1155 - Luzifers große Stunde
randalieren, weil sie hackevoll sind. Ansonsten passieren hier doch keine Vergehen. Vor drei Jahren hatten wir den letzten Fall. Erinnerst du dich noch an den Ausbrecher?«
»Ja. Ich habe schließlich mitgeholfen, ihn zu jagen.«
»Um festzustellen, dass es der Falsche ist. Danach ist doch alles ruhig geblieben. Und jetzt dies.« Er schüttelte den Kopf. »Da will ich nicht mitmischen.«
»Du musst, Jack.«
Der dicke Konstabler schüttelte sich. »Hör doch auf, verdammt noch mal!«
»Es ist dein Job.«
Callum lachte. »Das sind ja keine Hühnerdiebe und auch keine besoffenen Typen.«
»Trotzdem.«
Der Konstabler blieb sitzen. »Wenn du schon so schlau bist, kannst du mir einen Rat geben, was ich gegen diese Gestalten unternehmen soll?«
»Ja, kann ich.«
»Toll. Willst du den Job machen?«
»Nein, das nicht. Aber du kannst anrufen. Du kannst deiner höheren Dienststelle Bescheid geben. Dort wird man sich schon die richtigen Gedanken machen.«
Plötzlich begann Callum zu lachen, was Adams nicht gefiel. »Weißt du, was man sich dort ausdenken wird? Meine Entlassung und nichts anderes. Man wird mich rausschmeißen, denn man wird mich für geistesgestört halten. Ja. So weit wird es kommen, und ich kann nichts dagegen tun. Wäre es umgekehrt, würde ich es ebenso machen.«
»Deine Reaktion kann ich sogar verstehen, Jack. Aber du stehst trotzdem nicht allein da, denn du kannst mich als deinen Zeugen benennen, und darauf werde ich jeden Eid leisten.«
»Quatsch, Ben. Bis dahin kommt es erst gar nicht. Was nicht ist, das darf und kann auch nicht sein. Die reißen mir den Kopf ab oder schicken mich in Pension. Und so früh will ich meinen Job hier auch nicht aufgeben, denn er gefällt mir. Ich habe hier nie Probleme gehabt, bis jetzt.«
»Ja, Jack, da hast du dich toll herausgeredet. Aber etwas tun musst du schließlich.«
»Ja.«
»Was denn?«
»Keine Ahnung.« Er stützte sich ab und stand ächzend auf. »Es kann ja sein, dass morgen früh im Tageslicht alles ganz anders aussieht. Oder meinst du nicht?«
»Ja, es wird heller sein«, erwiderte Adams nicht ohne Spott. »Das ist auch alles.«
»Oder sie sind weg.«
»Warum sollten sie?«
»Keine Ahnung«, sagte der Konstabler. »Es ist möglich, dass sie nur die Dunkelheit lieben. Das sind doch Friedhofs-Geschöpfe, wie du sie genannt hast.«
»Alles richtig. Es bleibt nur die Tatsache, dass sie überhaupt hierher gekommen sind.«
Jack Callum legte einen Finger gegen sein Kinn und tat, als würde er nachdenken. Dabei blickte er durch die Scheibe in den Garten. »Der bewegt sich nicht. Der sitzt da wie eine Statue. Der will auch nicht in dein Haus, Ben.«
»Bis jetzt nicht. Kannst du in die Zukunft sehen und mir sagen, was noch passiert?«
»Nein, aber lass es dabei bleiben. Ich muss wieder zurück nach Hause und werde auch vorläufig mit keinem Menschen über das Geschehen sprechen.«
»Okay, tu, was du nicht lassen kannst. Ich sehe die Zeit, die vor uns liegt, als verdammt schlimm an.«
»Im Hellen sieht alles ganz anders aus und…« Der Konstabler hatte noch einen letzten Blick durch das Fenster geworfen. Er sprach nicht mehr aus, schüttelte den Kopf und wirkte wie erstarrt.
»Hast du was?«
»Ich nicht, Ben. Schau mal nach draußen. Das sieht aus wie… wie eine Überschwemmung. Als käme Wasser.«
»Jetzt spinnst du.«
»Nein.« Callum lief zum Fenster, nach zwei Schritten bereits stand er wieder still. »Da, sieh hin…«
Jetzt war auch Adams aufmerksam geworden. So wie Callum reagierte, das dachte er sich bestimmt nicht aus. Da musste es einen verdammten Grund geben.
Beide traten so dicht an die Scheibe heran, dass ihr Atem dagegenschlug. Adams musste zugeben, dass Callum verdammt gute Augen hatte.
Der Garten bewegte sich.
Zwar tanzten keine Büsche oder Bäume, die Bewegung beschränkte sich einzig und allein auf den Boden, denn über ihm krabbelte oder floss etwas hinweg.
Es war eine dunkle Masse, die beim ersten Hinschauen tatsächlich so aussah wie Wasser, das aus irgendeiner finsteren Tiefe nach oben gestiegen war.
Callum zitterte und versuchte trotzdem, witzig zu sein. »Du hast doch hier keine Ölquelle auf dem Grundstück - oder?«
»Erzähl keinen Mist.«
»Was ist das dann?«
Ben Adams wusste Bescheid. Er hatte das gleiche Phänomen schon auf dem Friedhof erlebt, als dieser Schatten erschienen war und sich so rasch ausgebreitet hatte. Er war so lautlos über den Boden gekrochen, es hatte kein einziges Geräusch
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