1158 - Kalt wie der Tod
zumeist dieser komische Ausländer-Sender, der mit M anfängt.«
»Verstehe schon.«
»Wir hätten Ihnen ja gern geholfen«, sagte Grete Illig mit leiser Stimme.
Peters lächelte kantig. »Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wichtig, dass wir den Killer haben und er nichts mehr anstellen kann. Der wird keinen Menschen mehr töten.« Peters stand auf und ging zu Harry Stahl. »Ich denke, dass wir hier fertig sind.« Um es zu unterstreichen, setzte er sich gar nicht erst hin. »Wir ziehen ab, und was werden Sie unternehmen?«
Harry zuckte mit den Schultern. »Was soll ich schon unternehmen? Ich bleibe den Rest der Nacht hier.«
»Oh! Dann fahren Sie erst morgen?«
»So ist es.«
»Wie Sie wollen, Herr Stahl. Wegen der Berichte telefonieren wir dann noch.«
»Ist klar.«
Die beiden verabschiedeten sich. Peters nickte auch den Pensionsinhabern zu, ging nach draußen und sammelte dort seine Leute. In der Gaststube war zu hören, wie die Wagentüren zugeschlagen wurden und dann die Fahrzeuge starteten.
Zurück blieben die Illigs und Harry Stahl.
Das Haar des Hans Illig war in der letzten Stunde noch grauer geworden, wie es schien, und sein Gesicht zeigte auch mehr Furchen. Es sah magenkrank aus.
Seine Frau war aus der Nachbarschaft zurückgekehrt und von einem Schock getroffen worden. Mit einem derartigen Vorfall in ihrer Pension hatte sie nicht gerechnet. Sie war eine Frau Ende 40. Auch ihr Haar hatte mittlerweile die meiste blonde Farbe verloren und war leicht ergraut. Sehr dünn wuchs es auf ihrem Kopf, war nach vorn und zu den Seiten gekämmt und passte zu dem hageren Gesicht und den blassen Augen. Der Frau war anzusehen, dass sie in ihrem Leben viel und hart gearbeitet hatte.
Harry Stahl nahm sein Bier, stand auf und ging zu den Illigs an den Tisch. Sie hatten schon kurz miteinander gesprochen. Die beiden waren Harry dankbar, dass er den Mörder gestellt und außer Gefecht gesetzt hatte.
»Möchten Sie einen Schnaps?« fragte Hans Illig.
»Ja, den kann ich vertragen.«
»Du auch, Grete?«
»Gern.«
Illig holte drei Gläser und eine Flasche Klaren. Seine Frau blieb am Tisch sitzen. In ihren Augen lauerte noch immer die Furcht. Sie flüsterte, als sie Harry ansprach. »Wenn ich mir vorstelle, wen wir hier zu Gast hatten, dann könnte ich jetzt noch durchdrehen, glauben Sie mir.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Harry. »Es ist auch verdammt nicht leicht gewesen.«
»Man kann ja keinem Menschen hinter die Stirn schauen. Wir sind auch für jeden Gast froh. Würde uns das Haus hier nicht gehören, hätten wir schon längst einpacken können.« Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal ist es zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Besonders in den Wintermonaten. Vielleicht ändert sich das zum Sommer hin.«
»Ich wünsche es Ihnen.«
Grete Illig blickte Harry an. »Gibt es nicht so etwas wie einen Sensationstourismus? Ich meine, davon schon mal gehört zu haben.«
»Ja, das gibt es schon. Bauen Sie darauf?«
Vor der Antwort hörte Harry ein scharfes Lachen. »Wer so zu kämpfen hat wie wir, dem ist alles Recht.«
»Sicher.«
Illig kehrte mit der Flasche und den drei Gläsern zurück. Er schenkte sie randvoll ein. Drei Hände nahmen die Gläser hoch. »Trinken wir darauf, dass wir noch leben«, sagte Illig. »Es war verdammt knapp. Dieser Mörder hätte uns alle umgebracht, wenn Sie nicht dagewesen wären.« Er warf Harry einen dankbaren Blick zu. »Deshalb möchte ich auch auf Sie trinken.«
Stahl winkte ab. So gelobt zu werden, das war ihm unangenehm. »Es war Glück. Zudem war ich eben im richtigen Moment zur Stelle, und auch die Aussage eines Zeugen passte genau. Durch sie sind wir erst auf diesen Ort gekommen.«
»Und das alles bei uns«, flüsterte Grete Illig. »Ich kann es noch immer nicht fassen.« Sie kippte den Klaren mit einem Ruck in ihre Kehle, schüttelte sich und kommentierte wie gut der Schluck getan hatte. »Da wird einem gleich richtig warm.«
Harry hatte sein Glas nur zur Hälfte geleert. Im Gegensatz zu Hans Illig, der es noch einmal füllte, nur diesmal nicht bis hoch zum Rand. »Das mit dem Zimmer geht übrigens in Ordnung. Sie können die Nacht bei uns bleiben.«
»Sehr gut. Ich muss allerdings morgen früh nach Berlin und kehre dann noch einmal hierher zurück. Zusammen mit einem Freund, den ich vom Flughafen abhole.«
Beiden Illigs blieb vor Staunen der Mund offen. Sie schüttelten auch die Köpfe und wunderten sich.
»Haben Sie denn nicht die Nase voll?«,
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