1147 - Zirkel der Untoten
wusste nicht, ob mich Gilda gehört hatte. Im Moment war es nicht wichtig. Es ging mir um Kelly, der bestimmt noch nicht aufgegeben hatte. Typen wie er glichen Raubtieren, die erst aufhörten, wenn sie gar keine Chance mehr sahen.
»Und jetzt langsam die Arme anheben«, flüsterte ich ihm zu. »Nur nicht zu schnell. Zieh deine Mütze ab und wirf sie zur Seite. Anschließend wirst du die Hände hinter dem Kopf verschränken und nicht einmal mehr deine Augenwimpern bewegen. Klar?«
Er gab mir akustisch keine Antwort, doch die Arme bewegten sich langsam hoch. Seine Hände näherten sich dem Kopf, und wenig später erwischten die Finger den Mützenstoff.
Er zog diese Maske langsam ab. Ich sah ihn wirklich zum ersten Mal so nahe. Ein noch junges, verschwitztes Gesicht. Rotblonde Haare, grüne Augen, so etwas wie ein Bilderbuch-Ire kniete vor mir.
Er war viel zu jung zum Sterben. Kelly war ein verblendeter Irrläufer, der auch jetzt keine Ruhe geben würde.
»Sehr gut«, sagte ich im ruhigen Tonfall, als seine Hände hinter dem Kopf lagen.
Er leckte über seine Lippen. Schweiß rann an den Wangen herab und bis zu seinem Mund. Er musste den salzigen Geschmack spüren. Aufgegeben hatte er noch nicht. »Und jetzt, Bulle? Willst du mich erschießen? Tu es. Los, mach es! Ich werde dir sogar dankbar sein. Ich will nicht in die Zelle der Ausbeuter.«
»Sei froh, dass du lebst, Junge!«
»Das ist ein Scheiß-Leben!«, brüllte er mich an und handelte, als wäre die Maschinenpistole gar nicht da. Er sprang auf, und er wäre schneller gewesen, hätte er dies aus einer anderen Haltung heraus getan. So aber dauerte es seine Zeit, die ich nutzte.
Ich ging nur einen Schritt nach vorn. Dabei hob ich die Waffe an und schlug mit dem Lauf zu. Es sah aus, als wäre er mit seiner Stirn in den Schlag hineingenickt.
Die Haut platzte auf. Er konnte nicht mehr stehen. Schwankend bewegte er seinen Körper zurück und fiel zu Boden, wo er liegenblieb, ohne sich zu rühren.
Das Problem war erledigt. In der nächsten halben Stunde würde er bestimmt keine Gefahr mehr sein.
Doch er hatte einen Komplizen. Ich dachte auch an meinen Freund Suko. Zudem hockte noch Gilda vor der Theke, die jetzt nichts mehr sagte und ins Leere starrte.
Am unteren Ende der Theke war eine Metallstange angebracht worden, auf die die Gäste ihre Füße stellen konnten. Für mich war die Metallstange ideal. Einen Kreis der Handschelle drückte ich um das rechte Handgelenk des Iren, den zweiten Ring schloss ich um die Metallstange. So kam er nicht weg, wenn er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte.
Ich wollte Gilda aufhelfen, die meine ausgestreckte Hand jedoch ignorierte. Sie sollte nicht weiter auf dem kalten Boden sitzen bleiben, deshalb zog ich sie hoch und führte sie zu einem Stuhl, auf den ich sie drückte.
»Es ist für Sie vorbei, Gilda. Er wird Ihnen und mir nichts mehr tun können.«
Ich war noch immer nicht sicher, ob sie mich verstanden hatte. Eine Reaktion erlebte ich nicht. Sie war auch nicht wichtig. Es ging mir zunächst einmal um Suko und den Komplizen des Bewusstlosen.
Mich wunderte nur, dass er nicht eingegriffen hatte, denn die Schüsse musste er gehört haben.
Mit schussbereiter Maschinenpistole näherte ich mich einem der Fenster. Es war sicherer, erst durch die Scheibe zu schauen, als die Tür zu öffnen und nach draußen zu gehen.
Über dem Dorf lag jetzt die graue Dämmerung. Durch den eingeschränkten Blickwinkel war es für mich schwer, den großen Teil der Straße zu überblicken.
Suko sah ich nicht. Auch den zweiten Killer nicht. Dafür hörte ich ein Geräusch an der Tür.
Sofort fuhr ich herum, die MPi im Anschlag. Die Tür wurde nach innen gedrückt. Ich sah eine Hand mit einer Waffe und atmete auf, als Suko auftauchte.
Ein schneller Schritt brachte ihn in die Gaststube. Er stand im Licht, und so sah ich, dass er ebenfalls einiges hinter sich hatte. Aus einer Platzwunde an der rechten Stirnseite lief Blut.
»Was war denn los, Suko?«
»Ein gewisser Nathan Glide hatte mich unterschätzt. Er rechnete damit, dass ich für die nächsten Stunden bewusstlos bleiben würde. Den Gefallen tat ich ihm nicht. Ist doch schön, dass man hin und wieder unterschätzt wird.«
Ich musste lächeln. »Was ist mit diesem Nathan?«
»Er liegt neben dem Haus. Seine Beule sieht aus wie ein Ei. Er wird lange schlafen.«
»Sehr gut.«
Suko deutete auf den gefesselten Kelly. »Kompliment, John, du hast dich auch tapfer geschlagen.«
»Man tut,
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