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1144 - Der Rächer aus dem Morgenland

1144 - Der Rächer aus dem Morgenland

Titel: 1144 - Der Rächer aus dem Morgenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eingang - da hatte man schon das Gefühl, eine Fabrik zu betreten und nicht in einem Krankenhaus zu landen.
    Aber es lief hier der normale Betrieb ab. Es gab die Anmeldung, den leider typischen Krankenhausgeruch im unteren Bereich. Wir sahen auch die breiten Treppen, die in die oberen Flure führten, und wir entdeckten die Fahrstühle, deren Türen so grau aussahen, als wären sie schmutzig. Es war hier nichts hell und freundlich. Alles wirkte antiquiert, und nicht nur Kinder konnten Beklemmungen bekommen, wenn sie hier eingeliefert wurden.
    Ich ging zur Anmeldung, hinter der eine junge Frau in hellem Kittel saß und mich neutral lächelnd anschaute.
    »Zu Dr. Snider möchte ich. Mein Name ich John Sinclair. Ich nehme an, dass mich der Doktor erwartet.«
    »Moment bitte.«
    Die freundliche Dame telefonierte und hatte die gewünschte Person auch sofort in der Leitung. Ich erfuhr, dass wir tatsächlich erwartet wurden. In der ersten Etage würden wir den Arzt treffen.
    Wir nahmen die Treppe, die auch zu einer alten Schule gepasst hätte. Breite Stufen, ein glatt gedrechseltes Holzgeländer, kaltes Licht aus runden Deckenleuchten, das sich auf den Stufen wie ein Eisschimmer ausbreitete.
    Die Abendessens-Ausgabe war vorbei. Es kehrte allmählich Ruhe ein. An den erschöpft aussehenden Gesichtern der Schwestern war abzulesen, dass sie schon einiges geleistet hatten. Dieses Krankenhaus war noch nicht wegen der großen und gefährlichen Grippewelle überfüllt. Wahrscheinlich lag die Insel zu weit abseits, und so hatte man auch einen Platz für Peggy Shaw gefunden, die in einem Zimmer auf dieser Station lag.
    Wir begaben uns in das Stations-Büro, in dem wir auch Dr. Snider vorfanden. Es war ein kleiner Mann mit Halbglatze, die ihn älter aussehen ließ als er es in der Wirklichkeit war. Er trug eine Brille, deren Gestell kaum zu sehen war. Sein Lächeln war abwartend, nachdem er uns begrüßt hatte.
    »Ihr Kollege Tigger hat mit über Sie berichtet. Sie kommen extra von London wegen unserer jungen Patientin?«
    »So sieht es aus.«
    »Tja…«
    »Wie geht es ihr denn?«, fragte Suko.
    Der Arzt führte uns auf den Gang und sprach dort weiter. »Peggy hat stark unter dem Schock gelitten. Soviel ich weiß, hat sie den Mörder ihres Freundes gesehen, aber es kann niemand von uns akzeptieren, dass diese Gestalt der Mörder gewesen ist. Peggy sprach von einem Ritter in Rüstung, der ein Schwert bei sich hatte. Dieses Schwert tötete ihren Freund, nagelte ihn buchstäblich an einen Baumstamm, und dann sah die Siebzehnjährige plötzlich den Mörder, und sie sah auch, wie sich das Schwert aus der Brust ihres Freundes löste und wieder zurück in den Besitz des Ritters ging.« Hinter den Brillengläsern weiteten sich die Augen des Arztes. »Das ist kaum zu fassen und auch nicht zu glauben.«
    Er erwartete wohl, dass wir ihm zustimmten, und wunderte sich, dass dies nicht der Fall war, denn wir hielten uns mit einem Kommentar zurück. »Habe ich mich jetzt lächerlich gemacht?«, fragte er.
    »Nein, wie sollten Sie?«
    »Dann bin ich zufrieden.« Er zuckte die Achseln. »Nachvollziehen kann ich das trotzdem nicht. Tut mir leid, aber das wissen Sie wahrscheinlich besser. Wie ich hörte, sind Sie Spezialisten, die sich mit ungewöhnlichen Fällen beschäftigen. Aber Sie haben doch mit Exorzisten nichts zu tun - oder?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte ich.
    »Dann bin ich zufrieden.«
    »Und wo können wir uns Peggy Shaw anschauen?«
    »Kommen Sie mit.« Er ging vor und sagte: »Auch wir sind ziemlich belegt und hätten die Patientin gern allein gelegt. Das ist leider nicht möglich. Auf dem Zimmer liegt noch jemand. Aber wir haben die beiden Patientinnen durch eine fahrbare Wand getrennt.«
    Wir mussten den Gang durchgehen, es war wie in allen anderen Krankenhäusern auch. Die Schwestern, die Wagen, der Geruch, das milchige Licht auf dem Flur, die Normaluhr an der Wand. Die Stühle, um sich auszuruhen und ein großes Fenster am Ende. Es reichte bis zum Boden, war aber durch ein brusthohes Gitter gesichert.
    Hinter der zweitletzten Tür auf der linken Seite lag die junge Zeugin. Wir hatten auch jetzt dem Arzt den Vortritt gelassen, der die Tür behutsam öffnete und erst einen Blick in den Raum warf. Er nickte, dann drehte er sich und winkte uns zu.
    »Wir können.«
    Das Zimmer war nicht groß. Es gab ein Fenster, aber zwei Patientinnen. Zwischen den beiden Betten stand eine rollbare Wand. Eine ältere Frau lag in dem ersten Bett.

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