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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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lackierten Stuhl setzte, mußte man Angst
haben, daß der Lack Kratzer bekam. »Man hat Sie wohl – höflichst hereingebeten,
wie?«
    Iwan nickte. »Sie haben’s erfaßt. Genauso war’s. Die Tochter der
O’Baillys ist so freundlich gewesen und …«
    Er redete nicht weiter.
    An der Tür hinter den beiden Uniformierten zeigten sich scheu zwei
ältere Menschen. Ein Mann und eine Frau. Beide um die siebzig.
    »Tochter?« murmelte der alte Mann. Er blickte verängstigt in die
Runde, starrte mit seinen trüben Augen über den Rand der altmodischen
Hornbrille hinweg und schüttelte den Kopf. »Aber wir haben keine Tochter.
Niemand ist im Haus gewesen.«
    Iwan Kunaritschews Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Was
für einem faulen Zauber war er erlegen?
    Er gab sich Mühe, den Beteiligten in allen Details das Vorkommnis
so zu schildern.
    Aber niemand glaubte ihm ein Wort. Er erfuhr, daß er beobachtet
worden war, wie er mit seinem Komplizen durch die Hintertür mit einem
Zweitschlüssel in das leerstehende Haus eingedrungen sei. Man hätte dies
gesehen.
    »Und wer hat das gesehen?« wollte er verärgert wissen.
    »Der Anrufer«, erhielt er als Antwort.
    »Und wer, denken Sie, hat mich wohl niedergeschlagen?« Er zeigte
seine Kopfwunde, die beachtlich war.
    »Man braucht bloß zwei und zwei zusammenzuzählen«, erklärte ihm
der Dicke. Er schien ein gemütlicher Mensch zu sein. Er redete nur wenig. »Sie
hatten Krach mit Ihrem Komplizen, und da hat er Ihnen dieses Ding verpaßt …«
    Iwan gab es auf. Er ließ sich die Handschellen anlegen. Es wäre
ihm ein leichtes gewesen, jetzt noch einen Ausfallversuch zu unternehmen. Trotz
der beiden auf ihn gerichteten Pistolen hätte er dies riskiert. Aber er sah
keinen zwingenden Grund dafür. Bei einer derartigen Aktion gab es einige
Unbekannte. Er mußte damit rechnen, daß sich eventuell ein Schuß löste. Die
Kugel hätte leicht die beiden alten Leutchen treffen können.
    Ein dramatischer Abschluß lag nicht in seinem Sinn. Er wußte, daß
er auf schnellere und gefahrlosere Weise aus dieser komischen Lage herauskommen
würde.
    »Ich habe eine Bitte an euch«, wandte er sich an die beiden
Beamten, die ihn in ihre Mitte nahmen. »Stellt mich am besten gleich eurem Boß
vor. Der Polizeichef von Donegal wird gar nicht glücklich sein, wenn ihr mit
mir antanzt. Mister Quencey wird euch die Ohren langziehen.« Er redete mit
ihnen wie mit zwei ungehorsamen Jungen.
    »Er will zu Mister Quencey. Hast du das gehört, Patrick?« Der Dicke
war ein heiterer Mensch. Er lachte einfach lauthals los. »Da müssen wir Sie
enttäuschen, Mister.«
    »Ja, müssen wir«, stimmte der Lange mit ernster Stimme ein, und
man sah ihm an, daß er sich das Lachen verbeißen mußte. Kunaritschew wurde
durch das Verhalten und durch die Redeweise und auch das Aussehen der beiden
Polizisten immer stärker an Pat und Patachon, das Komikerpaar, erinnert.
    »Mister Quencey wird heute nicht mehr gestört werden. Seit einer
halben Stunde wird das Fußballspiel England – Irland vom Fernsehen übertragen«,
meldete sich der Dicke wieder. »Da müssen Sie sich schon gedulden, bis er
morgen früh wieder ins Office kommt. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben.
Unsere Kollegen haben Erfahrung. Die behandeln Sie auch gut.«
    Die beiden alten Leute wichen zurück.
    Sie wirkten bleich und verängstigt.
    »Ich habe nichts Unrechtes in Ihrem Haus tun wollen, Mrs.
O’Bailly, Mister Bailly«, sagte Kunaritschew, und er blieb stehen, obwohl ihm
der Dicke einen ordentlichen Stoß in den Rücken versetzte. Der massive Russe
stand wie eine Mauer. »Dieses Mißverständnis wird sich aufklären. Gestatten Sie
mir eine Frage: was war der Grund, weshalb Sie in Ihr Haus zurückkamen?«

Die beiden alten Leute sahen sich an.
    »Grund? Wir hatten eigentlich keinen Grund. Wir wollten nach
Hause, Mister …« Mister O’Bailly hatte schon eine etwas schwache, krächzende
Stimme.
    »Und warum sind Sie beide weggegangen?« fragte Iwan schnell.
    Diesmal antwortete seine bessere Hälfte. Mrs. O’Bailly wirkte
wesentlich rüstiger als ihr Gatte. Sie ging nicht gebeugt. »Ja, das war
eigentlich merkwürdig«, sagte sie nachdenklich, als käme es ihr erst jetzt
wieder richtig in den Sinn. »Obwohl das Wetter so unfreundlich war, trieb es
uns aus dem Haus. Wir wollten einfach Spazierengehen. Nicht wahr, so war es
doch, Ri-chie?«
    Richie nickte. »Ja, du hast recht, Mam. Eigentlich wollte ich doch
gar nicht weg

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