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1137 - Madame Tarock

1137 - Madame Tarock

Titel: 1137 - Madame Tarock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zischte die Worte über den Tisch hinweg. »Es ist die Gerechtigkeit. Ein gutes Spiel, denn die Karten kennen mich genau. Sie wissen genau, wie gerecht ich letztendlich bin.«
    Madame Tarock sagte nichts dazu. Sie zuckte nur die Achseln und sprach leise von der nächsten Karte, die Koss aus dem Fächer ziehen sollte.
    »Keine Sorge, ich habe nichts vergessen.« Wieder näherte er sich vorsichtig den Karten. Dabei hatte er den Blick angehoben, um Zingaras Gesicht im Blick zu halten.
    Darin bewegte sich nichts. Sie blieb gelassen. Es war nicht einmal zu hören, wie sie atmete.
    Er schnappte nach der Karte. Zog sie hervor, liess sie auch so liegen und presste seine Hand darauf.
    »Was könnte es sein?« flüsterte er Zingara zu.
    »Ich weiss es nicht.«
    »Du bist doch die Wahrsagerin, verdammt!«
    »Ich lese nur aus den Karten hervor, was sie mir über das Schicksal der Kunden zeigen. Das ist alles. Ansonsten kann ich dir beim besten Willen nicht helfen.«
    »Gut«, sagte er. »Ich habe verstanden. Ich werde dem Schicksal trotzen.« Nach dieser Antwort drehte er die Karte um. In den kurzen Augenblicken raste sein Herzschlag, und er fühlte sich zugleich wie in einem Gefängnis.
    Die Karte lag mit dem Bild nach oben!
    Wieder nicht der Tod oder der Gehängte.
    Es war die Mondkarte.
    Dunkel der Hintergrund, aber hell der volle Mond, der sein Licht nach unten warf und damit eine karge Landschaft umflorte. Ungewöhnlich laut, in seiner Lage aber durchaus verständlich stiess Koss die Luft aus. Er fühlte sich wie in einem Taumel. Er hätte vor Glück schreien können, doch er blieb gelassen und drückte seinen Körper in den Stuhl zurück. Wieder hatte er gewonnen.
    »Was sagst du?«
    »Gratuliere, Victor.«
    Koss holte ein Taschentuch hervor. Er wischte damit durch sein Gesicht wie mit einem Handtuch.
    Er brauchte jetzt freie Bahn. Er wollte sich durch nichts ablenken lassen, und er würde weitermachen. Noch eine Karte. Bisher war alles glatt verlaufen, nur die letzte musste von ihm noch gezogen werden.
    Wieder schaute er Zingara starr über den Tisch hinweg an. Er bewegte nur seine Lippen, sprach allerdings kein einziges Wort und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Was hast du, Victor?«
    »Ich würde ein kleines Vermögen dafür geben, wenn ich wüsste, was du jetzt denkst.«
    »Das kann ich dir sagen.«
    »Klar, raus damit!«
    »Zieh die letzte Karte!«
    Er warf seinen Oberkörper zurück und begann zu lachen. »Gut gesprochen, wirklich gut. Klar, ich werde sie ziehen. Zwei sind für mich blendend gelaufen, und ich bin davon überzeugt, dass es auch beim dritten Mal funktioniert.«
    »Ran!«
    »Langsam…« Schlürfend saugte er den Atem an, und er spürte, wie alles anders wurde. Erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, dass er die dritte, die Schicksalskarte ziehen musste. Sein Körper reagierte entsprechend. Die Produktion an Schweiß nahm wieder zu, zugleich auch die Kälte. Zwei krasse Gegensätze vereinigten sich bei ihm, denn während er schwitzte, schienen eisige Körner über seinen Rücken hinweg zu rieseln.
    »Angst?« fragte Madame Tarock leise, und die Frage kam ihm wie Hohn vor.
    »Nein, nur Spannung.«
    »Mach es sofort, Victor. Bring es schnell hinter dich, dann bist du aller Sorgen ledig.«
    Wieder schaute er sie starr an und versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen. Er glaubte Zingara nicht. Er forschte nach Falschheit und Hinterlist, sah aber nur ihr neutrales Lächeln.
    Victor Koss musste hart schlucken. Eine dritte Karte nur aufdecken, das war es. Ein Kinderspiel, klar. Stellte sich nur die Frage, welches Motiv er aufdeckte.
    Die Karten lagen aufgefächert vor ihm. Er konnte sie gut überblicken. Ihm stand die Wahl frei. Es lag an ihm, das Richtige zu unternehmen. Er spielte für sich selbst Schicksal. Zweimal schon hatte es nicht auf seiner Seite gestanden. Da hatte er die Karte des Todes oder der Vernichtung gezogen.
    Der Tod, der Teufel, der Gehängte?
    Es gab noch viele andere. Nur seine Gedanken konzentrierten sich gerade auf diese Motive. Es gab Gründe. Sein Killer Rosner war gestorben. Eigentlich hatte er die Wahrsagerin besucht, um sie zur Rede zu stellen und sie fertigzumachen. Er hatte es nicht akzeptieren wollen, dass sie ihm über war.
    Er sah sie noch immer als die junge Person damals in Rumänien und wollte nicht akzeptieren, dass sie sich gewandelt hatte.
    Madame Tarock nickte ihm zu. Sie blieb so ungewöhnlich ruhig und kam ihm zuvor, als sässe sie wesentlich höher als er und würde

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