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116 - Dämonenfalle Amazonas

116 - Dämonenfalle Amazonas

Titel: 116 - Dämonenfalle Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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werfen.
    Was hatte es noch für einen Sinn, in krankhaftem Optimismus zu schwelgen? Dondo Narrine hatte recht. Man mußte den Tatsachen ins Auge sehen, ob einem das nun gefiel oder nicht. Das Ende schien uns gewiß zu sein, und es würde wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
    Der Häuptling gab den Befehl, uns aus der Hütte zu holen. Man riß mich unsanft auf die Beine. Meine Gelenke schmerzten, schienen beim langen Sitzen eingerostet zu sein. Ich bekam einen Stoß, der mich als ersten aus der Hütte beförderte.
    Das heilige Feuer brannte wie jedes andere. Die Holzstücke waren aber in einer besonderen Formation aufgelegt, und das machte das Feuer wahrscheinlich heilig. In der Glut steckten Messer mit langen, glühenden Klingen. Bei ihrem Anblick rann es mir eiskalt über den Rücken. Drei Messer - drei Opfer.
    Ich bin kein Supermann ohne Nerven. Als ich die Messer erblickte, wurden meine Knie verdammt weich, und mir brach der Schweiß aus allen Poren.
    Es ist keine Schande, zuzugeben, daß ich Angst hatte. Hundsgemeine, nagende Angst!
    Der lodernde Feuerschein ließ in den Gesichtern der Indios dunkle Schatten tanzen. Die Angst in unseren Augen störte sie nicht. Diesen Ausdruck kannten sie. Für sie war das, was sie taten, kein Verbrechen, kein Mord, sondern eine selbstverständliche Kulthandlung.
    Sie waren damit aufgewachsen, machten im Sinn ihrer Vorfahren weiter, und ihre Kinder würden ebenfalls anderen Menschen die Köpfe abschneiden, ohne etwas dabei zu finden.
    Der Häuptling kam auf uns zu. Er sagte, seinem Sohn gehe es sehr schlecht, aber bald würde es ihm bessergehen, denn Bronda würde gnädig sein und die Krankheit von dem Jungen nehmen.
    Ich war kein Prophet, konnte aber dennoch Voraussagen, daß sich am Zustand des Häuptlingssohnes gar nichts ändern würde.
    Der dicke Häuptling befahl einem der Indios, die neben dem heiligen Feuer standen, ihm das erste Messer zu reichen.
    Als der Eingeborene sich bückte, schien Omene den Verstand zu verlieren. Er brüllte laut und gab dem Indio einen Tritt, der diesen niederwarf.
    Das Ritualmesser, das er bereits in der Hand gehalten hatte, fiel auf den Boden, und Omene hob es blitzschnell auf - mit der rechten Hand!
    Er war nicht mehr gefesselt! Es war ihm gelungen, die Lederbänder zu sprengen, und jetzt fuchtelte er mit der glühenden Messerklinge herum.
    Die Iaviros wichen verstört zurück. Auch der Häuptling war verdattert. Ich rechnete damit, daß uns Omene befreien würde, aber er kümmerte sich nicht um uns.
    Hatte er nicht zu verstehen gegeben, er würde sich für mich zerreißen lassen? Damit schien es dem Stummen nicht allzu ernst gewesen zu sein, wie sich nun zeigte.
    Omene schien es nur wichtig zu sein, die eigene Haut zu retten. Was aus uns wurde, schien ihm egal zu sein. Ich hätte nicht so gehandelt, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. Dennoch konnte ich seine Handlungsweise verstehen.
    Jetzt kriegt Bronda nur noch zwei Köpfe, durchzuckte es mich. Vielleicht würde das dem Häuptling nicht genug sein, und er würde uns zumindest noch so lange am Leben lassen, bis er ein oder zwei weitere Opfer dazubekam.
    In dieser Zeit konnte viel passieren. Der Hoffnungsfunke glomm in mir gleich wieder heller.
    Omene hetzte davon, aber ich hatte ihn falsch eingeschätzt. Er ließ uns nicht im Stich. Der Stumme rannte nicht an den Hütten vorbei, sondern in eine hinein - und zwar in die des Häuptlings.
    Die Iaviros holten ihre Blasrohre, doch sie konnten sie nicht einsetzen, denn Omene erschien mit einem Halbwüchsigen, dessen fieberglänzende Augen weit aufgerissen waren.
    Die glühende Klinge wies auf den Hals des Jungen. Omenes Miene drückte gefährliche Entschlossenheit aus, und der Häuptling schrie seinen Männern etwas zu, worauf diese die Blasrohre sinken ließen.
    Niemand konnte verstehen, was aus Omenes Mund kam. Es waren lediglich unartikulierte Laute. Dennoch wußten die Kopfjäger, was er wollte.
    Sie schnitten unsere Fesseln durch. »Uh!« machte der Stumme. Sein Kopf ruckte dabei zurück. »Kommt!« sollte das heißen.
    Wir begaben uns zu ihm, und die Iaviros wagten uns nicht daran zu hindern. Der Häuptling stand mit erhobenen Händen, die er waagrecht abspreizte, da - wie ein Dirigent, der soeben sein Orchester verstummen ließ. Solange Omene den kranken Jungen in seiner Gewalt hatte, würde der Häuptling nicht wagen, etwas gegen uns zu unternehmen.
    Wir erreichten Omene. »Uh!« machte er wieder, und sein Blick

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