115 - Die Höhle des Chakra
Namen Padmas preis."
„Und jetzt haben sich die Padmas entschlossen, an die Öffentlichkeit zu treten?"
„Seit Chakravartin hervorgetreten ist, haben sich die Verhältnisse gewandelt. Die Chakras wollen Böses.
Ihr Glaube ist eine Verirrung. Nur die Padmas können ihnen Einhalt gebieten. Unsere geistigen Kräfte, die Macht, die Padma uns verleiht, müssen die bösen Kräfte Chakravartins vertilgen."
Unga war an einer Auseinandersetzung zwischen zwei Sekten wenig interessiert. Aber spielte hier nicht vielleicht mehr mit? War es ein Kampf einiger auserwählter Menschen, die schlummernde Kräfte des menschlichen Gehirns nutzen konnten, gegen außerirdische böse Einflüsse? Ein Kampf gegen die Janusköpfe, die Zweigesichtigen, die nicht von dieser Welt waren, sondern von einer anderen unbeschreiblich grauenvolleren Existenzebene stammten?
„Chakra heißt Rad", sagte Sri Mahadev noch. „Chakravartin maßt sich an, derjenige zu sein, der das ganze Universum in Bewegung hält. Padma, der Lotos, verherrlicht aber die Erkenntnis wie eine Blume."
Manjushri stand auf. Ihre schönen Wangen glühten. Unga hatte in dieser Nacht den Genesungsschlaf neben ihr geschlafen, ohne sie anzurühren. Aber die Erinnerung an ihren Körper und ihre Leidenschaft brannte in dem schwarzhaarigen Hünen wie eine Flamme. Er empfand viel für diese schöne grazile Inderin, wie er sich selbst eingestand.
„Wer kann beweisen, daß die Chakra-Religion eine Irrlehre ist?" fragte sie leidenschaftlich. „Weshalb soll nicht Chakravartin das Universum in Bewegung versetzt haben - kraft seines Geistes bei der Urexplosion vor Hunderten von Milliarden Jahren? Warum soll es kein Paradies geben, kein Ende aller Wiedergeburten und die Erfüllung des Karmas auf einer glücklichen Existenzebene?" „Bist du ein Chakra?" schrie Sri Mahadev und sah Manjushri an.
„Nein", sagte sie, „aber ich habe mich viel mit Religionen beschäftigt. Auch mit Padma und Chakra. In der letzten Zeit bin ich auf diese beiden Lehren gestoßen. Ich will nun herausfinden, welche die richtige ist. Ich will die Erkenntnis."
Sie setzte sich wieder. Sri Mahadev griff mit einer fahrigen, Bewegung an den Knauf seines Schwertes.
„Ihr wißt jetzt Bescheid", sagte er. „Wir fahren zum Lager der Padmas, zu dem Sadhu, der in der westlichen Welt als Colonel Bixby bekannt ist."
Der Bettelmönch materialisierte hinter einem großen Felsbrocken und zupfte sein orangefarbenes Gewand zurecht. Er war von abstoßender Häßlichkeit. Den linken Arm trug er in einer Schlinge. Unter seiner Kleidung regte sich etwas.
„Ruhig, Candra!" sagte er. „Du wirst deinen Einsatz noch früh genug haben."
Der Bettelmönch stieg hinab zu den mächtigen aus Stein gehauenen Gebäuden des Kailasanath- Tempels. Zyklopisch türmten sich die mehr als tausend Jahre alten, aus dunklem Felsgestein gehauenen Bauten. Steinmetze hatten vor langer Zeit zunächst einen ganzen Felsabhang in Blöcke unterteilt und diese dann weiter behauen. Eine wahrhaft gigantische Arbeit, würdig des Werkes, das sie darstellen sollte: das kosmische Gebirge, den Sitz des obersten Gottes Shiva.
Touristen und gläubige Hindus befanden sich in den Tempelgebäuden und auf dem Tempelgelände. Ein paar Verkaufsstände mit Erfrischungen und Souvenirs waren aufgebaut. Hier wurden geweihte Amulette verkauft und Bilder des Tempels, Statuen von Hindu-Gottheiten und anderes Zeug.
Der Bettelmönch sah ein paar Polizisten. Die Hauptmenge von Leuten hatte sich aber außerhalb des Tempelgeländes angesammelt. Ein Aufnahmewagen einer indischen Fernsehgesellschaft stand auch da. Bei einem aufgeworfenen Erdhügel sah man Gestalten in, gelben Kutten. Padma-Sadhus.
Der Bettelmönch grinste böse. Er wußte, daß die Padmas seit dem Tod Sarwapalli Pareshis hier eine große Schau abzogen. Kein Tag verging, an dem sie nicht ihre Fähigkeiten demonstrierten und die Zuschauer verblüfften. Es lief aber auch einiges schief bei ihnen. Sarwapalli Pareshi und seine sechs Sadhus waren nicht die einzigen Todesopfer geblieben.
Der Bettelmönch ging zu der Menschenmenge. Er wollte sehen, was diesmal geschehen würde. Der Guru Lal Nadir Abdali hatte sich vor fünf Tagen lebend begraben lassen, in einem engen Sarg, ohne Nahrung, Licht und Luft. Jetzt sollte er wieder ausgegraben werden.
Der Bettelmönch mit dem affenartigen Gesicht drängte sich durch die Menge. Bereitwillig machte man ihm Platz.
Die Zuschauer waren bunt gemischt. Arme Bauern, die nur ihren
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