1157 - Der PS-Teufel
zweite hat und er schon längst dort ist, während wir hier herumsuchen und uns über ihn den Kopf zerbrechen?«
Suko strich über sein schwarzes, kurz geschnittenes Haar. »Daran habe ich nicht gedacht, wenn ich ehrlich sein soll. Allerdings halte ich es auch für unwahrscheinlich.«
»Ich nicht. Es wird…«
Das nächste Wort wurde mir von den Lippen gerissen, weil plötzlich ein donnernder Krach ertönte, der sich an den Wänden des Kellerraums als Echo fortpflanzte und auch uns erreichte, obwohl wir uns nicht im Zentrum aufhielten.
Wir zuckten zusammen. Beide fluchten wir, und beide setzten wir uns zugleich in Bewegung.
Es wurde zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Während ich rannte, stellte ich mir vor, was da passiert war. Shakko war zurück in den Keller gekommen, hatte sich seine Maschine geholt und setzte damit seine Flucht fort. Bestimmt hockte er auf dem Bock und raste den Kellergang entlang bis zur Treppe hin. So etwas gab es. Stuntfahrer konnten mit ihren Maschinen auch durch Bäume rasen oder Treppen hoch- oder hinunterfahren. Shakko wäre nicht der erste gewesen.
So sehr wir uns auch beeilten, unsere Chancen verbesserten sich um keinen Deut. Der andere war einfach zu schnell. Nur die Melodie des Motors donnerte durch unsere Ohren.
Wir erreichten den Gang, der auch zur Treppe hochführte. Ihn war Shakko gefahren, denn über dem Boden hingen noch die Gerüche der Abgase. Zu sehen war er nicht mehr. Er hatte die Treppe bereits hinter sich gelassen. Als uns das auch gelang, hörten wir ihn wieder deutlicher. Er raste durch die Geschäftsräume des Bestatters.
Wir ebenfalls!
Es war eine verzweifelte Verfolgung. Wir wollten ihn noch einholen und mussten erleben, dass er noch abgebrühter war, als wir gedacht hatten.
Wir sahen ihn.
Aber wir sahen nur seinen Rücken, denn er befand sich bereits dicht vor der geschlossenen Eingangstür. Dass sie nicht offen stand, machte ihm nichts aus. Noch einmal heulte der Motor, und die gesamte Maschine schien von Schallwellen umgeben zu sein, als Shakko noch einmal richtig Gas gab.
Er und die schwere Harley rammten gegen die Tür!
Dem wahnsinnigen Gewicht hielt sie nicht stand. Zwar brach sie nicht eben wie Pappe, aber sie flog auseinander, als Mensch und Maschine gegen sie rammten.
Es war ein Bild wie in einem Action-Film. Die Tür wurde förmlich gesprengt. Es blieb auch nicht bei einem Loch in der Mitte, sie fetzte im Ganzen auseinander.
Shakko lag beinahe auf seiner Maschine, da er so wenig Widerstand wie möglich bieten wollte. Es sah aus, als wäre er aus der Hölle in eine neue Hölle gerast. Seine Harley fuhr nicht, sie sprang förmlich ins Freie, wie katapultiert.
Wir sahen, dass er über das Pflaster des Hinterhofs hinwegrutschte, sich fast noch drehte und auch gefallen wäre. Aber er bekam den schweren Feuerstuhl wieder unter Kontrolle, schwenkte nach rechts ab und entschwand unseren Blicken.
Wieder einmal hatte es Shakko geschafft. Dabei waren wir so nahe an ihn herangekommen.
Frustriert liefen wir durch den Hof, wo das Geschehen nicht zeugenlos geblieben war.
Einige Personen standen herum. Sie sagten nichts und wirkten auf Grund des Vorfalls noch immer wie erstarrt.
Suko blieb zurück, während ich auf die Straße rannte und ihn nicht mehr sah. Ich glaubte noch, das Donnern des Motors zu hören, das allerdings konnte ebenso gut Einbildung sein.
Enttäuscht kehrte ich um. Ich fand Suko im Hof. Er telefonierte. Ich passierte ihn und betrat wieder das Haus, denn bei der Verfolgung war mir etwas aufgefallen, das ich jetzt genauer anschauen wollte.
Vor dem Schreibtisch lag Melvin Saxon. Er war auf die gleiche schreckliche Art und Weise umgebracht worden wie sein Bruder.
Deprimiert und mit gesenktem Kopf blieb ich stehen. In diesem Moment fing ich an, den PS-Teufel zu hassen. Er war ein rücksichtsloser Killer, für den Menschenleben nicht zählten. Drei hatte er bereits an diesem Tag vernichtet.
Suko betrat das Haus. Auch er sah nicht besser aus als ich und warf nur einen kurzen Blick auf den Toten. »Wir hätten ihn nicht gehen lassen sollen.«
»Ich weiß. Was ist mit der Fahndung?«
»Sie läuft.« Suko schüttelte den Kopf. Er war kein Optimist. »Ich glaube nicht, dass sie Erfolg haben wird. Der Killer ist mit dem Teufel im Bunde. Das merkt man immer wieder. Der weiß verdammt genau, was er tut.«
»Ja, wahrscheinlich hast du Recht.«
Wir mussten die Kollegen von der Mordkommission anrufen. Die konnten sich jetzt mit zwei Leichen
Weitere Kostenlose Bücher