1135 - Cathys Friedhof
zog ein säuerliches Gesicht. »Was soll ich darüber schon wissen? So gut wie gar nichts. Mir ist bekannt, daß dieser Sitz leersteht, aber nicht unbedingt verlassen ist. Wenn ihr versteht.«
»Nein.«
»Nun ja, man kann den Bau mieten. Für Feste, Feten, Feiern, wie immer ihr wollt. Und in der vergangenen Nacht hat hier eine Fete stattgefunden. Das weiß ich von dem Mann, der hier den Hausmeister spielt und der den Toten gefunden hat. Er heißt übrigens Will Roberts. Er kam am Mittag. Er wollte die Aufräumarbeiten überwachen. Das Wegschaffen der Reste. Das übernahm eine Catering Firma, die auch eine Putzkolonne mitbrachte. Das Haus steht wieder leer und wartet auf die nächste Feier. Viel mehr kann ich euch auch nicht sagen.« Er nickte zuerst Suko und dann mir zu.
»Ich denke, ihr seid jetzt an der Reihe. Was habt ihr herausgefunden?«
»Wir waren bei Monkfort.«
»Das weiß ich, John.«
»Dort trafen wir seine Schwester. Sie arbeitete bei ihm in der kleinen Software-Firma.« Ich berichtete, was wir erfahren hatten, und Tanners Augen weiteten sich. Daß die drei Toten sich alle diese Cathy als Begleiterin ausgesucht hatten, wunderte ihn schon. Zugleich war es auch eine heiße Spur, wie er zugab.
»Wir brauchen sie nur zu finden«, sagte ich locker.
»Okay. Läuft noch keine Fahndung?«
»Nein. Wir kennen nur ihren Vornamen. Es gibt keine Adresse. Es gibt nur eine Handy-Nummer. Dort hat sich niemand gemeldet. Sie ist und bleibt verschwunden.«
Tanner nickte vor sich hin. »Ja, das hätte ich an ihrer Stelle auch getan. Aber wie ich euch kenne, ist das nicht alles, wag ihr herausgefunden habt.«
»Du kennst uns gut«, gab ich grinsend zu. »Das Haus hier ist noch ein Problem. Oder eine Spur. Ganz wie du willst.«
»Wieso?«
»Dort soll es spuken.«
»Das haben manchen Häuser so an sich«, brummelte Tanner.
»Klar. Es geht hier eine tödliche Frau herum. Der Geist der Lady Catherine. Eine Ahnfrau, die, aus welchen Gründen auch immer, keine Ruhe finden kann.«
Tanner stutzte. »Hast du Lady Catherine gesagt?«
»Habe ich.«
»Und diese Walkerin hieß Cathy?«
»Dein Gedächtnis ist top.«
»Hör auf, John. Das ist was für euch. Eine killende Ahnfrau: Da werde ich mich zurückziehen. Aber zuvor schaue ich mich noch in Camdon House um. Darauf könnt ihr euch verlassen.«
»Bist du noch nicht dort gewesen?«
»Nein, bin ich nicht. Ich habe nur mit Roberts geredet, und er hat mir etwas überlassen.« Tanner griff in die Tasche und holte einen Schlüssel hervor. »Damit können wir es schaffen«, erklärte er.
»Ich habe Roberts versprochen, ihm den Schlüssel wieder zurückzugeben, wenn ich mich umgeschaut habe.«
»Wo wohnt er denn?« fragte Suko.
»Nicht weit von hier. In einem kleinen Haus westlich hinter den Feldern. Da will er auch wieder hin.«
»Dann ist er noch hier?«
»Ja. Was mich wundert, denn er wollte gegen sechzehn Uhr verschwinden. Ich wußte ja nicht, wann ihr kommt. Deshalb habe ich mir einen Schlüssel geben lassen. Das ist jetzt alles geklärt. Wir können hinein, ob er nun da ist oder nicht.«
»Wie heißt noch das Sprichwort?« fragte Suko. »Wenn man vom Teufel spricht, ist er nicht weit.«
Der Teufel war in diesem Fall der Hausmeister, der das Gebäude verließ. Auf der breiten Treppe sah er recht klein aus, ebenfalls im Vergleich zur Höhe des Portals.
»Dann können wir ja noch ein paar Worte mit ihm reden«, sagte Suko. »Der wird uns sicherlich mehr über den Bau erzählen können.«
Dieser Meinung schloß ich mich an. Auf dem kleinen Friedhof hatten wir nichts mehr verloren. Wir gingen auf die Breitseite des Herrenhauses zu und sahen einen schon älteren Mann, der uns ebenfalls entdeckt hatte und stehengeblieben war.
Will Roberts trug einen Hut, eine wetterfeste Jacke und eine schwarze Hose. Sein Gesicht zeigte einen leidenden Ausdruck. Wie bei einem Menschen, der von einer Beerdigung gekommen war.
Tanner stellte uns als Kollegen vor, und Roberts nickte zur Begrüßung. Dann sagte er: »Ich habe alles erledigt.«
»Was heißt das?« fragte Tanner.
Der Hausmeister schob sich eine Zigarette zwischen die schmalen Lippen. »Ganz einfach. Meine Aufgabe ist es zu prüfen, ob die Dinge wieder in Ordnung sind. Wenn nicht, hagelt es eine Beschwerde. Aber hier haben die Leute gut gearbeitet. Alle Spuren der nächtlichen Feier sind verschwunden.«
»Wer gab denn die Fete?« wollte Suko wissen.
Roberts winkte ab. »Irgend eine Firma, die ich nicht kenne. War
Weitere Kostenlose Bücher