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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Galbraith, aber im nächsten Augenblick schämte er sich über diesen profanen Gedanken.
     
    *
     
    „Die Matten-Willys kehren zurück!" Julian Tifflor sprach mit bebender Stimme. So langsam kristallisierte sich heraus, was Le So Te angerichtet hatte. Es überstieg alles, was sie im Rahmen der ersten beiden Plagen erlebt hatten.
    Die Simulacra waren alle abgestorben. Nichts deutete darauf hin, daß es sie gegeben hatte. Es tauchten keine Wiedererweckten mehr auf.
    Galbraith Deighton saß bei seinen Freunden und berichtete Waringer, wie er ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Er lachte dazu, aber der Wissenschaftler wollte sich nicht für seine Fröhlichkeit begeistern.
    „Laß uns doch Zeit, Gal" meinte er. „Uns fehlen immerhin fast fünf Tage!"
    Am schweigsamsten war Bully. Der untersetzte Mann saß nur da und starrte Löcher in die Luft. Seine Bürstenhaare zitterten wie unter elektrostatischer Aufladung. Er war es ja gewesen, der in die Euphorie von Thoras und Crests Auftauchen Le So Te am meisten vertraut hatte. Auch Tifflor hatte dies getan, und die beiden derzeit Verantwortlichen in Hanse und LFT waren voll auf den Mönch hereingefallen.
    „Ich bin ein Idiot!" murmelte Bully immer wieder. „Sieht mich nur an. Dick und fett und zu blöd, um folgerichtig denken zu können! Ich trete von meinem Amt zurück!"
    „Nun mach mal halblang", sagte Timbu Onoakwe, seines Zeichens ebenfalls Hanse-Sprecher. Er befand sich im HQH, um sich um den verletzten Gruderkon zu kümmern, den Roboter irgendwann eingeliefert hatten. „Du wirst darüber hinwegkommen wie alle anderen auch!"
    Überall waren Roboter unterwegs, die den Menschen die ersten aufklärenden Worte vermittelten. Pausenlos sendete Terravision eine Rede von Deighton, in der er die Menschen zu Ruhe und Besonnenheit aufforderte.
    Er hatte Erfolg damit. Die Panikstimmung, die während des Wartens auf die dritte, angekündigte Plage geherrscht hatte, flaute ab. Die Menschen machten sich daran, das zu ordnen, was noch verwendbar war. Ein paar lauschten auch schon nach den Anzeichen der nächsten Plage.
    Die Freude über die Rettung war gedämpft. Die ersten verläßlichen Zahlen über die Opfer wurden bekannt und versetzten nicht nur den Verantwortlichen einen Schock. Über dreihunderttausend Menschen hatten in den vier Tagen den Tod gefunden.
    „Ich bin daran schuld", sagte Bully zerknirscht. Er transpirierte stark und trank ein Glas Wasser nach dem anderen.
    „Du solltest dich vielleicht vorübergehend in medizinische Behandlung begeben", schlug Deighton vor. Er sah Anzeichen, daß Bully einer psychischen Krise entgegentrieb. „Oder nimm zumindest ein paar Psychopharmaka!"
    Reginald Bull wuchtete sich aus seinem Sessel empor, in dem er wie ein Häufchen Elend gesessen war.
    „Ich kann das Wort ‚Psycho’ nicht mehr hören", polterte er. „Geht das in deinen verdammten Hohlkopf hinein? Du Retter der Menschheit!"
    „Wechseln wir das Thema", fiel Tifflor ein. „Was hatte es mit den Matten-Willys auf sich?"
    Kurz bevor Le So Te zugeschlagen hatte, waren sie in mehreren Raumschiffen zum Mond geflogen. Seltsamerweise hatten keine anderen, auf der Erde lebenden Extraterrestier die Flucht mitgemacht.
    Die Matten-Willys selbst konnten keine klare Auskunft geben. Es war eine Instinktreaktion gewesen, die sie zu der überstürzten Flucht veranlaßt hatte. Es würde sich wohl nie herausfinden lassen, welche Ursache das gehabt hatte.
    „Sie sind wieder da", stellte Waringer fest. „Das ist wichtig. Und wenn ihr hinausgeht in die Dörfer und Städte, seht ihr, wie intensiv sie sich um die Menschen kümmern. Die Matten-Willys haben mit dem Wiederaufbau der Erde begonnen, noch ehe wir in der Lage sind, einen Finger zu rühren!"
    Außer einem tiefen Luftholen gab es keine Entgegnung auf diese Worte. Es würde Tage dauern oder Wochen, bis sie wieder so einsatzfähig sein würden, um sich mit aller Energie an die Beseitigung der Verwüstungen machen zu können.
    Es war ein Spiel gegen die Zeit. Die Spuren der zweiten Plage waren noch nicht verwischt, da kündigte sich die dritte an. Deren Schäden waren bedeutend größer, aber Zeit würde ihnen kaum mehr bleiben, bis Vishna erneut zuschlug.
    „Auf lange Sicht sind wir verloren", kommentierte Bully das Ergebnis langer Stunden des Vorsich-Hindämmerns. „Die Plagen werden immer schwerer, die Abwehrkräfte immer schwächer. Irgendwann ist Schluß!"
    Ganz kurz tauchte nochmals ein Name in seinen Gedanken auf. Ernst Ellert.

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