1141 - Die Königin von Avalon
Berger hatte ihm lächelnd zugehört. »Du bist nicht zum erstenmal hier, das weiß ich, weil ich es gespürt habe. Ich hätte dich auch niemals nach Avalon hineingelassen, wenn du eine andere Vergangenheit hättest. So aber bist du mir willkommen.«
»Danke«, flüsterte er. »Ich habe auch nichts vorgehabt, was dem Herz der Jungfrau hätte schaden können. Ich wollte auch nicht, dass ihre Feinde nach Avalon gelangten. Ich war nur auf dem Weg, um das Herz zu beschützen.«
»Dann werden wir es von nun an zu zweit tun.«
Eine bessere Antwort hätte ihm Nadine Berger nicht geben können. Der Schotte fühlte sich erleichtert.
Jetzt gefiel ihm die Welt noch viel besser.
»Nur weiß ich nicht, ob wir es noch beschützen müssen. Oder haben es die drei anderen auch geschafft, hier nach Avalon zu gelangen, um den Frieden zu stören?«
»Ich habe nichts davon bemerkt.«
»Das ist gut. Es kann auch sein, dass sie auf zwei Begleiter von mir gestoßen sind…«
Nadines Gesicht wurde für einen Moment starr. »Bitte, du bist nicht allein gewesen?«
»Nein, das war ich nicht. Ich habe zwei Männer getroffen, die zu Freunden wurden.«
»Sag mir ihre Namen.«
»John Sinclair und Suko.«
Der Schrei erschreckte ihn. Nadine Berger hatte ihn ausgestoßen und drückte nun ihre Hand gegen den Mund, als wollte sie einen zweiten zurückhalten.
»Bitte - was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt? Glaubst du nicht, dass es Freunde von mir sind?«
»Nein, du irrst dich. Ich glaube dir. Und ich bin stolz, dass du dir diese beiden Männer ausgesucht hast, wie immer euer Zusammentreffen auch gewesen sein mag.«
Dean hatte sich von seiner Überraschung erholt. »Darf ich davon ausgehen, dass du sie kennst?«
»Ja, beide.«
Jetzt wurde er nervös und freute sich sogar über diese normale menschliche Regung. Er suchte in ihrem Gesicht nach einer Spur von Falschheit, ohne da etwas entdecken zu können. »Darf ich davon ausgehen, dass du ihnen positiv gegenüberstehst?«
»Nicht nur das.«
»Sondern?«
Sie streckte den Arm vor und berührte ihn. »Es ist nicht sinnvoll, dass du zweifelst, mein Freund. John Sinclair und Suko sind mehr als nur Bekannte. Sogar mehr als Freunde. Sie sind Menschen, die einen großen Teil meines Lebenswegs begleitet haben.«
»Dann… dann waren sie auch hier?«
»Ja, aber damit hat es nichts zu tun. Es gab bei mir auch eine Zeit vor Avalon, sogar eine sehr lange.«
Ihr Gesicht nahm einen träumerischen Ausdruck an, und auf den Lippen erschien ein Lächeln. »Es war die Zeit eines Daseins, die ich nicht als Mensch erlebt habe. Ich war mit meiner Seele im Körper eines Wolfs gefangen. Ein Tier auf vier Beinen, aber ich fühlte wie ein Mensch, und ich habe in dieser Zeit von John Sinclair und besonders von der Familie Conolly die beste Unterstützung erhalten, die man sich vorstellen kann. Es war alles wunderbar, selbst wenn es mir so schlecht ging. Deshalb werde ich John und seinen Freunden immer dankbar sein.«
Dean McMurdock fiel es schwer, sein Erstaunen zu verbergen. »Du bist ein Wolf gewesen und jetzt wieder ein Mensch? Kann ich… kann ich das glauben?«
»Du musst es. Und ich denke, dass du mich nicht für eine Lügnerin hältst.«
»Das stimmt«, gab er zu. »Warum hättest du mich auch anlügen sollen, wo du mich schon in diese Welt hineingeholt hast? Ich wundere mich trotzdem, und das wird bestimmt auch so bleiben.«
»Ja, denn Avalon ist nicht nur das, was du siehst. Diese wunderbare Insel verbirgt ihre Geheimnisse oft unter der Erde. Manchmal ist die Luft erfüllt von den Stimmen der Geister, denn hier haben die Gerechten ihre ewige Ruhe gefunden. Man sieht sie nicht, aber sie sind da. Und manchmal haben sich auch Lust, sich zu zeigen. Dann sind es die geheimnisvollen Nebelschwaden, die über das Land wehen. Ganz anders als der Nebel auf der Erde.«
Dean McMurdock hatte den Worten der Frau ehrfürchtig gelauscht. Er reagierte dabei sehr menschlich, denn über seinen Körper rann ein Schauer. Gleichzeitig durchdrang ihn noch ein anderes Gefühl.
Es war eine so starke Sehnsucht, wie er sie noch nie gespürt hatte.
Nadine Berger spürte, dass etwas in ihm vorging. »Habe ich dich durch meine Worte verwirrt?«
Er nickte. »Das hast du. Ich habe etwas erlebt, über das ich nachdenken muss, obwohl ich es eigentlich schon weiß, wie ich zugeben muss.«
»Willst du es mir sagen?«
McMurdock zögerte. »Es ist ein Wunsch, ein sehr großer Wunsch nach Frieden und Ruhe. Ich habe in den
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