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1148 - Der Butler

1148 - Der Butler

Titel: 1148 - Der Butler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bringen. Wohin würdest du dann fahren?«
    Ich musste nicht lange nachdenken, um die Antwort zu geben. »Ich würde zu einem Friedhof fahren.«
    »Richtig.«
    »Und weiter?«
    »Wahrscheinlich werden wir die Spur erst auf einem Friedhof aufnehmen können, und davon gibt es in London ja so einige.«
    »Ja, leider…«
    ***
    Chris Ogden hatte es nicht einmal gewagt, auch nur an Widerstand zu denken. Für einen Moment war diese kleine Flamme in ihm hochgekocht, als er Johnny Conolly an der Ampel getroffen hatte.
    Schnell war diese Flamme wieder erloschen, denn er wusste sehr genau, dass ihm dieser Mann über war.
    So war er auch weiterhin mit ihm durch die Nacht gefahren und bis zu dem Friedhof hin, den Chris kannte, denn auf diesem Gelände war sein Großvater beerdigt worden.
    Er sollte ihn sehen!
    Chris konnte es noch immer nicht glauben. Er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Das konnte einfach nicht stimmen. Normalerweise ging man zu einem Toten, und der Tote rief nicht. Hier aber schien alles falsch gelaufen zu sein. Da waren die Regeln auf den Kopf gestellt worden. Einer wie Edward war kein Mensch mehr. Er war oder er musste zu einem Monster geworden sein, und zwar in den vergangenen beiden Jahren, denn so lange hatte der junge Mann ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Äußerlich war er der Gleiche geblieben, aber innerlich konnte er kein Mensch mehr sein. Er war wohl noch aus Fleisch, aber nicht mehr aus Blut, denn das hätte bei dem Messerstich zumindest spritzen müssen, abgesehen von den beiden Kugeln, die seine Brust getroffen hatten.
    Und diese Gestalt nahm ihn mit!
    Chris hatte keine Chance gehabt. Normalerweise hätte er sich gewehrt. Die beiden Jahre auf der Straße hatten ihn gelehrt, sich zu wehren und sich durchzuschlagen. Aber gegen eine Gestalt, die kein normaler Mensch mehr war, konnte man so gut wie nicht ankämpfen und erst recht nicht gewinnen.
    Es war kalt. Hinzu kam der Fahrtwind, von dem Chris allerdings nicht so viel spürte, weil er im Windschatten des Fahrers saß. Er hatte nicht gewusst, dass Edward Roller fahren konnte und es jemals auch tun würde. Er war einfach nicht der Typ. Einer wie er gehörte noch zum alten Schlag.
    Viel zu steif, immer auf Distanz bedacht. Etikette ebenfalls. Er war noch von der alten Art und hatte lange zur Familie gehört. Besonders Chris' Großvater hatte immer zu seinem Butler gehalten. Die beiden waren sogar befreundet gewesen. Edward hatte nach dem Tod des alten Ogden gelitten.
    Das lag länger zurück. Chris wusste auch nicht, wie es in seiner Familie weitergegangen war. Er hatte sich schließlich von ihr getrennt. Er mochte so etwas nicht. Er war jemand, der endlich hatte auf eigenen Füßen stehen wollen.
    Wohin sie fuhren, bekam er nicht mit. Sie blieben in London, und auch wenn Chris zur Seite schaute, erkannte er keine prägnanten Punkte. So lange nicht, bis ihm die Mauer auffiel, die sich an der rechten Seite der Fahrbahn entlangzog. Da war ihm klar, dass es bis zum Ziel nicht mehr weit sein konnte. Er war seit der Beerdigung seines Großvaters nicht mehr an diesem Ort gewesen. Es lag förmlich auf der Hand, dass er hinfuhr, denn auf diesem Friedhof hinter der Mauer lag sein Verwandter begraben.
    Erst jetzt wurde ihm die Tragweite seines eigenen Schicksals bewusst. Bisher waren immer nur die schrecklichen Taten vor seinem geistigen Auge erschienen. Er hatte erlebt, wie Menschen umgebracht worden waren. Wie brutal Edward vorgegangen war, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
    Da hatte Chris mehr am Rande gestanden, nun aber fühlte er sich in den Mittelpunkt hineinversetzt.
    Die Fahrt über hatte der Butler kaum gesprochen. Auch jetzt erklärte er nichts, als sie von der Straße abbogen und parallel zur Mauer ihren Weg fortsetzten, bis sie den Bereich des Eingangs erreicht hatten und Chris aus dem Augenwinkel mitbekam, dass das große Eingangstor geschlossen war.
    Sie fuhren daran vorbei. Der Butler kannte sich aus. Sie passierten einen hohen Komposthaufen und erreichten schließlich eine kleine Seitenpforte, die nicht verschlossen war. Der Butler öffnete sie auf seine Art und Weise. Er fuhr mit dem Roller dagegen. Das vordere Rad drückte die Pforte auf, dann war der Weg auf den Friedhof frei.
    Chris drehte sich noch einmal um. Wie jemand, der einen letzten Blick zurückwerfen will, bevor er eine neue Welt oder ein neues Leben betritt.
    Auch hinter ihm war es finster, aber nicht so sehr wie hinter der Mauer. Er sah einen schwachen

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