1156 - Albtraum Elektra
meine Aufgabe hinter mich gebracht habe.«
»Und wenn du es nicht schaffst?«
»Ich werde es schaffen!«, erklärte sie.
»Tut mir leid, Elektra, aber das ist mir zu wenig. Ich werde es dir nicht geben. Aber ich könnte dir einen anderen Vorschlag machen. Vielleicht gehen wir gemeinsam deine Aufgabe an. Du wirst mich kennen und deshalb auch wissen, dass mir Atlantis nicht ganz unbekannt ist. Wir könnten es zumindest versuchen.«
»Ich brauche keinen.«
»Wer bist du denn? Bist du so mächtig?«
»Ich gehörte zu den Zauberinnen. Zu denen, die die Wahrheiten sagten. Die vieles kannten und die den Menschen die Augen öffneten. Manchmal war ich ein Orakel, aber ich habe den Menschen die großen Wahrheiten auch nähergebracht.«
Das genau schien sie auch mit mir vorzuhaben, denn die anderen interessierten sie nicht. Sie löste sich von ihrem Platz und kam auf mich zu.
Das Büro war wirklich nicht groß. Nach wenigen Schritten musste sie mich erreicht haben. Ich hörte Sukos Flüstern. Es war eine Warnung.
»Gib nur acht, John!«
Das verstand sich von selbst. Alles war so ungewöhnlich geworden. Zwar umgab uns noch die normale Welt, aber in sie hinein war ein Phänomen gestoßen mit dem Namen Elektra. Jemand aus einer alten Zeit. Eine, die Ägypten und möglicherweise auch Atlantis gut kannte.
Ich hatte bisher nur an, sie gedacht.
In den zurückliegenden Stunden und auch jetzt. Doch in diesen Momenten riss etwas wie ein Vorhang auf. Elektra war noch da, aber ich dachte nicht mehr an sie, sondern an andere Personen, die ähnlich wie sie gewesen waren.
Selima und Fatima!
Die erste war das Götter-Opfer gewesen, die zweite ein Succubus, die den Menschen die Seelen aussaugte. Schließlich waren beide zu einer Person geworden und hatten so dem mächtigen Götzen Seth entkommen können.
Und jetzt Elektra!
War sie die dritte im Bunde? Erlebte ich hier so etwas wie damals mit den anderen beiden?
Auch bei ihnen hatte ich im übertragenen Sinne die Macht des Goldes erlebt. Sie waren davon umflort gewesen. Sie hatten gestrahlt, aber das Gold war so kalt gewesen, und ich hatte es zudem als gefährlich einstufen müssen.
Ich suchte den Vergleich zwischen ihnen. Elektra sah anders aus als Fatima und Selima. Nicht so schön, so überirdisch, sondern gefährlicher, obwohl die anderen beiden auch genau gewusst hatten, was sie wollten. Selima hatte ich ebenfalls in der U- Bahn erlebt, und sie hatte sich ebenfalls durch einen geheimnisvollen Anruf mit mir in Verbindung gesetzt.
Es gab die Parallelen, aber sie waren mir erst jetzt wieder eingefallen. Zu sehr war ich auch durch die vielen Fälle abgelenkt worden. Ich konnte sie nicht einfach wie ein Register aus der Schublade holen.
Doch gab es einen gravierenden Unterschied zwischen Elektra und den beiden anderen. Weder Fatima noch Selima hatten von mir das Kreuz verlangt. Bei ihr aber war das anders, und diesen Grund hätte ich gern erfahren.
Elektra blieb so nahe vor mir stehen, dass ich sie hätte leicht berühren können. Ich hätte nur meine Hand auszustrecken brauchen, aber ich zögerte damit.
Stattdessen schaute ich in ihr Gesicht. Auch jetzt zeigte sich keine Regung. Nach wie vor erinnerte es mich an eine ägyptische Totenmaske.
»Das Kreuz, John!«
Es war klar, dass sie von ihrem Ziel nicht abwich, aber so leicht wollte ich es ihr nicht machen. Ich hatte mich entschlossen, ebenfalls ein Spiel aufzuziehen.
»Darf ich dich berühren?«, fragte ich.
»Warum?«
»Ich möchte es.«
Die Antwort erhielt ich nicht sofort. Sie suchte wohl nach einem Hintergedanken, doch ich hütete mich, irgend etwas verlauten zu lassen. »Warum willst du mich berühren?«
»Warum willst du mein Kreuz haben?«
Elektra lächelte. Selbst jetzt erschienen auf ihrem Gesicht keinerlei Falten. Als sie dann nickte, überraschte sie mich damit. Sie ließ es also zu.
»Danke.« Ich wollte freundlich sein und keine negative Stimmung aufkommen lassen. Sehr langsam streckte ich ihr meinen Arm entgegen. Die rechte Hand hielt ich dabei gestreckt. Die andere hatte ich zur Faust geballt.
Es gab nichts, was mich ihre Nähe merken ließ. Kein Zittern, keine Aura, die über meine Hand floss und die feinen Härchen bewegte. Hier sah alles so normal aus.
Ich hatte mich auf das Gesicht konzentriert, denn dort lag die Haut noch frei. Es steckte schon eine Spannung in mir, und ich streichelte mit den Fingerkuppen über ihre Wange hinweg.
Im ersten Augenblick spürte ich keine Veränderung zu einem
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