1135 - Cathys Friedhof
sie mit einem albumähnlichen Buch, das sie auf den Tisch vor uns legte und aufschlug. Gezielt hatte sie genau die Seite erwischt, auf die es uns ankam. »Das ist Cathy«, sagte sie und deutete auf ein Bild, das eine blonde Frau von Kopf bis Fuß zeigte, die wirklich nicht wie eine Bordsteinschwalbe aussah, sondern in ihrem gesamten Habitus eher an eine Lady erinnerte. Sie trug einen perfekt geschnittenen grauen Hosenanzug, der Designer-Qualität aufwies. Das blonde Haare war kurz geschnitten und in der Mitte gescheitelt. Der Mund lächelte geheimnisvoll. Die Augen kamen mir etwas verschwommen vor, Überhaupt wirkte sie wie eine Frau, die von einer geheimnisvollen Aura umgeben war. Sie war nicht der Typ Vamp, und sie strahlte auch keinen aggressiven Sex aus, aber sie war jemand, der Männer schon reizen konnte, mehr über sie zu erfahren. Eine klare Schönheit und leicht ätherisch wirkend.
Suko blickte mich an und hob die Schultern.
Die Geste war auch von Louise Alford bemerkt worden. »Können Sie sich diese Person als Mörderin vorstellen?« Zum erstenmal klang Ärger in ihrer Stimme mit durch.
Suko lächelte. »Mörder sehen oft nicht wie Mörder aus. Eigentlich nie. Oder schauen Sie hinter die Stirn der Menschen, die Ihnen hier im Geschäft begegnen?«
»Das geht ja wohl nicht. Aber ich verlasse mich schon auf meine gute Menschenkenntnis.«
»Das bleibt Ihnen unbenommen, Mrs. Alford«, sagte ich. »Die vier Männer haben sich also für Cathy entschieden.«
»Ja.«
»Stellen Sie sich vor, wir hätten das auch getan. Wie würde es dann von Ihrer Seite aus weitergehen.«
Mrs. Alford war etwas überrascht. Mit dieser Fragestellung hatte sie nicht gerechnet. »Theoretisch würde ich Sie beglückwünschen und dann Kontakt mit Cathy aufnehmen.«
»Per Telefon?«
»Ja.«
»Dann tun Sie es bitte.«
Die Frau blieb sitzen. »Nein, Sie wollen doch nicht…«
»Doch, wir wollen. Wir möchten gern mit Cathy reden. Sie braucht ja nicht die Täterin zu sein. Auch wir können sie uns schlecht als vierfache Mörderin vorstellen, aber wir müssen jeder Spur nachgehen.«
»Das weiß ich auch.« Sie strich über ihren Nasenrücken. »Nur wird Sie das nicht viel weiterbringen. Cathy hat keine Adresse. Ich erreiche sie nur über ihr Handy.«
»Ja, machen Sie es.«
Mein Drängen zeigte Erfolg. Louise Alford stand auf. Mit steifen Schritten ging sie auf den Schreibtisch, zu. Von einer Station hob sie ein beiges Telefon ab. Sie kam damit zu uns und setzte sich.
Die Telefonnummer stand unter dem Bild. Ich hatte sie mir schon eingeprägt. Ein Finger mit violett lackiertem Nagel wanderte über die Tastatur hinweg. Ich achtete darauf, daß sie auch die gleiche Nummer wählte.
Eine Verbindung bekam sie nicht. Es schien ihr zu gefallen, denn wir sahen, daß sie leicht aufatmete. Auch beim zweiten Versuch hatte sie Pech.
»Da kann man nichts machen«, sagte Mrs. Alford und legte das Telefon auf den Tisch.
»Kommt das öfter vor?« fragte ich.
»Hin und wieder«, gab sie zu.
»Wie reagieren dann die Kunden?«
»Ich gebe ihnen etwas Zeit. Wenn ich in der ausgemachten Spanne keinen Kontakt zu Cathy erhalten habe, rate ich ihnen, sich für eine neue Begleiterin zu entscheiden.«
»Was wissen Sie noch über diese Cathy?« fragte Suko.
»Nichts.«
Die Antwort verblüffte uns nicht weiter. Sie kam mir trotzdem irgendwie unverfroren vor. So führte man keine Mitarbeiter, und das sagte ich der Dame auch.
»Sie müssen bei mir von anderen Voraussetzungen ausgehen. Ich bin für meine Kunden und auch für die Begleiter nicht verantwortlich. Ich bin eine Vermittlerin und lebe von den Provisionen, die man mir überweist. Ein Maklerjob. Begreifen Sie das nicht?«
»Doch«, erklärte Suko. »Nur kennen Makler zumeist die Adressen und auch die Namen ihrer Kunden.«
Louise Alford fand zu ihrem alten Lächeln zurück. »Das mag sein. Nur ist unser Geschäft noch etwas diskreter. Die Herren und Damen, die Begleiter suchen, sind manchmal auch verheiratet. Ich sage jedem Kunden, daß wir keine Agentur sind, die… nun ja…«, sie rückte an ihrer Brille herum.
»Sie wissen schon. Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als ich Ihnen schon gesagt habe.«
Das war uns zu dürftig. Damit konnten und wollten wir uns nicht abfinden, auch wenn Louise Alford schon Anstalten traf, sich zu erheben. »Ich habe da noch eine Frage«, sagte ich. »Wo waren Ihre Kunden jeweils mit dieser Cathy?«
Louise Alford zeigte sich etwas irritiert. »Bitte, das
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