1146 - Zombie 2000
beschädigt oder gezeichnet. Aus verschiedenen Stellen, bei denen die Magie der Peitsche die Haut aufgerissen hatte, quoll Rauch hervor. Die Gestalt riss den Mund weit auf. Es drang nicht der leiseste Laut hervor. Mit einer schwerfälligen Bewegung drehte sich der Untote nach rechts, als wollte er auf die andere Seite des Gangs gehen. Das schaffte er nicht mehr. Nach dem nächsten Schritt brach er zusammen und fiel aufs Gesicht.
Er war vernichtet!
Die Riemen der Peitsche hatten tiefe Wunden gerissen. Und das in einem alten, fauligen Fleisch, das entsetzlich stank, als es allmählich auseinander floss. Die Wunden klafften immer weiter auf. Sie wurden durch die Magie der Peitsche einfach zerrissen, und der Zombie brannte von innen her aus.
Suko trat an ihn heran. Er berührte ihn mit der Schuhspitze. Eine Reaktion erlebte er nicht. Die lebende Leiche war endgültig vernichtet. Sie würde nie mehr einen Menschen anfallen.
Ein Geräusch schreckte den Inspektor auf. Er ruckte herum, und sein Blick erfasste das Ende des Gangs zwischen den Regalen.
Dort stand der Vorarbeiter. Flynn schüttelte den Kopf. Er hielt dabei eine Hand gegen den Mund gepresst und war totenbleich. Der kräftige Mann schwankte wie ein kleines Kind, das soeben das Stehen gelernt hatte und noch nicht sicher auf den Beinen war.
Suko stieg über die Leiche hinweg und ging auf Flynn zu. Der Mann sah ihn kommen. Er wehrte sich nicht, als Suko ihn drehte und dann vorschob.
»Lassen Sie, Mr. Flynn, das ist nichts für Sie. Nehmen Sie es einfach hin, auch wenn Sie es nicht begreifen. Es ist besser für Sie.«
Flynn sagte nichts. Er ging mit tappenden Schritten weiter und war nicht in der Lage, ein Wort zu sagen.
Erst als die Leiche auch durch Umdrehen nicht mehr zu sehen war, blieb Suko stehen. Neben ihm atmete Flynn heftig ein. Er wollte Fragen stellen, doch er schaute Suko nur an. In seinen Augen lag ein Flehen, die Lippen bewegten sich zitternd.
»Er wird keine Gefahr mehr für Sie sein, Mr. Flynn. Kommen Sie jetzt. Das hier ist nicht mehr Ihr Platz. Sie können morgen wieder arbeiten.«
»Was war er denn?«
»Ein Zombie. Da haben Sie schon Recht gehabt. Er ist ein lebender Toter gewesen. Was es nur im Film gibt, angeblich, das existiert leider auch in der Realität. Ich hätte Ihnen das gern erspart, aber jetzt ist es auch vorbei.«
Flynn blieb stehen. Sie hatten die Halle verlassen. Der Vorarbeiter schaute sich um, als stünde er auf einem fremden Gelände. »Was soll ich denn tun?«, hauchte er. »Ich weiß nicht, ob es nur der eine gewesen ist. Vielleicht haben sich noch mehr dieser Gestalten in den anderen Kisten versteckt. Glauben Sie nicht auch?«
»Das kann möglich sein. Deshalb werde ich auch veranlassen, dass die Halle von Kollegen untersucht wird. Ihren Chef müssen wir dann leider bei seiner Feier stören.«
»Das ist klar.«
»Lassen Sie uns ins Büro gehen. Da können wir alles Weitere besprechen, Mr. Flynn.«
Der Vorarbeiter ging neben Suko her wie jemand, der unter dem Druck der Angst stand. Er hielt seinen Kopf gesenkt, schaute dabei auf die Schuhspitzen und blickte sich auch immer wieder um, ob nicht noch irgendwelche Gegner zu sehen waren. Er traute dem Frieden nicht. Aber der Hof blieb leer, und auch in der Bürobaracke hielt sich niemand auf.
Flynn lehnte sich gegen die Wand. Er knetete seine Hände. Er schluckte, aber er brachte kein vernünftiges Wort hervor. Wahrscheinlich liefen noch immer die Bilder des Schreckens vor seinen Augen ab. Das Erlebte war für ihn nicht so leicht zu verkraften.
Der Chef musste Bescheid wissen. Suko wollte auch die Kollegen alarmieren, um die Halle zu durchsuchen. Wenn möglich, wollte er dabei sein. Zuvor allerdings musste er mit seinem Chef Kontakt aufnehmen. Er rief Sir James vom normalen Apparat aus an, und als sich der Superintendent meldete, hörte Suko sofort am Klang der Stimme, dass etwas passiert sein musste.
»Sir, ich bin…«
Suko wurde sofort unterbrochen. »Wo sind Sie?«
»Noch im Büro der Spedition.«
»Gut, dann lassen Sie alles stehen und liegen. Kommen Sie sofort her, Sie werden gebraucht.«
»Sir, das geht nicht.«
Zunächst verblüfftes Schweigen. Dann: »Bitte, was sagen Sie?«
»Ich werde hier noch gebraucht. Es war kein Witz, keine Finte oder was immer. Es hat diesen Zombie gegeben, und jetzt existiert er nicht mehr, Sir, denn dafür habe ich gesorgt.«
Der Superintendent schwieg. Nach Sekunden sprach er mit ruhigerer Stimme. »Erzählen Sie
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