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1137 - Madame Tarock

1137 - Madame Tarock

Titel: 1137 - Madame Tarock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wird geschehen, wenn dir die Karten wieder das gleiche Schicksal offerieren?«
    Victor strich über die weiche Kinnhaut. »Das wird nicht passieren, Zingara. Hüte dich davor.«
    »Ich sage dir noch einmal, dass ich die Karten nicht beeinflussen kann, sie konzentrieren sich auf dein Schicksal, nicht auf das meine. Das musst du hinnehmen.«
    »Ich werde es schaffen!«
    »Ach. Hältst du dich für besser als dein Killer?«
    »Ja.«
    »Du bist bewaffnet.«
    »Bin ich immer.«
    Madame Tarock legte ihre Hände flach auf den Tisch. »Bevor wir hier beginnen, Victor, will ich dir noch sagen, dass ich mich vor einer Waffe nicht fürchte. Es gibt Personen, die kann man nicht töten, und dazu gehörst du nicht.«
    »Aber du - wie?«
    »Genau!«
    Die schlichte Antwort erschreckte ihn, und er konnte darauf nichts erwidern. Er war in einem bestimmten Umkreis groß geworden. Die Menschen waren religiös gewesen, aber in ihrem Sinne, und sie hatten in ihre Religiosität auch einen gehörigen Teil Mystik mit hineingepackt. So war der alte Geisterglaube nicht verschwunden, und es hatte sogar Schamanen unter ihnen gegeben, die in der Lagen gewesen sein sollten, Tote zu erwecken.
    Es ärgerte Victor, dass ihm gerade jetzt diese Gedanken kamen, denn sie behinderten sein klares Denken. Er fühlte sich plötzlich unterlegen und merkte auch, dass ihm der Schweiß ausbrach. Nicht nur auf seinem Gesicht fühlte er ihn, er klebte ebenso unter seinen Achseln und auch im Nacken.
    Das alles interessierte Zingara nicht. Sie lächelte vor sich hin und verunsicherte ihn noch mehr.
    Hatte sie auch so gelächelt, als sie dem Mietkiller gegenübergetreten war? Über einen Spitzel hatte er erfahren, dass Rosner mit der eigenen Waffe umgebracht worden war. Wie zur Demonstration.
    Die Bullen hatten sich gefreut, denn Rosner hatte schon lange auf ihrer Liste gestanden.
    Er atmete tief ein. Er wollte sich wieder beruhigen und vor allen Dingen keine Unsicherheit zeigen, aber die ließ sich einfach nicht verbergen, und Zingara merkte es.
    Gelassen zog sie die Schublade auf und holte die Karten hervor. Sie waren größer als die normalen Spielkarten und lagen aufeinander. Als Koss das sah, schüttelte er den Kopf. »Nein, mit diesen Karten nicht. Nimm andere.«
    »Wieso?«
    »Ich will welche haben, die noch verschweißt sind, versteht du das?«
    »Ja.«
    »Hol sie!«
    Madame Tarock ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Du hast Glück, dass noch ein zweites Kartenspiel bereitliegt. Ich habe es noch nicht eingeweiht.« Wieder griff sie in die Lade und holte das eingeschweißte Spiel hervor. Das andere verschwand wieder. Sie riss das durchsichtige Papier auf und ließ es zu Boden flattern, ohne sich zu bücken, um es aufzuheben.
    Sie fächerte die Karten über den Tisch. Dann drückte sie auf einen unter dem Schreibtisch verborgenen Knopf, und von der Decke her fiel fächerförmiges Licht auf den Tisch. Ein kleiner Generator sorgte für Elektrizität.
    Victor Koss glotzte auf die Karten. Noch immer durch den Schweiß gezeichnet, der sich auf seiner Oberlippe als Tropfenspur abzeichnete. Er wirkte jetzt noch widerlicher.
    Zingara ließ sich Zeit. Lässig breitete sie die Karten auf dem Tisch aus. Die Bilder lagen oben, so konnte Victor sie sehen.
    Er atmete heftiger. Noch immer hatten Spielkarten, besonders die des Tarock für ihn etwas Archaisches und Furchteinflössendes. Sie spielten Schicksal, und sie waren Schicksal, wie er schon erfahren hatte. Aber er hatte sich vorgenommen, dagegen anzugehen, denn endlich fühlte sich Victor stark genug.
    Er schaute über die Bilder hinweg. Er sah die Liebenden, den Magier, den Tod, den Teufel, den Hängenden, das Schicksalsrad, den Triumphwagen und die Gerechtigkeit. Motive, die aus alter Zeit stammten, und er musste daran denken, dass ihm jemand mal gesagt hatte, diese Tarock-Karten stammten aus ägyptischer Zeit oder konnten auch von nordafrikanischen Kabbalisten entworfen worden sein. Hier wurde ihm ein Fenster zu einer anderen Welt geöffnet, das ihn faszinierte und zugleich abstieß.
    »Zufrieden?« fragte Zingara, deren Handflächen wie streichelnd über die Karten hinwegglitten.
    »Warum fragst du das?«
    »Weil sie neu sind.«
    »Mach schon.«
    »Was?«
    Er deutete mit zitternder Hand auf die Karten. »Misch!« flüsterte er mit rauher Stimme. Er ärgerte sich über den Klang, denn er verriet seine Nervosität. Aber er hatte sich einmal für diesen Weg entschieden und würde ihn auch bis zum Ende gehen.
    »Wie

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