Aber nicht so direkt. Ich… ich… bin dann geflohen. In der Nacht, wenn keine Veranstaltung stattfindet, bin ich ja nie hier. Da suche ich das Weite, denn ich bin nicht lebensmüde. Heute auch. Ich gehe jetzt nach Hause und komme, wenn überhaupt, erst morgen zurück.«
»Können Sie machen«, sagte ich. »Wissen Sie denn noch mehr über den Fluch oder den Spuk?«
»Die Gestalt heißt Lady Catherine. Ich weiß nicht, weshalb sie keine Ruhe fand, aber sie ist da. Sie ist die wahre Besitzerin von Camdon House. Sie herrschte hier, und dieser Tote im Park -«, Roberts hob die Schultern, »- für mich hat auch der Geist der Lady Catherine Camdon damit zu tun. Da gibt es keine andere Möglichkeit. Die meisten Menschen, die hier feiern, hören solche Geschichten gern. Sie geben ihnen den Kick. Nur glauben wollen sie nicht daran, aber das ist eine andere Sache. Ich jedenfalls habe so meine Befürchtungen.«
Ich wollte noch etwas wissen. »Gibt es im Haus einen besonderen Raum, in dem sie sich aufhält?«
»Nein, Ihr gehört alles. Sie herrscht. Ich weigere mich nicht, es Ihnen zu sagen, auch wenn Sie mich auslachen. Aber in der Nacht kriegt mich keiner mehr in das Haus. Vor allen Dingen nicht allein.«
Er nickte zum Abschluß. »Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Alles andere müssen Sie selbst herausfinden, falls Sie sich trauen. Sie ist auch jemand, die es mit Leuten aufnimmt, die in der Überzahl sind. Denke ich mir zumindest.« Er tippte gegen seine Hutkrempe und zog sich zurück.
Wir schauten ihm nach, und Tanner fragte: »Wissen wir jetzt mehr über das Haus?«
»Kaum.« Ich schlug ihm auf die Schulter. »Wolltest du nicht schon immer mal ein Spukhaus kennenlernen?«
»Nun ja, wenn du mich direkt fragst, John, große Lust habe ich nie verspürt. Aber heute ist das anders. Da werde ich schon mitmischen. Ich bin schließlich derjenige, der diese verdammten Morde mit aufklären soll.«
»Okay, Tanner, dann machen wir uns mal auf die Suche nach der schönen Lady Catherine.«
»Ach? Ist sie schön?«
»Keine Ahnung. Auf dem Bild sah sie nicht schlecht aus. Eine junge Lady, die auf Männer wohl einen großen Eindruck gemacht hat, denn sie wurde oft gebucht.«
Wir schlenderten durch die Stille des Parks. Einmal sahen wir noch den Hausmeister. Er hatte sich auf sein Rad geklemmt und radelte durch den Dunst wie ein Phantom.
Das Haus rückte näher. Es war ein wuchtiger Bau, dessen Fassade dort bräunlichgelb schimmerte, wo kein Efeu in die Höhe rankte. An manchen Stellen mußten die Ranken geschnitten werden, da hatten sie sich bereits vor die Fenster gedrückt. Allerdings in den oberen Etagen. Auf dem Kies vor dem Haus standen sicherlich sonst die Autos der Gäste. In diesem Fall war alles leer. Unseren Rover hatten wir weiter hinten abgestellt.
Es gab in diesem Haus keine Tür, sondern ein Portal. Sehr breit, auch hoch.
Die Treppe zum Eingang hin war gefegt worden. Es klebte kaum Laub auf den feuchten Stufen. Wir gingen sie langsam hoch.
Ich hatte beim Näherkommen die Fenster nicht aus den Augen gelassen, aber
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