Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1139 - Das Herz der Jungfrau

1139 - Das Herz der Jungfrau

Titel: 1139 - Das Herz der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Fall.«
    »Nein, hier gibt es keine Masken, keine Bilder mit gruseligen Motiven und auch keine an den Wänden hängenden Schrumpfköpfe. Aber es gibt etwas anderes.«
    »Ha, was denn?«
    »Etwas zu trinken«, sagte ich trocken.
    »Einverstanden.« Tanner grinste. Den Hut hatte er nicht abgenommen. »Da ich im Moment selbst nicht genau weiß, ob ich im Dienst bin oder nicht, nehme ich gern einen Whisky.«
    »Sollst du haben.«
    »Gib mir ruhig einen Doppelten. Ich kann ihn brauchen.«
    So nett der Satz gemeint war, in diesem Augenblick gefiel er mir nicht, denn wenn Tanner schon so etwas sagte, dann hatte ihn kein privater Grund zu mir getrieben. Das roch einfach nur nach Ärger.
    Er bekam seinen Drink. Ich hielt mich an den Cognac. Wir saßen uns gegenüber und schauten uns an, nachdem wir getrunken hatten.
    Tanner machte es spannend. »Ich sehe dir an, dass du noch immer sehr überrascht bist.«
    »Kann man wohl sagen. Weil ich auch nicht glaube, dass es ein rein privater Besuch ist.«
    »Leider nicht.« Er sprach flüsternd, was mich verwunderte. »Es geht um einen Toten, den wir heute gefunden haben. Zuerst deutete alles auf einen normalen Mordfall hin, doch jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.« Er trank noch einen Schluck. »Man hat dem Mann das Herz aus dem Leib gerissen«, flüsterte er.
    Ich schwieg. Plötzlich glaubte ich, einen Kloß in der Kehle zu haben, den auch der Cognac nicht so leicht wegspülen konnte. Mein Herz schlug schneller, und ich schaute Tanner nur an.
    »Ja, du hast richtig gehört, John.«
    »Dann würde ich gern mal die ganze Geschichte hören.«
    Er nickte. »Das sollst du. Deshalb bin ich hier. Also hör genau zu. Danach will ich hören, was du davon hältst.«
    Ich tat ihm und mir den Gefallen. So erfuhr ich in der folgenden Zeit, was Tanner erlebt hatte. Am späten Nachmittag oder schon während der Dunkelheit war der Tote gefunden worden, und das Feuer hatte nicht alle Spuren löschen können, wie Tanner mehrmals betonte, so dass ich einfach aufmerksam werden musste.
    »Was ist denn zurückgeblieben?«
    Er räusperte sich und griff in die Tasche, aus der er einen Gegenstand hervorholte. »Hier ist es«, sagte er und steckte mir die Hand entgegen, auf der das Fundstück lag.
    Zunächst sah ich nur einen geschwärzten Klumpen Metall.
    »Nimm es!«
    Mit spitzen Fingern nahm ich den Gegenstand entgegen. Er war schwer. Ich führte ihn näher zu mir heran, so dass ich ihn genau betrachten konnte.
    »Nun, John?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn ich mich nicht irre, und das ist bestimmt nicht der Fall, hast du bei dem Toten ein Kreuz gefunden.«
    »Ja, das habe ich. Aber es ist ein bestimmtes Kreuz, wie du sicherlich weißt.«
    Die Form war klar. Da brauchte ich nicht lange zu überlegen. »Es gehört den Templern.«
    »Schön, dass ich es aus deinem Munde bestätigt höre. Für Templer bist du doch zuständig – oder?«
    Ich hatte den lauernden Tonfall genau herausgehört und sah auch, wie er mich von unten her schief anschaute und die Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte.
    »Im Prinzip hast du recht.«
    »Das ist wunderbar, John.«
    Er hatte sehr zufrieden geklungen, und ich fragte sofort: »Dann willst du den Fall abgeben?«
    »Mit dem größten Vergnügen. Ich habe genug Ärger am Hals. Au ßerdem musste ich meiner Frau versprechen, das diesjährige Weihnachtsfest, das letzte in diesem Jahrhundert, zu Hause zu feiern. Sie hat die Verwandtschaft eingeladen und macht großen Wirbel. Deshalb gebe ich den Fall gern ab.«
    »Wie auch das Kreuz.«
    »Sicher.«
    Ich wog es in der Hand. Es roch noch nach Rauch. Tanner sagte nichts und ließ mich in Ruhe überlegen, doch ich war mit den Gedanken und Vermutungen noch zu weit weg, als dass ich schon jetzt einen Entschluss hätte fassen können.
    »Willst du mehr wissen, John?«
    »Das wäre gut.«
    »Mach ich doch gern. Über den Verbrannten kann ich dir nichts sagen. Wir wissen nicht, wie er heißt, und du kannst dir auch vorstellen, dass man sein Foto nicht mehr abdrucken kann. Aber nicht nur er ist verbrannt, auch alles, was er bei sich und am Leib trug. Bis auf das Kreuz.«
    »Das ist wenig.«
    »Für dich doch nicht. Es ist immerhin eine Spur. Aber ich will dir noch mehr erzählen. Es ist möglich, dass ich den Mörder bereits gesehen habe.«
    »Ach.«
    Er lehnte sich zurück. »Es war nicht zum Lachen, John. Ich fühlte mich nicht nur degradiert, ich wurde auch von ihm durch zwei Waffen bedroht. Der Mann erklärte mir, dass ich die Finger

Weitere Kostenlose Bücher