1137 - Madame Tarock
Tote finden.«
Wenige Schritte weiter gelang es uns, die Marke des geparkten Wagens zu identifizieren. Es war ein BMW der 7er Reihe. Getönte Scheiben verwehrten uns den Blick in das Innere. Auch in der Umgebung sahen wir zunächst keinen Menschen, aber das hatte nichts zu bedeuten. In dieser Umgebung gab es auch genügend Verstecke.
Ich hatte mich vorgeschoben, während Harry dicht hinter mir geblieben war. Unter blattleeren Zweigen duckte ich mich hinweg, hatte das Boot auch längst gesehen und auch ein zweites, das nicht weit entfernt von dem ersten lag.
Auf beiden Decks bewegte sich nichts. Der erste flüchtige Eindruck ließ mich optimistisch werden, bis ich plötzlich die beiden Gestalten sah, die links von mir standen. Ich hatte den Kopf schon sehr weit drehen müssen, um sie überhaupt zu entdecken. Außerdem war mir der Geruch aufgefallen.
Zumindest einer der Männer rauchte, und der Geruch des Rauchens war in unsere Richtung geweht worden.
Auch Harry hatte die beiden entdeckt. Wir duckten uns. Das Mosaik aus Zweigen vor uns besaß genügend Lücken, durch die wir die beiden beobachten konnten.
Vom Aussehen her waren es die typischen Bodyguards. Dunkel gekleidet, breitschultrig. Sonnenbrillen, obwohl das Wetter wirklich nicht danach war, und sicherlich trugen sie unter ihren halblangen Winterjacken auch Waffen.
»Zwei Bodyguards«, sagte Harry, »die dumm in der Gegend herumstehen. Da gibt es nur eine Lösung. Unser Zielobjekt befindet sich auf dem Boot und lässt sich bewachen. Völlig erklärlich, nach dem, was vorgefallen ist.«
»Bist du dir so sicher, Harry?«
»Wieso? Du nicht?« Er sah erstaunt aus.
»Nein. Nicht, nach dem, was du mir alles berichtet hast. Du hast selbst erlebt, dass sich Zingara sehr gut allein verteidigen kann. Weshalb sollte sie sich dann auf diese beiden Typen verlassen?«
Stahl überlegte nicht lange. »So gesehen hast du eigentlich recht. Was tun sie dann hier? Zu wem gehören sie?«
»Zu einem Kunden.«
»Läge auf der Hand.«
»Einer, der sich über seine Zukunft informieren will. Und dieser Typ muss sich auf dem Boot befinden.« Ich lächelte vor mich hin. »So wird es sein.«
Vor uns lag eine freie Fläche. Nicht besonders lang, aber sie war frei, und damit würden wir Probleme bekommen. Es würde uns nicht gelingen, das Boot ungesehen zu betreten. Dagegen standen die beiden Leibwächter.
»Wie machen wir es?«
Ich wollte eine Antwort geben, als uns der Zufall zu Hilfe kam. Der Raucher löste sich von seinem Kollegen und drehte sich nach rechts. Damit auch in unsere Richtung. Er ging sehr langsam. Er war ein Typ, der vor Kraft kaum laufen konnte, aber er hatte keine Waffe gezogen. Noch hielt er die Kippe zwischen den Fingern. Nach einem weiteren Schritt nach vorn warf er sie ins Gras, blieb stehen und drehte sich von uns weg zum Boot hin.
Das war die Chance.
Ich hatte schon meine Waffe gezogen. Bevor Harry reagiert, war ich gestartet und kam zum Glück perfekt weg, so dass ich innerhalb kürzester Zeit bei dem Mann war.
Der hatte etwas gehört. Nur war es für ihn zu spät. Da hatte ich ihn bereits erreicht und ihm die Mündung der, Waffe gegen den Kopf gehalten.
»Keinen Laut, Meister!«
Der Typ wusste, wie er sich zu verhalten hatte. »Schon gut, was willst du?«
»Geh mal zum Wagen.«
Ich löste den Druck und ließ ihn vorgehen. Sein Kumpan hatte natürlich gesehen, was da gelaufen war. Aber er traute sich nicht, einzugreifen. Meine Waffe redete eine zu deutliche Sprache. So blieb er stehen und erstickte fast an seiner Wut.
Wir waren so stehengeblieben, dass sich zwischen uns und dem Boot der BMW befand. Über das Wagendach hinweg schaute ich zu dem zweiten. Die Mündung der Beretta »klebte« mittlerweile wieder am Kopf des Leibwächters.
Jetzt erschien auch Harry Stahl. Er hatte ebenfalls seine Waffe gezogen und kümmerte sich um den zweiten. Zu sagen brauchte er nichts, die Situation war deutlich genug.
Mit der freien Hand winkte ich Harry zu. Der verstand sofort und dirigierte seinen Gefangenen in unsere Richtung.
Der Raucher beschwerte sich. »He, was soll der Scheiß? Was habt ihr vor? Ein Überfall?«
»Keine Sorge. Ich lasse dir deine paar Mark.«
»Witzig, wie?«
»Noch. Und es kommt auf dich an, ob das so bleibt.«
»Weißt du überhaupt, mit wem ihr euch da anlegt?« zischte er mir zu.
»Klar. Mit zwei Typen, die eigentlich aufpassen sollen, es aber nicht gepackt haben. Euer Boss ist sicherlich sauer. Dazu fällt mir etwas ein.
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