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1151 - Das Babel-Syndrom

Titel: 1151 - Das Babel-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mitarbeiter des HQ-Hanse! Die allgemeine Sprachverwirrung wird möglicherweise durch energetische Felder verursacht, die als eine Art Filter wirken und einen Teil der Schallwellenfrequenzen der menschlichen Sprache verschlucken.
    Konzentriert euch aufs Hören! Das hilft zumindest teilweise. Nehmt Zeichensprache zu Hilfe! Verständigt euch zusätzlich durch das geschriebene Wort! Das HQ-Hanse muß handlungsfähig bleiben. Ich melde mich aus der Verteidigungszentrale wieder. Reginald Bull, Ende!"
    Er schaltete sein Armbandgerät ab und sah sich um.
    Von den in der Auswertungszentrale anwesenden Männern und Frauen hatte ihn anscheinend niemand verstanden. Sie alle starrten ihn an, als sähen sie einen Geist.
    Er preßte die Lippen zusammen und stürmte aus dem Raum ...
     
    *
     
    Auf dem Korridor erwartete ihn eine neue unliebsame Überraschung. Die Transportbänder standen. Unwillkürlich erinnerte sich Reginald Bull an die Fehlreaktionen des Versorgungsautomaten im Konferenzraum. Der Stillstand der Transportbänder ließ diesen Zwischenfall in einem anderen Licht erscheinen.
    Offenbar griff die Sprachverwirrung auch auf die Computersysteme über. Das konnte aber nicht durch die Ausfilterung von Schallwellenfrequenzen geschehen, jedenfalls nicht nur.
    Die Folgen mußten jedoch weitaus schlimmer sein als die der Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Menschen. Auf der computerisierten Erde mußten sie sich katastrophal auswirken.
    Er musterte die Gesichter der vorüberhastenden Menschen. Sie drückten Furcht und Unsicherheit aus. Die Intelligenz war offenbar erhalten geblieben. Doch was nützte den Menschen ihre Intelligenz, wenn die Sprachverwirrung sie isolierte! Ihre Zivilisation basierte auf Zusammenarbeit, und die Zusammenarbeit basierte auf Verständigung.
    Reginald Bull eilte zur nächsten Transmitterstation. Das geschah aus Gewohnheit. Bei der Größe des Hauptquartiers der Hanse war die Benutzung von Transportbändern, Antigravlifts, Pneumotrains und Transmittern längst selbstverständlich geworden. Die Vorstellungen, von den realen Entfernungen zwischen den einzelnen Schaltstellen, Büros und Umschlagplätzen hatten sich dadurch verwischt. Bull wußte nicht einmal genau, wo die Verteidigungszentrale relativ zur Auswertungszentrale lag.
    Doch als er unterwegs am Doppeleinstieg eines Antigravlifts vorbeikam und die Sperrschotte und rotleuchtenden Warntafeln sah, ahnte er, daß er das Ausmaß der Katastrophe noch immer unterschätzt hatte. Zum Glück waren die technischen Einrichtungen so durchdacht abgesichert, daß sie bei ihrem Versagen die Menschen nicht in ihr Verderben rennen ließen.
    Das Schott der Transmitterstation öffnete sich vor ihm. Bull atmete auf.
    Wenigstens funktionierten die Transmitter noch.
    „Verteidigungszentrum!" sagte er zur Schaltpositronik, nachdem er sich durch seine ID-Karte ausgewiesen hatte.
    „Bitte warten!" beschied ihn die Positronik. „Transmitter ist auf Empfang."
    Bull nickte und wandte sich dem eigentlichen Transmitter zu, dessen Energieschenkel gerade aufleuchteten.
    Als sie wieder erloschen, traf ihn der Schock mit solcher Wucht, daß er in die Knie ging, denn auf der Ent- und Rematerialisierungsfläche lagen zwei grauenhaft deformierte Körper. Es war nicht einmal mehr zu erkennen, ob sie einmal Menschen gewesen waren.
    Als Bull einen Teil seiner Fassung wiedergewann, hieb er mit der Faust auf die rote Alarmplatte, die neben jeder Schaltpositronik angebracht war.
    „Sämtliche Transmitter sperren!" schrie er in den energetischen Ring des Feldmikrophons. „Zwei Medoroboter hierher!"
    Hilflos und mit leichenblassem Gesicht wartete er, bis die Medoroboter erschienen und sich der beiden Opfer annahmen, dann wankte er hinaus.
    Er mußte daran denken, daß er an ihrer Stelle deformiert sein würde, wäre er etwas früher eingetroffen. Ein grauenhaftes Schicksal, das sich wahrscheinlich durch keine medizinische Kunst lindern ließ.
    „Vishna!" stieß er hervor, und es klang wie ein Fluch.
    Er hätte hinterher nicht zu sagen gewußt, wie er die Verteidigungszentrale erreicht hatte.
    Natürlich gab es überall an den Korridorkreuzungen Beschilderungen und Richtungspfeile, aber es war äußerst schwierig, sich ihrer zu bedienen, da er zahllose Nottreppen benutzen mußte.
    Ungefähr dreißig Personen hielten sich in der Verteidigungszentrale auf. Sie benahmen sich sehr diszipliniert und vermochten durch Zeichensprache ein Mindestmaß an Verständigung

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