1135 - Cathys Friedhof
sagt man mir doch nicht.«
»Haben Sie es nicht im nachhinein erfahren?«
»Ja und nein«, gab sie zu. »Es ist allerdings selten, wenn ich etwas erfahre. Ich frage auch nicht nach. Entweder berichten mir die Mitarbeiter freiwillig davon oder sie lassen es bleiben. Ich werde dies auch so beibehalten.«
»Klar, es geht Ihnen um die Provision.«
»Und darum, daß meine Kunden zufrieden sind. Ich weiß, daß Sie einen schrecklichen Fall aufzuklären haben, und ich hätte Ihnen auch gern geholfen, aber Cathy ist nicht zu erreichen.«
»Versuchen Sie es noch einmal.«
Mich traf ein beinahe schon böser Blick. Sie kam meinem Wunsch trotzdem nach, wählte die Nummer, lauschte und zuckte mit den Schultern. »Bedaure, aber da haben wir kein Glück.«
»Der letzte Tote, der bereits gefunden wurde, hieß Bernie Slade.«
»Das sagten Sie bereits, Mr. Sinclair.«
»Moment, lassen Sie mich ausreden. Dieser Mann wurde in einem kleinen Park und zudem auf einem Friedhof gefunden, der zu Camdon House gehört. Sagt Ihnen der Name zufällig etwas?«
»Ja!«
Die Antwort überraschte uns beide.
»Wunderbar«, ich nickte und lächelte sie an. »Dann können Sie uns ja auf die Sprünge helfen.«
»Camdon House ist ein Herrensitz. Er liegt südöstlich von London. Sie können das Haus mieten, wenn Sie etwas Besonderes zu feiern haben. Ansonsten steht es leer.«
»Könnte es sein, daß dort in den letzten Tagen oder auch gestern ein Fest stattgefunden hat?«
»Das ist möglich. Wir haben Ballsaison. Im Winter sind diese Häuser immer ausgebucht. Oder sehr oft. Auch welche, die am Stadtrand liegen. Aber da müßten Sie sich erkundigen. Nur bin ich für Sie die falsche Ansprechpartnerin. Ich kenne den Namen auch nicht auf Grund meiner Beziehungen zu den Mitarbeiterinnen, er ist mir eben so geläufig. Etwas anderes kann ich Ihnen zu diesem Thema nicht sagen.«
»Danke, das hatte ich wissen wollen.«
»Soll ich Sie anrufen, wenn ich wieder Kontakt mit Cathy hergestellt habe?«
»Ja, das wäre nett, aber es ist wohl nicht nötig. Ich habe die Nummer. Ich möchte nur, daß Sie Ihre Mitarbeiterin nicht warnen oder durch Erzählungen durcheinanderbringen.«
»Da können Sie sich auf mich verlassen.«
Vorerst reichte uns das Gespräch, und deshalb standen wir auf. Mrs. Alford erhob sich ebenfalls.
Die Erleichterung über unseren Abschied konnte sie nur schlecht verbergen. An der Tür wünschte sie uns, daß wir den Killer so schnell wie möglich fanden, und sie fügte noch etwas hinzu.
»Ich glaube nicht, daß Cathy die Männer getötet hat oder hat töten lassen. Sie ist nicht der Typ.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Es wäre zu wünschen, aber manchmal entdecken wir hinter der Fassade der Menschen die finstersten Geheimnisse und Abgründe, Mrs. Alford.«
»Wem sagen Sie das, Mr. Sinclair«, erwiderte sie seufzend. »Auch in meinem Geschäft geht nicht alles glatt.«
»Das nehme ich Ihnen unbesehen ab.«
Draußen schaute Suko mich zweifelnd an. »So, jetzt rück mal raus mit der Sprache. Was sagst du?«
»Keine Meinung.«
»Spielt sie uns was vor?«
»Ich hoffe nicht. Aber sie ist nicht wichtig. Wir sollten uns um Camdon House kümmern.«
»Wo Tanner wartet.«
»Ja, den rufen wir an. Aber zuvor fahren wir noch bei einer gewissen Lady Sarah Goldwyn vorbei. Als wandelndes Lexikon müßte sie eigentlich mehr über Camdon House wissen. Außerdem kann ich jetzt einen guten Tee gebrauchen…«
***
Den bekamen wir auch serviert. Lady Sarah hatte ihr Erstaunen noch immer nicht abgelegt, als wir schon am Tisch saßen. »Ich freue mich ja darüber, daß ihr mich besucht, aber so plötzlich, das ist schon etwas Besonderes. Jane Collins ist unterwegs. Sie hat einen Job angenommen.«
»Was treibt sie?« fragte ich.
»Hat sich in einer Kanzlei einstellen lassen. Da geht es angeblich um verschwundene Papiere. Der Anwalt ist ein Bekannter von ihr und hat sie gebeten, sich darum zu kümmern. Als Mitarbeiterin fällt sie da nicht so auf. Meinten beide.«
Ich rührte in meinem Tee herum und schaute dabei den Wellenbewegungen auf der Oberfläche zu.
Lady Sarah war natürlich neugierig, und sie wollte wissen, warum wir in ihrem Wohnzimmer saßen.
»Es geht um eine Auskunft.«
»Schön.« Die Horror-Oma nickte. »Wenn ich helfen kann, bin ich immer dabei.«
Ich trank einen Schluck Tee und stellte die Frage erst, als die Tasse wieder auf ihrem Platz stand.
»Sagt dir der Name Camdon House etwas, Sarah?«
»Hm. Noch mal.«
Ich
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