1157 - Der PS-Teufel
zuvorgekommen. Saxon hatte auch begriffen, wovon die Rede war. Er verhielt sich jedenfalls so und schaute sich auch um. Bis er schließlich seine Schultern ruckartig anhob. »Ja, wo ist er? Er… er… hätte hier im Keller sein müssen. Er hat versprochen, hier auf mich zu warten. Und er ist auch hier gewesen«, fuhr er mit weinerlicher Stimme fort und zeigte dabei auf seinen toten Bruder.
»Dann wundert es mich nur«, sagte ich, »dass er freiwillig seine Maschine hier gelassen hat.«
»Das verstehe ich auch nicht.«
»Okay. Wo führt die zweite Tür hin?«
»In einen Gang.«
»Weiter!«
»Zu mir. Es ist wohl ein alter Stollen von früher. Ich habe ihn entdeckt, als ich den Anbau renovierte.«
»Danke, das reicht.«
Auf Suko konnte ich mich verlassen. Er hielt den Mafioso in Schach, so dass ich mich jetzt um den Gang kümmern konnte. Die Tür war nicht besonders stabil und auch nur schlecht eingesetzt worden.
Dennoch war ich vorsichtig, als ich sie öffnete. Zuerst ließ ich die Mündung der Beretta in den Gang schauen, doch die Waffe fand kein Ziel. Der Gang oder Stollen vor mir war leer, soweit ich das in der Dunkelheit erkennen konnte. Shakko war wie vom Erdboden verschwunden, ohne seine Harley mitgenommen zu haben.
Das wollte mir einfach nicht in den Kopf. Ich schickte den Strahl meiner Leuchte in die Dunkelheit, aber auch das Licht brachte leider keine Aufklärung.
»Was siehst du, John?«
»Nichts.«
»Mist, verdammter!« schimpfte Suko. »Der Hundesohn kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«
»Anscheinend schon.«
»Gibt es noch andere Ausgänge?«, fragte Suko den Bestatter.
»Nein, nur die beiden.«
»Aber der Keller ist groß«, sagte ich beim Zurückgehen. »Wir müssen damit rechnen, dass er sich woanders versteckt hält. Genügend Platz gibt es schließlich.«
»Was mir scheißegal ist«, meldete sich der Killer. »Ihr könnt mich mal, versteht ihr? Ich will hier weg, und das so bald wie möglich. Raus aus dem Loch. Auch wenn ihr Bullen seid, ihr habt keinen Grund, mich hier festzuhalten.«
Er hatte zwar laut genug gesprochen, aber leider auch Recht. Es gab für uns keinen triftigen Grund, ihn einzubuchten, und so stimmte ich ihm zu.
»Ja, Sie können verschwinden, wenn Sie uns Ihren Namen gesagt haben.«
»Ich heiße Corrado.«
»Für wen arbeiten Sie?«
»Für mich.«
»Packen Sie Ihren Partner und hauen Sie ab.«
Corrado schaute zuerst auf Suko. Als dieser nickte, bewegte er sich und warf mir einen Blick aus seinen kalten Augen zu. »Wissen Sie was?«
»Sie werden es mir sagen.«
»Ja, genau. Man trifft sich immer zweimal im Leben. Und noch eines. Ich will die Kanone zurückhaben. Ich besitze nämlich einen Waffenschein. Wollen Sie ihn sehen?«
»Ihnen vertraue ich doch, Corrado!« scharf grinste ich ihn bei dieser Antwort an.
»Leck mich!«, flüsterte er.
Suko gab ihm den Revolver, den er zuvor in aller Ruhe entladen hatte. »Manchmal schießen die Dinger auch und treffen die Falschen«, sagte er.
»Dann gib Acht, dass du mir nicht im Weg stehst!« Corrado steckte die Kanone weg. Danach kümmerte er sich um seinen Kumpan, der noch immer bewusstlos war. Als er ihn hochhob, tippte ich ihm auf die Schulter.
»Bleiben Sie so, Corrado!«
»Was soll das?«
Er bekam es mit, denn ich durchsuchte auch den zweiten und fand ebenfalls einen Revolver. »Hat ihr Freund auch einen Waffenschein?«
»Bestimmt.«
»Ich gehe lieber kein Risiko ein.« Vor Corrados Augen steckte ich den Revolver weg. Der Mann mit den Eisaugen wurde beinahe von seiner eigenen Wut aufgefressen. So schlimm wie heute war er wohl noch nie gedemütigt worden.
Er wuchtete seinen Freund über die linke Schulter und ging mit ihm den Weg zurück, den er zuvor gekommen war.
Zu dritt blieben wir im Sarglager. Eigentlich zu viert, wenn wir den Toten mitzählten.
»Und was passiert jetzt?« flüsterte Saxon.
»Ganz einfach, wir nehmen uns die anderen Keller vor. Shakko kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.«
»Ich weiß nichts.«
Diesmal glaubte ich es ihm. Er zitterte, als er mit uns zusammen sein Sarglager verließ. Er ging zwischen uns und musste sogar leicht gestützt werden.
Es war noch immer still hier unten. Die anderen Mieter schienen sich abgesprochen zu haben, den Keller nicht zu betreten. Obwohl er nicht eben sehr tief unter der Erde lag, hatte ich das Gefühl, ein verwunschenes Verlies zu durchwandern.
Bevor wir uns für einen der Gänge entscheiden konnten, blieben wir
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