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1137 - Einer gegen Terra

Titel: 1137 - Einer gegen Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schob den seltsamen Fund in den Behälter. Dann wandte sie sich um.
    „Okay, Mann von Itseqqortoormiit", sagte sie. „Bring uns nach Hause!"
    Jallur Haystangir sah verblüfft zu ihr auf.
    „Du hast das behalten?" staunte er. „Die meisten nehmen den Namen nicht einmal ernst, noch viel weniger können sie sich an ihn erinnern."
    Racquel tippte sich lächelnd gegen die Schläfe.
    „Heiß, temperamentvoll, gesprächig", spottete sie, „und ein gutes Gedächtnis."
     
    5.
     
    Die weiße Sichel des Mondes schob sich einsam durch den klaren, sternenlosen Nachthimmel. Stunden wie diese pflegte Ernst Ellert auf dem Dach des Hauses zu verbringen, das ihm während seines Aufenthalts in Shisha Rorvic als Unterkunft diente.
    Von Natur aus hätte es bitter kalt sein müssen. Aber der Mensch hatte der Natur ein Schnippchen geschlagen. In den Bergen rings um den Nam Tso waren Dutzende von Wärmestrahlern installiert, die dafür sorgten, daß im Tal behagliche Temperaturen herrschten. Eine Inversionsschicht, die in fünfzehnhundert Metern Höhe über dem See lag, hinderte die Wärme am Entkommen.
    Ernst Ellert hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte zum sternenlosen Himmel empor. Die Schwärze der Nacht war ihm Beweis, daß der Plan, den er auf Geheiß des Überwesens ES den Terranern übermittelt hatte, wirksam war. Die Faltung des Raum-Zeit-Gefüges, der Zeitdamm, schloß Erde und Mond vom übrigen Universum ab. Der Mond drehte sich nach wie vor um seinen Mutterplaneten, aber die Sterne hatten aufgehört zu scheinen.
    In Stunden wie diesen empfand Ernst Ellert Sehnsucht nach dem Ort, den er „Heimat" zu nennen sich angewöhnt hatte. Er sehnte sich nach den Freunden, nach den weiten Ebenen von EDEN II. Es war ein sanfter Schmerz, der ihn in solchen Augenblicken erfüllte. Mehr durfte es nicht sein. Seine Arbeit war noch längst nicht getan. Er wußte nicht, wie lange er würde hier bleiben müssen. Seine Aufgabe war, Terra gegen Vishna zu schützen. Es ließ sich nicht ermessen, wie viel Zeit dazu erforderlich war.
    War der Zeitdamm ein verläßliches Abwehrmittel? Bisher hatte er gehalten - im großen und ganzen. Vishna hatte die Robotvölker der Parsf und Klong aktiviert und sie den Damm mit der Strahlung ihrer Vakuumblitzer unter Feuer nehmen lassen. Der Zeitdamm war ins Schwanken geraten. Ein paar Stunden lang hatte auf der Erde das totale Chaos geherrscht, als das Gesetz der Kausalität aufgehoben wurde und Raum und Zeit willkürlich miteinander die Plätze tauschten. Der Angriff war schließlich eingestellt worden.
    Warum? Niemand wußte es. Vielleicht war den Klong und Parsf die Energie für den Betrieb der Vakuumblitzer ausgegangen. Der Zeitdamm hatte sich stabilisiert und stand seitdem unangefochten. Die Frage, ob er verläßlich sei, ließ sich nicht beantworten.. Die Zukunft mußte es beweisen.
    Zukunft. Unmittelbar nach dem Angriff der beiden Robotvölker hatte Geoffry Waringer, der Leitende Wissenschaftler der Kosmischen Hanse, seinen erstaunten Zuhörern zu verstehen gegeben, inmitten des Chaos sei „ein Objekt aus der Zukunft" auf der Erde gelandet. Nähere Angaben konnte er nicht machen. Der Effekt selbst war anhand einer merkwürdig gestalteten, hyperenergetischen Impulsform nachweisbar, die Waringers Geräte während des Trommelfeuers der Vakuumblitzer aufgezeichnet hatten. So unglaublich der Vorgang auch erscheinen mochte, er war unbestreitbar real und erlaubte nur zwei Deutungen. Entweder war er statistischer Natur, und die entfesselten Kräfte des Kosmos hatten sich unter dem Einfluß der verlorenen Kausalität selbst einen Streich gespielt, oder Vishna hatte die Hand im Spiel. Ihr, der abtrünnigen Kosmokratin, standen Mittel und Kenntnisse zur Verfügung, von der die terranische Wissenschaft noch nicht einmal zu träumen vermochte. Daß sie die Kunst beherrschte, Gegenstände durch die Zeit zu bewegen - wer mochte daran zweifeln?
    Inzwischen allerdings hatte sich die Meinung der Experten der statistischen Deutung des Vorfalls zugewandt. Zu unübersehbar waren die Anzeichen des Zufälligen, die den Vorgang begleiteten, als daß sich der Glaube an eine gezielte Aktion von selten Vishnas hätte aufrechterhalten lassen. Immerhin, die Bedeutung des Ereignisses war noch immer ungeklärt, und es stand noch längst nicht fest, daß sie sich als vernachlässigbar gering einstufen lasse. Ein Objekt aus der Zukunft, ein Anachronismus im ursprünglichen Sinn des Wortes, befand sich auf der Erde. Im

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