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1142 - Piraten-Terror

1142 - Piraten-Terror

Titel: 1142 - Piraten-Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hand lag.
    Da hatten Laura und ich den Eindruck, als wollte sie sich auf die Zehenspitzen stellen, um gegen die Wolken zu fahren. Mein Kreuz leuchtete nicht auf. Matilda geriet in kein Licht, sie wurde nicht zu Staub, nur für einen Moment durchlief ihre graue Gestalt ein Zittern, und es entstanden Schatten an beiden Seiten, die der Gestalt glichen, aber das war auch alles.
    Ich ließ das Kreuz wieder verschwinden und hörte Lauras tiefen Atemzug. »Zufrieden?«
    »Für den Moment schon.«
    »Kannst du denn jetzt sagen, wer sie ist?«
    »Das weiß Matilda wohl selbst nicht. Man kann, wenn man so will, sie als eine Untote ansehen. Als eine Person, die es nicht geschafft hat, in das Reich der Toten einzugehen. Ich weiß auch nicht, ob er sie als Leiche mit in seine Welt genommen hat. Das wird sich noch herausstellen. Jedenfalls steht sie nicht unbedingt auf seiner Seite. Für uns ist das ein Vorteil.«
    »Gut, John. Nehmen wir sie mit?«
    »Das müssen wir wohl. Sie wird uns zu Colyn führen. Ich will nicht, dass er diese Nacht überlebt.«
    »Ich auch nicht, John. Ich hoffe nur, dass es nicht schon weitere Opfer gegeben hat.«
    Der Wunsch war zwar verständlich, aber im Moment nicht wichtig.
    Uns musste es nur darum gehen, diesen verdammten Piraten zu stellen.
    Dabei sollte uns Matilda halfen.
    Zum ersten Mal fasste ich sie an. Ich hakte meinen Arm unter ihren und konnte die Neutralität spüren, die von ihr ausging. Sie war nicht kalt und auch nicht warm. Der Körper war eben neutral. Er sonderte nichts ab und kam mir vor wie der einer Puppe.
    »Wohin müssen wir gehen?«, fragte ich.
    »In den Ort.«
    »Ist er dort? Bist du dir sicher?«
    »Ja, er ist da, denn ich spüre ihn…«
    Wir nahmen die Straße, die normalerweise von Autos befahren wurde, in diesem Fall aber leer war. Weder Fahrzeuge noch Fußgänger waren zu sehen, nur die Dunkelheit hatte eine Decke über die graue Fahrbahn gelegt. Sie führte direkt in den Ort hinein. Wenn mich nicht alles täuschte, teilte sie ihn sogar in zwei Hälften.
    Ich hatte Kenn bei meiner Herfahrt kurz kennen gelernt, aber im Dunkeln sah alles anders aus. Der Ort lag vor uns, und schien nur aus den Häusern an der Straße zu bestehen. Diejenigen Bauten, die etwas außerhalb standen, waren nicht zu sehen, weil sie sich im Gelände versteckten.
    So wirkte Kenn auf mich wie eine kleine Ansiedlung, die mitten in der Fremde stand. Das Licht weniger Straßenlaternen sah aus der Entfernung wolkig aus, als wäre es von Nebelwolken umschwebt. Uns drang auch kein Laut aus Kenn entgegen.
    Dabei war die Nacht noch gar nicht so weit fortgeschritten. Laura Watson beschäftigte sich mit den gleichen Gedanken wie ich. Sie sprach leise davon, dass sie Kenn so leer noch nie erlebt hatte, selbst in den Winternächten nicht.
    »Das muss doch einen Grund haben, John.«
    »Und ob. Die Leute haben Angst. Sie kennen den Fluch, sie wissen über Colyn Dolphyn Bescheid, und viele von ihnen werden auch nicht geglaubt haben, dass er tatsächlich zurückkehrt. Es liegen immer viele Jahre dazwischen. Was den Menschen früher Angst einjagte, über das lachen sie heute. Manchmal allerdings unterliegen sie auch schweren und tödlichen Irrtümern.«
    Laura schauderte zusammen. »Tödlich«, flüstere sie. »Hoffentlich ist es bei dem einen Toten geblieben, und das ist schon schlimm genug. Ich will nicht, dass aus Kenn ein Dorf der Leichen wird. Das macht mir Angst.«
    Ich hatte Verständnis dafür. Der Pirat war damals verjagt worden, und jemand, der ein Seeräuberleben führte und auf die Totenkopf-Flagge verträte, der setzte auch auf die Kräfte der Hölle und ließ sich so leicht nicht besiegen.
    Ich kannte das Spiel in zahlreichen Variationen. Es war mir wirklich nicht neu. Rächer aus dem Totenreich hatte es in allen Kulturen gegeben, aber immer in anderen Variationen.
    Die Häuser rückten näher. Damit auch die Lichter. Matilda ging zwischen uns her wie ein schweigsamer Roboter.
    Es gab einige Hotels, die aus Holz erbaut waren. Dazu gehörte auch das, in dem ich wohnte. Es ragte über die Dächer der anderen hinweg und wurde auch durch das Licht einer Laterne beleuchtet, das an seiner hellen Fassade in die Höhe kroch.
    »Wo wohnen Sie eigentlich?«, fragte ich Laura.
    »Ich habe nur ein kleines Zimmer in einer Pension. Es ist ganz nett.«
    »Wo?«
    »Etwas außerhalb.«
    Ich wollte noch mehr persönliche Dinge von ihr erfahren, doch das ließ Matilda nicht zu, denn sie blieb so plötzlich stehen, dass

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