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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Warum meldete er sich nicht? Sie brauchten ihn und seinen Rat so dringend!
    „NATHAN an alle!" dröhnten die Lautsprecher dazwischen. „Soeben wurde an der Wandung des Grauen Korridors eine Erscheinung angemessen. Es muß sich um das Wesen gehandelt haben, das sich unter dem Namen Le So Te auf der Erde aufhielt. Es hat den Korridor verlassen!"
    „Also gibt es eine Möglichkeit hinauszukommen!" polterte Bully. „Wir werden jenen Sektor untersuchen, in dem der Vorgang stattfand."
    Ob viel dabei herauskäme?
    Vielleicht, wenn sie Zeit hatten. Aber das war absurd. Früher oder später würde sich die nächste Plage ankündigen und einstellen. Bis dahin konnten sie es nicht schaffen.
    „Nie!" flüsterte Bully. Seine Euphorie hatte sich in tiefe Niedergeschlagenheit verwandelt.
    Er hätte lachen oder weinen mögen, wenn er nicht so verdammt müde gewesen wäre.
    Vier Tage und vier Nächte, sagte ihm sein Körper, war er nicht zur Ruhe gekommen. Er erinnerte sich nicht daran, aber der Körper forderte sein Recht.
    Bully schlief im Sitzen ein.
     
    9.
     
    Kish hatte zuerst Schwierigkeiten, den Weg zu finden. Er trudelte aus dem Erde-Mond-System hinaus, ein unsichtbares und doch vorhandenes Lebewesen, eine Konzentration an Macht und psychischer Kraft. Seine Flucht kostete ihn Substanz, und ein Teil der Stärke, die er sich durch den Tod so vieler Menschen angeeignet hatte, ging dabei verloren. Beim Durchdringen der Perforation würde er einen weiteren Teil dieser Substanz opfern müssen.
    Kish war verwirrt. Die Verlockungen und Versprechungen Vishnas hatten ihn begeistert.
    Er war sofort geeilt, dem Ruf zu folgen. Vishna erkannte seinen Trieb und seine Fähigkeiten, und sie bot ihm die Erde als Spielplatz an.
    Kish jubelte. Er, der Einzelgänger seit Äonen, hatte endlich wieder ein Volk gefunden, mit dem er spielen konnte. Er traf die Abmachung mit der Erhabenen, daß er sein Spiel nicht zu lange ausdehnen durfte. Vishna drängte und wollte nichts verlieren. Auch keine Zeit.
    Also versprach er ihr, nicht alle Menschen zu töten und wiederzuerwecken, sondern lediglich in einer groß angelegten Vernichtung seine eigene Stärke und Macht zu vergrößern.
    Wie es seinem innersten Drang entsprach, dem er folgte, seit es ihn gab.
    Kish wurde zu Le So Te, nachdem er den Mönch getötet und ihn dann um sich herum zu einem neuen Körper gebildet hatte.
    Le So Te brach zu einer Wanderung über die Erde auf, nachdem er viele Jahrzehnte in der Abgeschiedenheit eines Klosters meditiert hatte.
    Wie leicht es ihm gefallen war, die Menschen zu beeinflussen. Es war ein seltsames Volk, so gutgläubig und beeinflußbar, manchmal egoistisch und dann wieder so selbstlos, heute distanziert und mißtrauisch, morgen voller Hingabe und Entsagung. Mittags am Boden zerstört und hilflos, abends himmelhoch jauchzend und übermütig.
    Die Menschheit war ein Volk, wie es ihm noch nie begegnet war. Es unterschied sich von allen, die er bisher heimgesucht hatte. Bisher in den vergangenen Äonen.
    Kish war traurig. Er hatte sich nicht an die Abmachung halten können. Die Menschen hatten eine Möglichkeit gefunden, ihm zu trotzen. Mit Hilfe hypnotischer Kristalle hatten sie die gesammelte und konzentrierte Psychomacht auf ihn selbst zurückgeworfen. Die beiden wichtigsten Ballungen Thora und Crest hatten sein eigenes Befehlsspektrum reflektiert und ihn dabei beinahe getötet.
    Nur die Flucht war ihm geblieben.
    Bebend und vorsichtig näherte er sich der Stelle, an der die Perforation ihn durchgelassen hatte. Er würde niemals mehr zurückkommen, denn die Kristalle verleideten ihm die Sehnsucht nach der Erde und ihrem faszinierenden Volk.
    Aber würde er die Fangblase überhaupt verlassen können, wie er den Grauen Korridor für sich nannte? Würde Vishna es ihm nach seinem Versagen nicht verwehren? Es war ihm nicht gelungen, die Menschen alle zu töten.
    Bitte! flehte er. Zaghaft berührte er die Wandung. Wo würde er herauskommen, wenn er die Perforation durchstieß? War es für ein fremdes Wesen wie ihn nicht schon schwierig genug gewesen, ein großes Glück sozusagen, daß er beim Betreten der Fangblase ausgerechnet an seinem Ziel angekommen war, in einem Bereich, in dem Erde und Mond sich bewegten?
    Die Menschen versuchten bestimmt, ihm zu folgen. Bis dahin mußte er draußen sein.
    Die Menschen würden ihm nicht folgen können, ihr Versuch mußte scheitern. So hatte Vishna es ihm gesagt.
    Der Übergang war zäh und gefährlich wie ein Schwarzes

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