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1141 - Die Königin von Avalon

1141 - Die Königin von Avalon

Titel: 1141 - Die Königin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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letzten Jahrhunderten gelebt. Ich habe das Wachstum und auch die Veränderung der Menschen miterlebt. Ich weiß sehr viel, obwohl mich das Schicksal immer wieder in eine Auszeit zwang. Aber ich habe mich abgefunden und arrangiert, mir jedoch auch die Frage gestellt, wie es mit mir einmal enden würde. Die Kraft des Erzengels steckt in mir. Es ist wunderbar, ich bin auch dankbar, aber sie wird nicht bis zum Ende aller Zeiten in mir sein, denn ein Engel bin ich nicht. Ich fühle mich sehr als Mensch, und der Mensch muss irgendwann einmal abtreten.«
    »Es ist gut, positiv und vernünftig, dass du dir dieses Denken bewahrt hast. Auch wenn die Menschen sich so sehen, aber sie sind nicht das Maß aller Dinge. Auch für sie gibt es Grenzen. Sie können nicht in die Geschichte der Schöpfung eingreifen. Sie haben ein Ende, irgendwann einmal…«
    Dean McMurdock lächelte verkrampft. »Manchmal habe ich den Eindruck, dass es bei mir nicht zutrifft.«
    »Wir werden sehen«, sagte Nadine.
    Er war noch nicht am Ende und musste noch eine Frage zu diesem Thema loswerden. »Bitte, sag mir, was mit dir ist? Bist du auch dem Schicksal verpflichtet oder hast du es geschafft, außen vor zu stehen und das alles zu überwinden? Spielen Tod, Leben, Vergangenheit und Gegenwart für dich keine Rolle mehr?«
    »Ja und nein. Hier ist vieles anderes. Avalon liegt im Nirgendwo, wie mal jemand gesagt hat. Es ist ein Grab zwischen den Zeiten. Ein Friedhof der Gerechten, auf dem ich existiere und auch weiterhin leben werde, das weiß ich genau. Man hat mich in eine andere Daseinsform hineingedrückt, und ich bin damit zufrieden. Ich habe mich nicht einmal damit abgefunden, wie man immer sagt. Nein, ich freue mich, dass ich so weiterhin leben darf. Manchmal fühle ich mich wie eine Königin, was du vielleicht verstehen kannst.«
    »Die Königin von Avalon…«
    »So sehe ich mich oft.«
    Dean McMurdock schloss die Augen. Auch er zählte sich zu den besonderen Menschen, doch an diese Frau reichte er mit seinem Schicksal nicht heran.
    »Eine Königin ohne Untertanen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte sie. »Aber es sind andere als die normalen auf der Welt. Wie zum Beispiel in England. Da gehören meine Freunde zu den Untertanen der Queen.«
    Dean wischte über seine Augen hinweg, als wollte er die Szene verscheuchen. Es war nicht möglich.
    Sie blieb, denn alles, was er erlebte, entsprach der Realität, die sich jedoch außerhalb der üblichen Dimensionen abspielte.
    Er hatte sich immer als Kämpfer gesehen. Er hatte sein Leben verteidigen müssen. Auch jetzt sah er sich nicht auf einer Woge des Glücks schwimmen. Er litt unter seiner Unsicherheit, und genau das ärgerte ihn.
    »Ich bin vor langer Zeit schon einmal hier auf der Insel gewesen«, sagte er. »Ich habe einiges gesehen, längst nicht alles, und ich habe auch viel vergessen. Aber ich erinnere mich noch vage an den Ort, an dem ich das Herz deponiert habe. Es war in keiner blühenden Landschaft, sondern in einem anderen Teil, den ich mir jetzt, wo ich das alles hier sehe, kaum vorstellen kann. Vielleicht habe ich auch geträumt oder bin einem Irrtum erlegen und…«
    »Das bist du nicht, Dean.«
    »Dann hat Avalon noch eine andere Seite?«
    »Ja, ein zweites Gesicht.«
    »Wie sieht es aus?« flüsterte er.
    Nadine sagte nichts. Sie nahm seine Hand und zog ihn zu sich heran. »Es wird Zeit, dass du das zu sehen bekommst, auf das du schon lange wartest, mein Freund.«
    Er wagte kaum, die Worte auszusprechen. »Das… das Herz?«
    »Ja, Dean, das Herz. Und ich werde dich zu ihm bringen…«
    ***
    Obwohl Suko nur das kleine Seitenportal geöffnet hatte und der Blick nicht in die Fluchtrichtung fiel, wunderte er sich über die Größe der Kathedrale.
    Er hatte sie bisher von außen gesehen, und sie war auch ein mächtiges Bauwerk, aber die romanische Bauweise ließ sie noch breiter und auch höher wirken.
    Der Blick gegen die Decke glich dem in ein graues Himmelsgewölbe. Durch die Fenster drang das Tageslicht. Die Sonne streute es in die große Kirche hinein und bedeckte den Innenraum mit flüchtigen Schleiern.
    Es dauerte nur Sekunden, bis sich Suko einen Überblick verschafft hatte. Dass die Kathedrale nicht leer war, wusste er. Zumindest John hätte er sehen müssen, und er sah ihn auch weiter vorn, zum Altar hin, aber er sah noch mehr.
    In der Nähe des Altars schwebte ein rätselhaftes Licht wie ein riesiges Ei, das sich an den Rändern leicht zerfasert zeigte - und plötzlich

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