1142 - Piraten-Terror
allein?«, fragte ich.
»Mehr oder weniger. Er ist Witwer. Seine Frau kam durch einen Unfall um. Die Kinder sind in die Stadt gezogen. Er selbst bezieht eine kleine Rente, glaube ich. Ansonsten ist er ein ziemlicher Eigenbrötler und auch Sammler von allem möglichen. Aus seinem Keller habe ich ja das verdammte Bild geholt.«
»Wo finde ich den denn?«
Laura Watson drehte sich nach rechts. Sie nickte in diese Richtung.
»Das ist kein Keller«, erklärte sie noch einmal. »Zumindest keiner wie wir ihn kennen. Der Besitzer des Hauses hat praktisch eine Düne ausgehöhlt.«
»Sagenhaft.« Ich konnte mich nur wundern. »Da ist noch nichts passiert? Hat kein Sturm die Düne weggedrückt?«
»Nein. Bisher nicht. Kommen Sie mit.«
Bei Tageslicht hätte ich den Bau sicherlich gesehen, so aber musste ich mich auf die Führung verlassen.
Zumindest brauchten wir nicht durch schweren Sand zu gehen. Ein schmaler Weg führte auf den Keller zu, der aussah wie eine große Röhre, die zur Hälfte aus dem Boden ragte. Nur war das Gebilde nicht glatt, sondern mit Strandgras bewachsen.
Es war sehr still um uns herum. Selbst die Geräusche des Windes hörten wir nicht mehr.
Ich wusste nicht, ob dieser Pirat bereits erschienen war. Eine Spur zumindest sah ich nicht. Es wanderte kein Schatten über uns hinweg, und es stellte sich uns auch niemand in den Weg.
Ich holte mir sein Aussehen noch einmal in die Erinnerung zurück. So wie ihn stellte man sich wirklich einen Seeräuber vor. Mit Kopftuch, mit Augenklappe und Enterhaken anstelle einer Hand.
Laura Watson ging vor mir her und blieb stehen, als sie die »Röhre« sah.
Laura ging weiter über Bohlen, die bis zum Haus führten und vor der Tür endeten. »Durch sie bin ich gegangen«, flüsterte sie.
»Ist denn abgeschlossen?«
»Nein.« Laura zögerte noch, sie zu öffnen. Sie flüsterte: »Irgendwie habe ich ein verdammt komisches Gefühl, John.«
»Warum?«
»Kann ich auch nicht sagen, aber es ist vorhanden. Ich habe etwas Unrechtes getan, als ich in diesen Keller eindrang. Und dann habe ich den Mann niedergeschlagen.«
»Es war Notwehr.«
»Ja, schon, aber ich hätte ihn nicht allein lassen sollen«, erklärte sie gepresst.
Darauf gab ich keine Antwort und ließ sie die Tür öffnen.
Laura betrat vor mir den Bau. Es war noch kein Keller, sondern ein leerer Raum, durch den der Strahl unserer Lampen geisterte. Die Richtung bestimmte Laura. Sie schwenkte den Strahl, so dass dieser dorthin fiel, wo sich der Einstieg in die Tiefe befand.
»Es hat sich nichts verändert, und es ist auch nichts zu hören.« Laura schaute mir ins Gesicht. »Seltsam, nicht wahr?«
»Wieso?«
»Ich weiß es nicht. Aber er musste den Keller schon längst verlassen haben, finde ich.«
»Das werden wir gleich sehen.«
»Hoffentlich ist er nicht gestorben«, flüsterte Laura.
»Bleiben Sie mal zurück, Laura. Lassen Sie mich vorgehen. Ich werde einen Blick nach unten werfen.«
»Danke.«
Um den Keller zu erreichen, musste ich durch eine offene Luke gehen.
Sie war auch breit genug, um mich hindurchzulassen. Zunächst blieb ich am Rand stehen und leuchtete in die Tiefe. Der helle Arm glitt über eine recht primitive Holzstiege hinweg, die nicht eben stabil aussah. Er fand sich auf einem Boden wieder und ich ließ den Kegel durch den Keller kreisen, um zu sehen, was hier aufbewahrt wurde.
Werkzeuge und Gerümpel. So ließen sich die Gegenstände mit zwei Worten beschreiben.
Weiter brachte mich das nicht, denn von dem Besitzer des Kellers entdeckte ich nicht die geringste Spur.
»Sehen Sie was?«
»Nein, Laura, aber ich gehe mal runter.«
»Geben Sie acht. Die Stufen sind nicht sehr stabil. Ich hatte das Gefühl, sie könnten brechen.«
»Keine Sorge.«
Der Lichtkegel tanzte, als ich mich nach unten drückte. Die Luft war feucht und kühl. Sie schmeckte nach allem möglichen, denn was hier unten lagerte, das vergammelte auch in der Feuchtigkeit.
Ich rutschte die Stufen mehr herab, als ich sie ging, erreichte den Boden und leuchtete wieder in den Keller hinein. Laura Watson hatte mir auf dem Weg erklärt, wie alles passiert war, und eigentlich hätte ich den Mann hier sehen müssen.
Er war nicht da. Der Strahl traf alles Mögliche, nur nicht den Gesuchten. Er musste es geschafft haben, den Keller zu verlassen und war vielleicht zu seinem Haus gegangen. Da konnte die Verletzung nicht so schwer gewesen sein.
Ich entfernte mich einige Schritte von der Leiter, stoppte nur für einen
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