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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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weil er
ihn telefonisch hierher bestellt hatte, eilte dienstbeflissen an ihren Tisch.
    »Noch ein Whisky bitte. Von der gleichen Sorte. Choroschow!« sagte
Kunaritschew, hob die Hand und bildete mit Daumen und Zeigefinger ein »O«.
»Choroschow!«
    Hillery verstand zwar kein Wort russisch, aber er verstand die
Geste. Er freute sich. »Prima, ja, ich weiß. So einen Tropfen finden Sie in
ganz Irland nicht mehr.«
    Larry nutzte die Gelegenheit, dem Wirt ein Bild vorzulegen. Es
zeigte den Agenten Bill Coogan, frisch, natürlich, jung und kräftig.
    »War dieser Mann jemals hier bei Ihnen, Mister Hillery«, wollte
Brent wissen.
    Dunk betrachtete sich das Foto genau. »Nein«, sagte er mit
Bestimmtheit. Larry ließ ihn keine Sekunde unbeobachtet. Die Antwort klang
sicher, Hillery zögerte keine Sekunde. »Ich habe den Mann nie gesehen.«
    Larry steckte das Bild wieder weg.
     
    ●
     
    Als sie über das steppenartige Gelände wanderten, schienen sie die
einzigen Menschen auf der Welt zu sein.
    Dort, wo heute mittag noch die Suchmannschaften gegraben hatten,
wo die Zinksärge und die zahlreichen Autos gestanden waren, befand sich nichts
mehr.
    Auch die Polizisten, die bis zum Einbruch der Dunkelheit hier
ihren Dienst versehen hatten, waren nicht mehr da.
    »Ich hoffe, Sie mißverstehen mein Verhalten nicht«, bemerkte Terry
O’Donell. Man hatte das Gefühl, er wolle sich entschuldigen. »Sie mögen
vielleicht denken, daß es sich für einen Mann in meiner Position nicht ziemt,
sich so zu benehmen. Ich komme aus einer verhältnismäßig großen Stadt, der
größten menschlichen Ansiedlung in dieser Gegend überhaupt. Ich bin in Sligo zu
Hause. Dort lebe und arbeite ich. Daß ich mich derart mit drei meiner besten
Leute in Donegal aufhalte, hat seinen besonderen Grund. Ich möchte, daß Sie
davon erfahren. Seit geraumer Zeit haben wir den Verdacht, daß etwas in dieser
Gegend hier geschieht. Menschen verschwinden. Aber wir haben bis heute keinen
handfesten Beweis, nur Gerede. Seit Monaten arbeite ich mit meinen Leuten
intensiv, seit Monaten gehen wir jeder kleinen und großen Spur nach. Ohne
Erfolg. Vor zwei Tagen habe ich mit meinem Vorgesetzten noch telefonisch über
die stagnierende Arbeit hier gesprochen. Ende dieser Woche sollte unsere
Zweigstelle, wie wir scherzhaft unsere Büroräume im Polizeirevier in Donegal
nennen, aufgelöst werden. Da kam gestern um die Mittagszeit der Anruf von Dunk
Hillery, daß ein Gast nicht mehr zurückgekehrt sei. Und heute morgen dann
entdeckte ein Schafhirte den abgerissenen Kopf der jungen Engländerin. Wir
arbeiteten auf Hochtouren. Wir stießen auf das Massengrab, und es scheint, als
hätten die zurückliegende Zeit und das Abwarten sich nun doch gelohnt. Ich bin
Polizist, Mister Brent. Ich jage Verbrecher, suche Mörder und sammle Beweise
für oder gegen ihre Schuld. Ich habe mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun.
Hier aber – und davon bin ich seit heute mehr denn je überzeugt – werden wir
keinen Menschen aus Fleisch und Blut finden. Nehmen Sie Abstand davon, hier
über Nacht zu bleiben! Vielleicht wollten all die, die wir gefunden haben, auch
ihre Neugierde befriedigen. Aber sie haben den Tod gefunden.«
    X-RAY-3 spürte beinahe körperlich die Unruhe, die O’Donell
ausstrahlte.
    Der Inspektor, der mit ihm gemeinsam einen Teil der Zeltausrüstung
hierhergetragen hatte, ließ es sich jedoch nicht nehmen, nun das kleine
Einmannzelt gemeinsam mit ihm aufzubauen.
    Larry hatte sich auf das Notwendigste beschränkt. Er brauchte ein
Dach über dem Kopf, um sich vor dem Nachtwind und eventuellen Regenschauern zu
schützen, und er brauchte ein trockenes und warmes Lager. Zu diesem Zweck hatte
er eine Luftmatratze und einen Schlafsack dabei.
    »Da ist noch etwas, was ich Ihnen bisher verschwiegen habe, Mister
Brent«, gestand O’Donell. Er wurde zusehends nervöser. Immer wieder ertappt
Larry ihn dabei, daß er sich ängstlich umblickte, kurz in der Arbeit innehielt,
und gedankenversunken vor sich hinstarrte und lauschte. »Während meiner
Anwesenheit in Donegal und Heancliffe habe ich nicht nur die Gegend genauer
kennengelernt, sondern auch die Menschen und die Legenden, die sie über den ›Witch’s
Hill‹ und die ganze Umgebung hier zu erzählen wissen. Man nennt diese Gegend,
›Tir baili‹. Das kommt aus dem Keltischen und bedeutet soviel wie ›Land der
Visionen‹. Dieser Begriff wurde angeblich von den Drudenpriestern geprägt, die
hier ihre Opfer darbrachten. Hier

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